Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)
Ambiente den letzten stilvollen Schliff. Allerdings hatte man den Eindruck, dass die Bücher nur den Hintergrund für das eigentliche Highlight der Bibliothek darstellten: die kristallblinkende Bar am Fenster.
Es war eine angenehme Überraschung, festzustellen, dass Mike und ich allein waren. Offenbar war Rex bei der Auswahl der Eingeweihten diskreter gewesen, als ich ihm zugetraut hätte. Mike öffnete eine Flasche Champagner, und ich trat auf den Balkon hinaus, um etwas frische Luft zu schnappen.
»Worauf sollen wir diesmal trinken?«, fragte Mike, als er mit zwei randvollen Gläsern zu mir hinauskam.
Ich blickte in den Garten unter uns, wo die Party in vollem Gange war. Rex hatte dasselbe perlenbesetzte Zelt aufgestellt wie jedes Jahr. Und um den Pool herum standen dieselben betrunkenen Gestalten. Eigentlich hätte mich diese vertraute Umgebung beruhigen sollen, aber heute fand ich es einfach nur langweilig.
Ich sah Mike an und hob mein Glas. »Darauf, die Dinge ein bisschen anzuheizen.«
»Ich wollte die Dinge mit dir schon immer mal auf einem Balkon ein bisschen anheizen«, flüsterte er heiser.
Wir kippten den Champagner hinunter, dann zog Mike mich an sich und bog mich tief nach hinten. Seine Hand glitt unter mein Kleid, meine Finger tasteten sich zwischen seinen Hemdknöpfen hindurch.
Ich legte den Kopf in den Nacken und stöhnte. Die Luft hier draußen auf dem Balkon war frisch und kühl, doch die Hitze, die Mikes Körper ausstrahlte, machte mich schwindelig. Seine Hände wurden immer mutiger und fühlten sich so warm, so fest an, so …
»Licht, Kamera … und Action !«, unterbrach uns eine Stimme mit starkem Südstaatenakzent, und wir sahen in das grellweiße Licht einer Videokamera.
»Kannst du dich nicht vorher bemerkbar machen?«, beschwerte ich mich und zog mein Kleid wieder herunter.
Baxter Quinn, ganz in Schwarz, stand mit einer Kamera in der Hand vor uns. Und als würde ich mich über die unverschämte Störung nicht schon genug ärgern, musste ich auch noch feststellen, dass er ganz offensichtlich ohne Kate hier aufgetaucht war. Seine hellen Haare standen in krassem Kontrast zu den dunklen Ringen unter seinen Augen. Ich konnte verstehen, dass Kate auf seinen abgewrackten Heroin-Charme stand, auch wenn er meilenweit von meinem eigenen Geschmack entfernt war. Mit dem langen schwarzen Trenchcoat, der leicht im Abendwind flatterte, sah er aus wie ein Vampir.
»Und wie soll ich je etwas Vernünftiges vor die Linse bekommen, wenn ich mich immer vorher bemerkbar mache?«, fragte er spöttisch. »Soweit ich weiß, steht diese Bibliothek außerdem allen offen, denen Rex grünes Licht dafür gegeben hat.«
Ich zog die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Den Reichen«, sagte Baxter und wies auf Mike, »den Königlichen«, er sah mich an und deutete dann schließlich auf sich selbst, »und dem Erlöser.«
Er schlug den schwarzen Mantel auf und zeigte uns einen ganzen Apothekenvorrat an Pulvern und Pillen.
Mike deutete mit dem Kopf auf den Mantel. »Bist du so zugedröhnt, dass du vergessen hast, dass das hier eine Kostümparty ist?«
Baxter wollte Mike spielerisch in die Schulter boxen, verlor aber das Gleichgewicht, stolperte über den niedrigen Balkontisch und landete auf dem Boden. Jedem anderen hätte ich wieder aufgeholfen, aber da es sowieso nur Minuten dauern würde, bis Baxter das nächste Mal hinfiel, entschied ich mich, mir die Mühe zu sparen.
»Wie, erkennst du etwa meine Verkleidung nicht?«, nuschelte er, während er sich aufrappelte, sich in einen der Korbsessel setzte und die Beine auf dem Balkontischchen übereinanderschlug. »Jeder weiß doch, dass der Höhepunkt des Mardi Gras Girls Gone Wild ist. Und da ich mich in der Filmbranche versuche, übernehme ich diese Aufgabe. Heute Nacht haben die besten Titten Freigang.«
Ich verdrehte die Augen und war plötzlich froh, dass Kate nicht hier war.
»Ich hätte nicht gedacht, dass Rex so besoffenen Schweinen wie dir Zugang zur Bibliotheksbar geben würde.«
»Ach komm schon, Nat«, sagte Baxter und lehnte sich vor, um mir mit dem Finger über den Oberschenkel zu streichen. Ich schlug seine Hand weg.
»Lasst uns doch noch mal diese heiße Fummelszene sehen«, sagte er grinsend. »Normalerweise geht es vor Mitternacht noch nicht so wild zu.« Er hantierte mit der Kamera, um ein paar seiner Aufnahmen noch einmal anzuschauen. »Bislang war das Beste, was mir vor die Kamera gekommen ist, Justin Balmer, der
Weitere Kostenlose Bücher