Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Briefe entdeckt. Er und Weston vertieften sich in die Lektüre.
    Hercule Poirot trat an den Schrank und öffnete ihn. Nachdenklich musterte er die vielen Kleider und Kostüme, die dort hingen. In den Fächern auf der einen Seite lagen Stöße duftiger Wäsche. Auf einem breiten Fach stapelten sich die Hüte – zwei Strandhüte in Rot und Hellgelb, ein großer Strohhut, ein Ungetüm aus dunkelblauem Leinen, und drei oder vier verrückte kleine Dinger, die bestimmt sehr teuer gewesen waren, eine Art Barett in Dunkelblau, ein Nichts von einem schwarzen Samttuff und ein blassgrauer Turban. Hercule Poirot stand da und betrachtete sie, während ein spöttisches Lächeln um seine Lippen spielte. « Les femmes! » murmelte er.
    Oberst Weston faltete die Briefe zusammen. «Drei stammen vom jungen Redfern», sagte er. «Der verdammte Idiot! In ein paar Jahren wird er begreifen, dass man Frauen keine Briefe schreibt. Sie heben sie immer auf und schwören, dass sie sie verbrannt hätten. Da ist noch ein weiterer Brief. Auch Verehrerpost.»
    Er reichte ihn Poirot. Poirot nahm ihn und las:
    « Geliebte Arlena, mein Gott, bin ich traurig! Ich muss nach China re i sen und werde dich sicher viele Jahre nicht Wiedersehen. Ich hatte keine Ahnung, dass ein Mann nach einer Frau so ve r rückt sein kann. Vi e len Dank für den Scheck. Jetzt wird man mich nicht vor Gericht stellen können. Um ein Haar wäre es schief gegangen, und alles nur, weil ich einen Haufen Geld verdi e nen wollte – für dich. Kannst du mir verzeihen? Ich wollte dir Diamanten in die Ohren stecken, in deine hübschen kleinen O h ren. Und ich wollte dir eine Kette aus milchweißen Perlen um den schlanken Hals legen, doch angeblich sind Perlen heute nicht mehr gefragt. Wie wäre es mit einem Smaragd? Ja, der passt zu dir 1 . Ein großer Smaragd, kühl und grün und voll verstecktem Feuer. Ve r giss mich nicht – nein, du wirst mich nicht vergessen, das weiß ich. Du gehörst mir – immer.
    J.N. »
     
    «Vielleicht lohnt es sich herauszufinden, ob dieser J. N. tatsächlich nach China gefahren ist», sagte Inspektor Colgate. «Sonst – na ja, er könnte die Person sein, nach der wir suchen. Er war verrückt nach ihr, hob sie in den Himmel, und dann entdeckte er plötzlich, dass sie mit ihm Katz und Maus spielte. Er klingt nach dem Burschen, den Miss Brewster erwähnte. Ich glaube, der Brief kann uns weiterbringen.»
    Hercule Poirot nickte. «Ja, er ist wichtig. Ich halte ihn sogar für sehr wichtig.» Er wandte sich um und musterte das Zimmer, die vielen Flaschen und Dosen auf dem Schminktisch, den offenen Schrank und die große Harlekinpuppe, die auf dem Bett saß.
    Dann gingen sie in Kenneth Marshalls Zimmer.
    Es lag neben dem seiner Frau, hatte aber keine Verbindungstür. Es besaß keinen Balkon und lag ebenfalls aufs Meer hinaus, war allerdings viel kleiner. Zwischen den beiden Fenstern hing ein Spiegel mit goldenem Rahmen. In der Ecke neben dem rechten Fenster stand der Ankleidetisch, auf dem zwei Haarbürsten mit Elfenbeingriff und eine Kleiderbürste lagen. Daneben thronte eine große Flasche Haarwasser. In der Ecke beim linken Fenster stand ein Schreibtisch mit einer offenen Schreibmaschine und einem Stoß Papiere.
    Colgate sah die Papiere rasch durch und bemerkte: «Sieht alles echt aus. Hier ist der Brief, den er vorhin erwähnte. Datiert vom Vierundzwanzigsten – das war gestern. Und da ist auch der Umschlag, heute in Leathercombe abgestempelt. Scheint alles zu stimmen. Jetzt müssen wir feststellen, ob er diese Antwort schon früher verfasst haben kann.» Er setzte sich an den Schreibtisch.
    «Machen Sie’s nur mal allein», sagte Oberst Weston. «Wir sehen uns inzwischen in den anderen Räumen etwas um. Das Stockwerk war bis jetzt abgeriegelt, und die Leute werden allmählich ungeduldig.»
    Sie gingen in Linda Marshalls Zimmer. Es lag nach Osten, mit Blick auf die Felsen und das Meer.
    Weston sah sich um und murmelte: «Ich glaube nicht, dass wir hier einen Hinweis finden. Allerdings ist es möglich, dass Marshall im Zimmer seiner Tochter etwas versteckte, das wir nicht finden sollen. Obwohl es mir ziemlich unwahrscheinlich vorkommt. Nach einer Tatwaffe oder ähnlichem suchen wir schließlich nicht.» Er ging wieder hinaus.
    Hercule Poirot zögerte. Er hatte im Kamin Spuren eines Feuers entdeckt, die ihm interessant zu sein schienen. Jemand hatte dort kürzlich etwas verbrannt. Er kniete sich nieder und machte sich geduldig an die Arbeit. Sorgfältig

Weitere Kostenlose Bücher