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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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zittern. Ich hatte schreckliche Angst davor.« Sie erschauert. »Zum Schluss tat Daddy nicht mehr so, als wäre gar nichts da. Einmal legte er mir die Hand auf den Bauch und sagte: >Wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Charles.< Da habe ich das Baby noch mehr gehasst. Ich war sicher, dass es der Sohn des Teufels werden würde oder so was.
    Eines Nachts bin ich aufgewacht, und mein Bett war nass. Die Fruchtblase war geplatzt. Ich hatte schlimme Schmerzen. Ich wusste, dass ich es nicht zu Hause haben wollte, hier bei mir. Also stand ich auf und zog mich an und nahm Daddys Wagen und fuhr raus zu den verlassenen Fabriken. Ich fand eine Stelle im Dunkeln, wo ich ihn nicht sehen musste, wenn er rauskam mit seinen Fängen und Klauen und seinem Schwanz.«
    Sie stockt. Verzieht gequält das Gesicht.
    »Was geschah dann, Maxine?«, fragt der Prediger.
    »Er kam heraus. Er kam zur Welt. Er lag nur da im Dreck,  und ich war froh, dass ich es hinter mir hatte. Ich wusste nur eins: Ich hatte Angst. Ich wollte ihn nicht ansehen. Und dann ... dann schrie er.« Ich höre Staunen in ihrer Stimme. »Er klang so normal. Gar nicht wie ein Dämon. Er klang wie ein Baby. Also sah ich ihn an, und er war so klein und weinte nur und weinte, als wäre er wütend auf mich und auf den kalten Dreck, in dem er lag, und auf die ganze Welt. Er hatte mein Blut an sich, und dann nahm ich ihn einfach und sah ihn zum ersten Mal richtig an.« »Und was hast du gesehen, Maxine?«
    Sie schließt die Augen. »Ein Baby. Ein ganz normales Baby.« »Und? Was hast du noch gesehen?«
    Sie öffnet die Augen. Sie sind voller unerträglichem Schmerz. »Dass er Daddy gehören würde. Daddy würde ihn irgendwie schlecht machen ... ihn anstecken mit seiner Bosheit, oder ihn missbrauchen. Er war kein Dämon von Geburt an, doch Daddy war der Teufel, und Daddy würde ihn am Ende auch zu einem Teufel machen. Also tat ich ...« Sie stockt, atmet tief und schluchzend durch. »Also tat ich das Einzige, was ich für richtig hielt. Ich nahm Charles, suchte eine Mülltonne und steckte ihn ganz tief rein, und dann bedeckte ich ihn mit Abfall, bis ich seine Schreie nicht mehr hören konnte.«
    »Was ist danach passiert?«
    »Ich fuhr nach Hause. Und wissen Sie was?« Sie richtet den Blick jetzt in die Kamera. Ihre Augen sind ein stummes Flehen. »Daddy hat nie gefragt, was aus dem kleinen Charles geworden ist. Nicht ein einziges Mal.«
    »Aber es war schlimmer für dich, dass deine Mutter nicht gefragt hat, nicht wahr?«
    »Ja«, flüstert Maxine. »Das war das Schlimmste. Es war, als hätte Charles für sie niemals existiert. Vielleicht war es ja auch so. Vielleicht waren sie Menschen, die ohne Schuldgefühle leben konnten ... ohne sich um jemand anderen zu sorgen.«
    »Aber du warst keiner von diesen Menschen, nicht wahr, Maxine?«
    Sie presst die von Make-up verschmierten Augen zusammen und heult. »Nein! Ich habe es nie vergessen! Niemals! Ein Jahr später bin ich von zu Hause weggelaufen und hierher nach Kalifornien gekommen. Ich habe gehurt, nahm Drogen und hasste mich selbst. Doch dann ... fand ich Gott. Und änderte mein Leben von Grund auf.«
    Erneut öffnet sie die Augen, und erneut sehe ich das Leid darin. »Wissen Sie das denn nicht? Ich habe mich geändert. Ich habe mich von meinem Teufel abgewandt und Gott meine Seele gegeben. Ich arbeite heute mit Kindern. Ich helfe Kindern, um wiedergutzumachen, was ich meinem Charles angetan habe. Sehen Sie das denn nicht?«
    Sie bettelt um Gnade, doch das Murmeln, das ich im Hintergrund höre, verrät mir, was ich bereits gewusst habe: Er gewährt keine Gnade. Er ist erbarmungslos. Das Murmeln ist der Anfang des Vaterunsers.
    »Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name ...« Dann eine Pause. »Gott bedeutet Liebe, Maxine«, sagt er.
    Schwarzblende.
    Mein Mund hat sich mit Galle gefüllt. Adrenalin schießt durch meinen Kreislauf und lässt mein Herz unregelmäßig schlagen. Meine Haut fühlt sich heiß an. Mir ist schwindlig.
    Ich höre ein gackerndes Etwas durch die Nacht in meinem Verstand laufen. Es krabbelt so schnell es kann, als es versucht, aus der Dunkelheit ans Licht zu springen.
    Sieh mich an!, schnarrt es, grollt es und gackert es. Du weißt, was ich bin. Sieh her! Sieh mich an!
    Ich kneife die Augen fest zusammen und schüttle den Kopf.
    Nein, nein, nein, nein!
    Das Phantom von vergangener Nacht ist wieder da. Diesmal ist es zu einem Ungeheuer gewachsen, und es hat mich in einem unerwarteten

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