Das Boese in uns
analysieren, bis wir den Hinweis entdecken, der uns zu ihm führt.«
»Und was glauben Sie, wie dieser Hinweis aussieht?« »Bei ihm dreht sich alles um Geheimnisse und Wahrheit. Die Frage, auf die wir eine Antwort finden müssen, lautet: Woher weiß er, was er weiß? Ich glaube, wenn wir das herausfinden, haben wir ihn.«
»Ideen?«
»Wir vermuten, dass er seine Opfer in Selbsthilfegruppen findet, bei den Anonymen Alkoholikern zum Beispiel. Außerdem in Kirchen. Mit großer Wahrscheinlichkeit infiltriert er die Gruppen, indem er sich als Leidensgenosse ausgibt.« Ich zucke die Schultern. »Ich schätze, er könnte auch als Therapeut auftreten, oder als Priester.«
»Aber das glauben Sie nicht.«
»Es wäre zu direkt, zu riskant. Er muss sich in der Menge verstecken, und er braucht die Möglichkeit, sich jederzeit unauffällig zu verdrücken. Das kann er aber nicht, wenn er sich in eine Lage bringt, in der Menschen eine Beziehung zu ihm aufbauen. Dann würde es zu sehr auffallen, wenn er verschwindet.«
»Stimmt«, sagt Jones nachdenklich. »Und wie können wir das nutzen, um ihn aufzustöbern?«
»Das weiß ich noch nicht.« Ich höre die Hilflosigkeit in meiner Stimme.
»Nun«, sagt Jones, »in dieser Situation haben Sie zwei Möglichkeiten, Agentin Barrett. Entweder Sie beachten die Sache nicht weiter, oder tauchen Sie selbst in die Umgebung ein.«
»Ja, Sir.«
»Gut. Dann sollten Sie sich schnell darüber klar werden, was Sie tun wollen. Nach allem, was ich bisher sehe, will unser Freund geschnappt werden. Also geben wir ihm, worauf er scharf ist. Machen Sie sich an die Arbeit.«
Ich verlasse sein Büro, und seine Worte klingen mir in den Ohren.
Tauchen Sie selbst in die Umgebung ein.
Als ich wieder in der Todeszentrale bin, gehe ich gleich zu Alan.
»Los, komm, wir fahren zu Vater Yates.«
Kapitel 28
Ein weiterer spätabendlicher Trip ins Valley. Der Mond versteckt sich diesmal und kommt nur gelegentlich hinter den Wolken hervor.
»In L. A. sieht man nie die Sterne«, murmelt Alan.
»Das liegt an den Lichtern der Großstadt.« Ich lächle. »Sie machen den Himmel zu hell. Das Streulicht und der Smog.«
Die Räder rumpeln und poltern auf dem unebenen Straßenbelag, während wir durch die Dunkelheit jagen.
Vater Yates trägt Jeans und einen Pullover. Sein Haar ist zerzaust. Seine Augen blicken müde. Er gähnt, als er uns sieht.
»Verzeihung.« Er lächelt und schüttelt zuerst mir, dann Alan die Hand. »Ich gehe früh schlafen und stehe mit den Hühnern wieder auf, wie das Sprichwort sagt.«
»Kein Problem, Vater. Wir sitzen im gleichen Boot, nur dass wir manchmal ins Bett gehen, wenn die Hühner aufstehen. Das bringt der Job mit sich.«
Er deutet auf die vordere Reihe von Bänken, und wir nehmen dort Platz.
»Sie benötigen meine Hilfe, sagten Sie?«
»Haben Sie einen der Videoclips gesehen, die er aufgenommen hat?«
»Nur die ersten paar, in denen er seine Argumente für die Wahrheit darlegt. Ich habe kein Interesse, ihm dabei zuzusehen, wie er Menschen ermordet.«
»Und? Was denken Sie?«
Vater Yates lehnt sich zurück und betrachtet das große Kruzifix über dem Altar. Es ist sein Anker an diesem Ort; ich erkenne es daran, wie ein Teil der Sorgen und der Müdigkeit aus seinen Augen verschwindet.
»Sind Sie vertraut mit den Katechismen der katholischen Kirche, Agentin Barrett?«, fragt er.
»Ah ... ich glaube schon. Ich wurde katholisch erzogen.«
»Wie steht es mit dem offiziellen Katechismus?«
»Ich fürchte, Vater, ich weiß nicht, was Sie meinen.« »Warten Sie.«
Er verschwindet in der Sakristei und kehrt gleich darauf zurück, ein kleines, dickes, gebundenes Buch in den Händen. Er reicht es mir. Ich lese den Titel: Katechismus der Katholischen Kirche.
»Alles, was Sie schon immer über die katholische Kirche wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten.« Er lächelt. »Es gibt einen Absatz darin, nach dem ich meine Handlungen ausrichte. Ich habe ihn erneut gelesen, kurz nachdem ich mir diese Videoclips angeschaut hatte.« Er nimmt mir das Buch wieder ab und schlägt eine der vorderen Seiten auf. »Hier: >Das gesamte Anliegen von Doktrin und Lehre muss auf die Liebe ausgerichtet sein, die niemals endet. Gleichgültig, ob etwas zum Glauben, zur Hoffnung oder zum Handeln vorgeschlagen wird, die Liebe unseres Herrn muss stets zugänglich sein, sodass jeder sehen kann, dass sämtliche Werke der vollkommenen christlichen Tugend der Liebe entspringen und keinen
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