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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Munterkeit.
    Linda schüttelte den Kopf, ohne zu lächeln.
    «Das freut mich», sagte Weston. «So etwas hört man gern. Manchmal gibt es da Schwierigkeiten. Eifersucht und so weiter. Die Tochter und der Vater sind dicke Freunde, und dann passt es dem Mädchen nicht, wenn der Vater sich plötzlich um seine neue Frau kümmert. Sie hatten nie so ein Gefühl?»
    Linda starrte ihn ausdruckslos an. Dann erwiderte sie ernst: «Nein, natürlich nicht.»
    «Ich nehme an», sagte Weston, «dass Ihr Vater sie sehr – sehr mochte?»
    «Ich weiß es nicht», erwiderte Linda nur.
    «Es gibt doch alle möglichen Arten von Familienstreit», fuhr Weston fort. «Wenn Vater und Mutter böse aufeinander sind, ist das für die Tochter doch ziemlich schlimm.»
    «Wollen Sie damit wissen, ob mein Vater und Arlena sich stritten?», fragte Linda direkt.
    «Nun – ja.»
    Widerliche Sache, dachte Weston, so ein junges Mädchen über den Vater auszuhorchen. Warum bin ich bloß Polizist geworden? Aber einer muss es ja tun, verdammt!
    «Nein, nie», erklärte Linda entschieden. «Vater streitet nicht, mit niemand. So was mag er nicht.»
    «Also, Miss Linda», sagte Weston, «ich möchte, dass Sie genau überlegen! Haben Sie irgendeine Vermutung, warum Ihre Stiefmutter umgebracht wurde? Haben Sie irgendetwas gehört, wissen Sie etwas, was uns weiterhelfen könnte?»
    Linda schwieg eine Minute. Sie schien sich die Antwort auf die Frage genau zu überlegen.
    «Nein, ich weiß nicht, wer Arlena hätte töten wollen», erwiderte sie zögernd. «Außer, natürlich, Mrs Redfern.»
    «Sie glauben, dass Mrs Redfern sie umbringen wollte? Warum?»
    «Weil ihr Mann sich in Arlena verliebt hatte. Aber ich glaube nicht, dass sie sie tatsächlich töten wollte. Ich will damit sagen, dass sie sich einfach wünschte, sie wäre tot – und das ist nicht das gleiche, nicht wahr?»
    «Nein, das ist nicht das gleiche», sagte Poirot freundlich.
    Linda nickte. Ein komisches Zucken ging über ihr Gesicht. «Außerdem würde Mrs Redfern so was nie tun – ich meine, jemand töten. Sie ist nicht – sie ist nicht gewalttätig, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will.»
    Weston und Poirot nickten. «Ich weiß genau, was Sie damit sagen wollen, mein Kind», erklärte Poirot, «und ich bin völlig Ihrer Meinung. Mrs Redfern gehört nicht zu den Menschen, die ‹rotsehen können›, wie es so schön heißt. Sie würde nicht von einem Sturm von Gefühlen geschüttelt werden…» Poirot lehnte sich mit halbgeschlossenen Augen zurück und wählte die Worte sehr sorgfältig. «Sie würde keinen Abgrund vor sich sehen – ein verhasstes Gesicht einen weißen Nacken – spüren, wie sich ihre Hände verkrampften – spüren, wie sie sich danach sehnte, sie ins Fleisch zu pressen…» Er schwieg abrupt.
    Linda sprang auf. Zitternd stand sie da. «Kann ich jetzt gehen?», fragte sie leise. «Ist das alles?»
    «Ja, ja, das ist alles», antwortete Oberst Weston. «Vielen Dank, Miss Linda.»
    Er stand auf und öffnete ihr die Tür. Als Linda hinausgegangen war, setzte er sich wieder an den Tisch und zündete sich eine Zigarette an.
    «Puh!», sagte er. «Kein angenehmer Beruf, den wir haben! Ich kam mir etwas gemein vor, als ich das arme Kind fragte, wie ihr Vater und ihre Stiefmutter zueinander gestanden hatten. Mehr oder weniger eine Einladung an die Tochter, dem Vater einen Strick zu drehen. Trotzdem – es ging nicht anders. Mord ist Mord! Und sie hätte als nahe Verwandte etwas wissen können. Trotzdem bin ich froh, dass sie uns nichts zu erzählen hatte.»
    «Ja, den Eindruck hatte ich auch», bemerkte Poirot.
    Weston hüstelte verlegen. «Übrigens, Poirot», sagte er, «ich finde, dass Sie zum Schluss etwas zu weit gingen. Diese Geschichte mit den Händen, die sich danach sehnen, sich in den weißen Hals zu pressen und solches Zeug. Nicht gerade das, was man einem jungen Ding erzählen sollte.»
    Poirot blickte ihn nachdenklich an. «Sie glauben also, ich hätte sie auf dumme Gedanken gebracht?», fragte er.
    «Na, wollten Sie das nicht?»
    Poirot schüttelte den Kopf.
    Weston beharrte nicht weiter auf seiner Frage. «Im Großen und Ganzen haben wir nicht viel von ihr erfahren», stellte er fest. «Außer, dass diese Redfern ein mehr oder weniger stichhaltiges Alibi besitzt. Wenn die beiden von halb elf bis Viertel vor zwölf zusammen waren, können wir Christine Redfern von unserer Liste streichen – die eifersüchtige junge Ehefrau ist über jeden Verdacht

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