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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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strahlende Tower stand ein gutes Stück rechts von mir. Die dicht befahrenen Straßen von Springfield reflektierten sich geheimnisvoll rosafarben in den tief hängenden Wolken. Ein himmelweiter Unterschied zu dem tintenschwarzen, ruhigen Himmel über meinem Haus am See.
    Plötzlich kam der Helikopter in Sicht. Mein Herz führte einen kleinen Freudentanz auf, der mir ziemlich peinlich war. Ich stand da und beobachtete, wie der Pilot den vibrierenden Hubschrauber etwa dreißig Meter entfernt von mir auf dem Asphalt aufsetzte. Als er mich heranwinkte, lief ich ihm entgegen. Kalte Regentropfen durchnässten mein Haar, bis der Luftstrom der Rotoren den Regen von mir weg und in alle Richtungen pusteten. Ich riss die Tür auf und stellte fest, dass Black seinen Luxushelikopter heute selbst flog. Nachdem ich eingestiegen war, gab ich ihm den mitgebrachten großen Styroporbecher mit Kaffee.
    »Ein kleines Geschenk für dich«, rief ich. »Du wirst es brauchen, wenn du die Nacht durchhalten willst.«
    »Oh, mein Gott, was noch?« Black griff nach dem Kaffee und trank einen großen Schluck, als hätte er ihn bitter nötig gehabt. Allerdings nahm er weder den Kopfhörer ab, noch schaltete er die Rotoren ab. Funkelnde Regentropfen benetzten die Frontscheibe und spiegelten sich in seinem Gesicht. Seine Augen leuchteten so blau, dass ich manchmal kaum fassen konnte, dass sie echt und keine schicken neonbunten Kontaktlinsen waren.
    Ich setzte den Kopfhörer auf, den er mir reichte. »Eigentlich nichts«, erwiderte ich. »Ich wollte nur, dass du bei Kräften bleibst, damit du mir heute im Bett nicht schlappmachst.«
    Black grinste mir kurz zu. »Außer dir brauche ich dazu nichts, glaube mir.« Er wandte sich wieder seinen Steuerhebeln zu und ging mit dem Fluglotsen den üblichen Ablauf durch.
    Ein kleiner Schauder durchlief meine intimeren Körperteile, und ich konnte nicht anders, als Black zuzustimmen. Ich war diesem Mann verfallen, so viel stand fest. Außerdem hatte ich ihn sehr vermisst, und dabei waren es doch nur ein paar Tage gewesen. Ach herrje. Unsere Telefonate waren eben kein Ersatz für seine nächtliche Anwesenheit in meinem Bett, an das ich mich gewöhnt hatte. Wahrscheinlich ziemlich unklug von mir. Bis jetzt waren die Menschen in meinem Leben nie lange geblieben, und Black und ich waren nun schon seit einer Weile zusammen. Wer weiß, vielleicht stand das Ende ja kurz bevor. Nicht, dass mir hier jemand eine pessimistische Grundhaltung unterstellt.
    »Warum der Hubschrauber? Ich dachte, du nimmst den Jet.«
    »Ich habs mir anders überlegt und meinen Piloten am See landen lassen. So können wir zum Taney County Airport bei Branson fliegen.«
    »Da sparen wir uns Fahrzeit.«
    »Ich habe dir etwas aus New York mitgebracht«, meinte Black und sah mich an, während er auf die Starterlaubnis wartete. »Es liegt genau hinter dir. Nimm es und schau, ob es dir gefällt.«
    Ich drehte mich im Sitz um, griff nach den Henkeln einer dunkelblauen Geschenktüte und öffnete sie. Unter einer Schicht hellgelben Seidenpapiers entdeckte ich eine große rote Handtasche, die offenbar aus Alligatorenleder bestand. Wahrscheinlich hatte Black sie wegen seiner Herkunft aus den Bayous von Louisiana ausgesucht. Oder er hatte einen Abstecher nach LaFourche Parish gemacht und selbst eines der riesigen Reptile geschossen, um mir zu dem richtigen Gepäckstück zu verhelfen.
    »Wow, eine große rote Alligatorentasche.«
    Black fing zu lachen an. »Es ist Krokodilleder. Du wolltest doch etwas, um deine Ersatzmagazine spazieren zu tragen, richtig? Schnall dich an, es geht los.«
    Ich tat es, wir starteten und entfernten uns rasch von den Terminals. Sobald wir hoch über den wunderhübsch funkelnden Lichtern der Stadt, aber unter der drückenden Wolkendecke, flogen, meinte Black: »Die Tasche ist von Hermès. Aus der Grace-Kelly-Linie. Für dieses Modell gibt es eine Warteliste, aber ich habe meine Beziehungen spielen lassen. Ich habe sie dir besorgt, weil ich finde, dass du aussiehst, wie Grace Kelly, als sie noch jung war und Filme gedreht hat. Da ist ein Foto von ihr dabei. Schau es dir an.«
    Ich erinnerte mich dunkel an Grace Kelly. Allerdings war ich keine Cineastin. Ich wusste nur, dass sie im wirklichen Leben eine Prinzessin gewesen und in ihrem Sarg wie eine Braut ausgesehen hatte, was ein wenig makaber war, weshalb ich es Black gegenüber nicht erwähnte. Ich hielt das kleine Foto an das Licht der Instrumententafel. »Ich sehe ihr überhaupt

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