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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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erhaben.»
    «Es gibt bessere Gründe, warum Mrs Redfern nicht als Täter in Frage kommt», stellte Poirot fest. «Ich bin fest davon überzeugt, dass es ihr weder körperlich noch geistig möglich wäre, jemand zu erwürgen. Sie ist der ruhige Typ, nicht heißblütig. Sie ist zu tiefer Liebe und beständigen Gefühlen fähig, aber nicht zu heißblütiger Leidenschaft oder Wut. Außerdem sind ihre Hände viel zu klein und zart.»
    «Das finde ich auch, Monsieur Poirot», sagte Colgate. «Sie ist also aus dem Schneider. Denn Dr. Neasdon behauptet, dass es große Hände waren, die die Dame erwürgten.»
    «Na, dann sollten wir uns diesen Redfern mal vorknöpfen», meinte Weston. «Sicherlich hat er sich von dem Schock schon etwas erholt.»
     
    Redfern hatte sich offenbar etwas gefasst. Er sah blass und verhärmt aus und sehr jung, aber er benahm sich wie immer.
    «Sie sind also Mr Patrick Redfern aus Crossgates, Seldon, Princes Risborough?»
    «Ja.»
    «Wie lange kannten Sie Mrs Marshall?»
    Patrick Redfern zögerte. «Drei Monate», sagte er dann.
    «Captain Marshall erzählte uns, dass Sie sich bei einer Cocktailparty kennen lernten. Stimmt das?»
    «Ja. Da haben wir uns kennen gelernt.»
    «Captain Marshall deutete an, dass Sie erst hier näher miteinander bekannt wurden. Ist das wahr, Mr Redfern?»
    Wieder zögerte Patrick Redfern ein paar Augenblicke. «Nun, nicht ganz. Vielmehr habe ich sie schon in London ziemlich oft getroffen.»
    «Ohne Captain Marshalls Wissen?»
    Redfern errötete etwas. «Ich habe keine Ahnung, ob er Bescheid wusste oder nicht.»
    «Und geschah dies auch ohne Wissen Ihrer Frau?», fragte Poirot.
    «Ich glaube, ich erzählte ihr, dass ich die berühmte Arlena Stuart kennen gelernt hätte.»
    «Aber sie wusste nicht, wie oft Sie sie sahen?», fragte Poirot hartnäckig weiter.
    «Vermutlich nicht.»
    «Haben Sie mit Mrs Marshall verabredet, hierher zu kommen?», fragte Weston.
    Redfern schwieg eine Weile. Dann zuckte er mit den Schultern und sagte: «Na gut, ich nehme an, dass Sie es ja doch erfahren. Es hat wohl keinen Zweck, Sie länger hinzuhalten. Ich war verrückt nach der Frau, völlig verrückt! Ich war verliebt in sie, vernarrt – was immer Sie wollen. Sie bat mich, sie hier zu treffen. Erst zögerte ich noch, doch dann gab ich nach. Ich – ich – ja, ich hätte alles getan, was sie verlangte. Die unsinnigsten Dinge. Sie hatte diese Wirkung auf die Leute.»
    «Sie zeichnen ein sehr deutliches Bild von ihr», murmelte Poirot. «Sie war die ewige Circe. Genau das!»
    «Sie verwandelte die Männer in Schweine, ja, das stimmt», bemerkte Patrick Redfern bitter. «Ich möchte offen zu Ihnen sein, meine Herren. Ich werde nichts verschweigen. Was hätte es auch für einen Zweck? Wie ich schon sagte, ich war verrückt nach ihr. Ob sie mich mochte oder nicht, weiß ich nicht. Sie tat jedenfalls so, aber ich fürchte, sie gehörte zu jener Sorte von Frauen, die das Interesse an einem Mann verliert, wenn sie ihn mit Haut und Haaren gefressen hat. Sie wusste, dass ich am Haken zappelte. Heute Vormittag, als ich sie am Strand fand, traf es mich wie ein Schlag. Ich war wie benommen – völlig erledigt!»
    «Und jetzt?», fragte Poirot und beugte sich vor.
    Patrick Redfern blickte ihm ruhig in die Augen. «Ich habe Ihnen die Wahrheit erzählt. Ich möchte jetzt nur eines wissen: Wieviel müssen die andern erfahren? Nicht dass es irgendwelche Bedeutung für ihren Tod hätte. Aber wenn alles herauskommt, wird meine Frau ziemlich zu leiden haben.» Er runzelte die Stirn. «Sie finden wohl, dass ich bis jetzt kaum an meine Frau gedacht habe? Vielleicht ist das wahr. Aber wenn das auch wie unglaubliche Heuchelei klingt – die Wahrheit ist jedenfalls, dass ich meine Frau immer noch liebe. Dass ich sie sogar sehr liebe. Die andere», er zuckte mit den Schultern, «die andere… es war wie ein Anfall von Wahnsinn. So etwas Dummes können nur Männer tun. Aber Christine ist anders. Sie bedeutet mir wirklich etwas. Obwohl ich so gemein zu ihr war, wusste ich doch die ganze Zeit tief in meinem Innern, dass sie die einzige Frau ist, die für mich zählt.» Er schwieg und seufzte. Etwas pathetisch fügte er dann hinzu: «Ich wünschte, ich könnte sie davon überzeugen!»
    Hercule Poirot beugte sich vor. «Aber ich glaube Ihnen!»
    Redfern sah ihn dankbar an. «Das ist sehr freundlich von Ihnen», sagte er.
    Oberst Weston räusperte sich. «Sie können überzeugt sein, Mr Redfern, dass wir uns auf das

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