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Das Böse kommt auf leisen Sohlen

Das Böse kommt auf leisen Sohlen

Titel: Das Böse kommt auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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Abend neben dem Haus. Es wäre, als hätten sie noch einen vorbeikommenden Jungen gerufen. Noch einen Jungen brauchten sie nicht – was sie brauchten, war ein General! Oder noch besser ein Generalmajor! Er versuchte, Dads Gesicht im Schaufenster zu erkennen und zu sehen, ob es wirklich älter, fester, stärker aussah als letzte Nacht im milchigen Licht des Mondes. Aber er sah nur Dads Finger, die sich nervös verkrampften, seinen zuckenden Mund, als getraute er sich nicht, Mr. Tetley zu sagen, was er wollte... 
    "Eine... das heißt... eine Fünfundzwanzig-Cent-Zigarre." 
    "Mein Gott!" sagte Mr. Tetley oben. "Ist der Mann reich!" 
    Charles Halloway ließ sich Zeit. Langsam entfernte er die Klarsichthülle und wartete auf einen Hinweis, irgendeine Bewegung im Universum, die ihm sagte, was er nun tun sollte, warum er hierher zurückgekommen war, um eine Zigarre zu kaufen, die er eigentlich gar nicht haben wollte. Er hatte das Gefühl, als hätte ihn jemand beim Namen gerufen, zweimal. Rasch drehte er sich um, betrachtete die Menge, sah, wie die Clowns Handzettel verteilten. Dann entzündete er die Zigarre, die er gar nicht mochte, an der ewigen, bläulichen Gasflamme, die in einem kleinen silbernen Röhrchen auf der Theke brannte. Beim Paffen ließ er mit der freien Hand die Bauchbinde fallen. Er sah sie an den Metallrost stoßen und verschwinden. Sein Blick folgte ihr in die Tiefe, wo... 
    Die Bauchbinde blieb genau neben dem Fuß seines Sohnes Will Halloway liegen. 
    Charles Halloway erstickte fast am Zigarrenrauch. 
    Ja, da unten waren zwei Schatten! Und diese Augen! 
    Entsetzen starrte ihm aus der Dunkelheit unter der Straße entgegen. Fast hätte er sich schreiend zu dem Kellergitter niedergebeugt. 
    Statt dessen rief er aber nur leise in die Menge ringsumher, während das Wetter aufklarte: 
    "Jim? Will? Was zum Teufel ist denn mit euch los?" 
    In diesem Augenblick trat dreißig Meter entfernt der Illustrierte Mann aus der Kaffeebar. 
    "Mr. Halloway...", begann Jim. 
    "Kommt sofort da heraus!" befahl Charles Halloway. 
    Der Illustrierte Mann stand eine Weile inmitten der Menge, dann drehte er sich langsam herum und kam auf den Zigarrenladen zu. 
    "Dad, wir können nicht! Bitte, schau nicht auf uns herunter!" 
    Der Illustrierte Mann war nur noch ungefähr zwanzig Meter entfernt.
     "Jungen", sagte Halloway, "die Polizei..." 
    Jim unterbrach ihn heiser: "Mr. Halloway, wenn Sie jetzt nicht wegsehen, dann sind wir tot! Wenn uns der Illustrierte Mann..." 
    "Wer?" fragte Mr. Halloway. 
    "Der Mann mit den Tätowierungen." 
    Im Geist sah Halloway die fünf tintenblauen Augen auf der Theke der Kaffeebar. 
    "Dad, schau hinüber auf die Uhr am Gericht. Wir erzählen dir inzwischen, was geschehen ist..." 
    Mr. Halloway richtete sich auf. 
    Da stand der Illustrierte Mann neben ihm. 
    "Na?" sagte der Illustrierte Mann. 
    "Elf Uhr fünfzehn." Charles Halloway betrachtete mit der Zigarre im Mund die Uhr am Gerichtsgebäude und richtete seine Armbanduhr danach. "Geht eine Minute nach." 
    Will hielt Jim fest, Jim hielt Will fest. Sie duckten sich in das Loch voller Kaugummipapier und Bauchbinden, während oben auf dem Rost vier Füße scharrten. 
    Dark betrachtete genau Charles Halloways Gesicht, verglich die Knochen unter der Haut, suchte nach einer Ähnlichkeit. Dann sagte er: "Sir, die Vereinigte Schau von Cooger und Dark hat zwei hiesige Jungen ausgewählt – zwei! –, die bei der Festaufführung unsere Ehrengäste sein sollen." 
    "Hm, ich..." Wills Vater bemühte sich, nicht den Blick auf den Bürgersteig zu senken. 
    "Die beiden Jungen..." 
    Will betrachtete die eisernen Nägel in den Schuhsohlen des Illustrierten Mannes. Sie entlockten den Eisenstäben Funken. 
    "... diese Jungen sollen überall frei fahren dürfen, jede Schau kostenlos sehen, jedem Künstler die Hand schütteln, Zauberkästen und Baseballschläger mit nach Hause nehmen..." 
    "Wer sind denn die Glücklichen?" unterbrach ihn Halloway. 
    "Wir haben die beiden nach Fotos ausgesucht, die gestern auf dem Hauptweg der Festwiese geschossen wurden. Wenn Sie die beiden identifizieren können, werden Sie ihr Glück teilen! Das hier sind sie." 
    Jetzt sieht er uns hier unten, dachte Will. Mein Gott! 
    Der Illustrierte Mann streckte die Hände aus. 
    Wills Vater zuckte zusammen. 
    In leuchtendblauer Farbe eintätowiert, starrte ihm von der rechten Handfläche Wills Gesicht

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