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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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aus meinen Gedanken.
    Ich zucke die Schultern. »Bonnie. Sie will wieder auf eine normale Schule.«
    Er hebt erstaunt die Augenbrauen. »Wow.«
    »Ja, wow.«
    »Macht dir Angst, wie?«
    Seine Augen sind sanft, freundlich, geduldig. Alan kennt mich sehr gut, nicht zuletzt deshalb, weil ich ihm nahezu blind vertraue.
    Ich stoße einen Seufzer aus. »Es macht mir schreckliche Angst, ja. Ich meine, ich kann sie verstehen. Sie ist zwölf. Sie weiß, dass ich sie nicht immer in einem Kokon festhalten kann. Aber es macht mir Angst, mir vorzustellen, dass sie allein da draußen ...«
    Er nickt. »Das überrascht mich nicht. Sie hat Schlimmes durchgemacht. Genau wie du.«
    »Da liegt das Problem. Alle Eltern machen sich Sorgen, wenn sie ihre Kinder nach draußen in die Welt lassen. Aber nicht alle Eltern haben gesehen, was ich gesehen habe ... Dinge, die man sich kaum vorstellen kann.«
    »Ja.« Er schweigt für einen Moment. »Ich liebe Bonnie, das weißt du«, sagt er dann. »Ehrlich gesagt, die Vorstellung, sie allein da draußen zu sehen, macht mir ebenfalls Angst. Nicht nur um sie, auch um Elaina und um dich. Bonnie verkörpert deine zweite Chance, Mutter zu sein - und wahrscheinlich Elainas einzige Möglichkeit, ein wenig von diesem Gefühl zu erleben. Du und Elaina, ihr seid die wichtigsten Frauen in meinem Leben, und wenn Bonnie etwas zustoßen würde ... Ich glaube nicht, dass eine von euch beiden das überstehen würde.« Er lächelt melancholisch. »Auf der anderen Seite erfüllt es mich mit Freude. Weil es bedeutet, dass das kleine Mädchen wieder okay ist.« Er sieht mir tief in die Augen. »Du weißt, was ich meine? Sie hat keine Angst mehr davor, in die Welt zu gehen. Das ist ein Fortschritt, Smoky. Es bedeutet, dass wir das Richtige für sie getan haben. Und das finde ich verdammt cool.«
    Ich muss lächeln bei Alans Worten. Er hat mir die Angst zwar nicht genommen, aber er hat sie ein wenig abgemildert. Weil es stimmt, was er gesagt hat. Bonnie war so gut wie verloren für die Welt, nachdem ein Ungeheuer zu ihr nach Hause gekommen war. Ihre Seele war weit, weit draußen am Rand zur Ewigkeit, eine winzige Kerzenflamme in einem Gewittersturm. Das, was ihr Wesen ausmacht, wäre um ein Haar ausgelöscht worden, und nur eine leere, tote Hülle wäre geblieben.
    Und jetzt sagt sie mir, sie fühlt sich stark genug, sich ein Leben aufzubauen, in dem es mehr gibt als nur mich. Es ist ein zutiefst beängstigender Gedanke, und er macht mich vielleicht sogar ein wenig eifersüchtig, aber ... ja, es ist verdammt cool.
    »Danke, Alan. Du hast recht.«
    »Ich weiß. Aber glaub ja nicht, dass ich immer noch den Verständnisvollen abgebe, wenn sie anfängt, sich mit Jungen zu verabreden.«
    Ich lächle ihn an. »Das wäre ja noch schöner. Es wird keine Verabredungen geben.«
    Er lächelt zurück. »Dein Wort in Gottes Ohr.«
     

Kapitel 12
    Simi Valley ist viel schöner als das eigentliche L. A., genau wie der größte Teil von Ventura County. Die Gegend ist überschaubarer und sicherer. Der Freeway 118 verbindet Simi Valley und das San Fernando Valley, und die Fahrt führt durch eine weite, unbesiedelte Hügellandschaft.
    Der östlichste Teil von Simi Valley ist der ältere, mit Häusern aus den Sechzigerjahren. Es ist wie überall in den Vereinigten Staaten: Je weiter man nach Westen kommt, desto neuer sind alle Dinge.
    So wie hier, so war Kalifornien früher, denke ich. Saubere Luft, unendlich viel Sonne im Frühling und Sommer und ein Horizont, den man noch sehen konnte. Simi ist eine mittelgroße Ortschaft. Hier fehlen die Verkehrsstaus und das Chaos - beides schon seit langer Zeit Kennzeichen von L. A.
    Er herrscht dichter Verkehr, aber es gibt keinen Stau, und wir erreichen die Polizeiwache gegen neunzehn Uhr.
    »Das muss Atkins sein«, murmelt Alan.
    Ich sehe einen brünetten Mann mittleren Alters mit zurückweichendem Haaransatz, der auf dem Parkplatz vor der Wache wartet, gegen seinen Wagen gelehnt. Der Mann trägt einen anthrazitfarbenen Anzug, nicht das billigste Modell, doch auch nicht von Armani. Er sieht uns und kommt uns entgegen, als wir parken.
    »Sie müssen Agent Washington sein«, sagt er zu Alan und streckt ihm lächelnd die Hand entgegen. »Das soll keine Beleidigung sein, aber Sie sind schwer zu übersehen.«
    »Das höre ich jeden Tag«, erwidert Alan.
    »Jede Wette.« Atkins wendet sich zu mir. »Und Sie sind Agentin Barrett.«
    Seine Blicke verweilen auf meinen Narben, aber daran bin ich längst

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