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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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nicht zur Arbeit heute, doch Disziplin ist der Schlüssel zu dem Leben, das sie inzwischen führt. Jeden Tag zur gleichen Zeit aufstehen, kein Schlendrian, kein Verschlafen. Sonntags bis freitags läuft sie eine Meile. Samstags geht sie nicht laufen, steht aber zur gleichen Zeit auf wie an den anderen Tagen, geht unter die Dusche, trinkt ihren Kaffee und geht anschließend zur Kirche, um dort ehrenamtlich zu helfen.
    All das, sinniert sie, hilft dabei, das eigentliche Geheimnis zu bewahren, das wahrhaft Schmutzige in ihr im Zaum zu halten. Diese eine, furchtbare ...
    Ein Klopfen an der Tür reißt sie aus ihren Gedanken. Sie runzelt die Stirn.
    Wer zum Teufel ist das?
    Sie packt ein Badetuch und betrachtet ihr Gesicht im Spiegel; dann tadelt sie sich sogleich für diese Eitelkeit, obwohl sie weiß, dass sie diese Angewohnheit wohl niemals wird ablegen können.
    Sie öffnet die Tür, ohne durch den Spion zu blicken. Es ist Samstagmorgen, und sie ist hier in Simi Valley, Herrgott noch mal. Einer der sichersten Orte im ganzen Land.
    Der Mann hat ein Lächeln im Gesicht und eine Pistole in der Hand. Er zielt damit auf ihren Kopf und tritt vor, zwingt sie, vor ihm zurückzuweichen.
    »Ein Mucks, und ich puste dir das Hirn raus«, sagt er kühl und gelassen. Dann schließt er die Tür zu ihrem Apartment.
    »Wer sind Sie?«, fragt sie mit bebender Stimme.
    Er legt einen Finger an die Lippen. »Pssst ... Ich habe etwas für dich, Rosemary.«
    Er greift in seine Jackentasche und zieht einen durchsichtigen Beutel hervor. Sie erkennt augenblicklich, was es ist. Natürlich.
    Kokain. Herrliches, wundervolles, köstliches Kokain.
    »Keine Angst, Rosemary. Es ist in Ordnung. Gott wird dir vergeben, solange du dich ihm ergibst, bevor ich dich töte. Vergiss nicht, Gott ist Liebe.«
    Sie spürt, wie der alte, vertraute Dämon sich regt, selbst jetzt, nach all den Jahren, selbst mit einer Pistole vor dem Gesicht. Sie spürt die Wahrheit, über die sie so oft nachdenkt. Sie ist als Isebel geboren. Sie ist nicht erst eine geworden.
    Lieber Gott, ich habe Angst, so schreckliche Angst, und trotzdem will ich das Koks, will es mit jeder Faser, und (sie kann nicht unehrlich sein in ihrem Zwiegespräch mit Gott, nicht jetzt, niemals) eigentlich ist es ja auch gar nicht meine Schuld, denn er zwingt mich ja dazu, was eine Erleichterung ist, weil es mich gewissermaßen von jeder Schuld befreit und deshalb ... Vergib mir, Gott.
    Und gleich darauf: Verwirrung.
    Woher weiß er, dass ich kokainsüchtig war?
    Sie denkt nach, versucht sich zu erinnern, ob sie sein Gesicht schon einmal beim Treffen der Anonymen Drogenkonsumenten gesehen hat, oder in ihrer Kirche.
    Nein. Nein, denkt sie. Diese Augen hätte ich bestimmt nicht vergessen. Diese furchtbaren Augen.
     
     
    »Komm schon, Rosemary«, sagt der Mann, und seine Stimme klingt beinahe freundlich. »Auf uns wartet Arbeit.«
    Spielt es eine Rolle, Herr? Spielt es eine Rolle, Gott, dass ich dieses Zeug aus freien Stücken niemals genommen hätte? Auch wenn ich es wirklich will, was er mir gibt, spielt es eine Rolle, dass ich nicht danach gesucht habe?
    Rosemary hat beim Beten stets die Gegenwart Gottes gespürt, doch sie hat niemals seine Stimme gehört. Diesmal ist es nicht anders. Gott spricht nicht zu ihr, doch er ist da. Wie immer.
    Er ist da, als sie das Koks schnupft, mit der Pistole an der Schläfe, und er ist selbst dann noch da, als das Ende kommt mit all seiner Dunkelheit.
    Gott sagt kein Wort, doch er ist da, und das reicht ihr. Sie weiß, dass er ihren letzten Gedanken hört, ihre letzte Offenbarung.
    Oh doch, es macht etwas aus, es macht einen Unterschied ... allen Unterschied der Welt. Vater unser, der du bist im Himmel. Gott, o mein Gott, ich liebe dich so sehr.
    Beinahe wäre sie lächelnd gestorben, wären da nicht diese furchtbaren Schmerzen gewesen.
     

Kapitel 11
    Es ist kurz nach Mittag, und ich telefoniere mit AD Jones.
    »Ein ähnliches Verbrechen?«, fragt er ungläubig. »Hier?«
    Er stöhnt nicht, doch ich weiß, dass ihm danach zumute ist, weil es mir nicht anders ergeht.
    Ein Killer, der von Stadt zu Stadt springt, ist eine ganz neue Art von Ungeheuer. Ein Mann, der hingebungsvoll sein Handwerk ausübt, ein Wanderer, der sein Unwesen in zahlreichen verschiedenen Bundesstaaten treibt. Das schafft Probleme. Einheimische, die uns nicht in ihrem Sandkasten mitspielen lassen möchten. Die Gefahr von Inkompetenz auf Seiten der Forensik oder der Spuren-Sicherung steigt mit

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