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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Es gab einmal einen jungen Mann, der wegen ihr völlig den Kopf verlor. Er war schon immer etwas zu stürmisch gewesen, und natürlich gab ihm diese Liaison den Rest. Er machte irgendwelche illegalen Geschäfte mit Aktien, selbstverständlich nur, um Geld in die Finger zu bekommen, das er mit ihr ausgeben konnte, und wäre um ein Haar vor Gericht gestellt worden. Diese Frau hat jeden Mann, den sie traf, verdorben. Sehen Sie sich den jungen Redfern an. Wie weit sie es mit ihm trieb! Nein, ich fürchte, ich habe kein Mitleid mit ihr. Obwohl es besser gewesen wäre, sie wäre ertrunken oder einen Felsen hinuntergestürzt. Jemand zu erwürgen ist nicht sehr schön.»
    «Sie glauben also, dass der Mörder in ihrer Vergangenheit zu suchen ist?»
    «Ja.»
    «Der Mörder kam vom Festland, ohne dass ihn jemand bemerkte?»
    «Wieso hätte ihn jemand sehen sollen? Wir waren alle am Strand. Soviel ich hörte, war Marshalls Tochter mit Christine Redfern in der Möwenbucht. Captain Marshall war in seinem Hotelzimmer. Wer, in aller Welt, hätte ihn denn sehen sollen – außer vielleicht Miss Darnley.»
    «Wo befand sich Miss Darnley?»
    «Sie saß oben auf den Klippen, auf dem so genannten Sonnenfelsen. Mr Redfern und ich sahen sie, als wir um die Insel ruderten.»
    «Vielleicht haben Sie Recht, Miss Brewster.»
    «Bestimmt habe ich Recht!», erwiderte Miss Brewster entschieden. «Wenn eine Frau mehr oder weniger von Grund auf verdorben ist, dann findet man in ihr selbst den besten Schlüssel für ihren gewaltsamen Tod. Glauben Sie das nicht auch, Monsieur Poirot?»
    Hercule Poirot blickte auf. Seine Augen begegneten den selbstsicheren grauen Augen von Miss Brewster. «O ja, ich stimme mit dem überein, was Sie eben sagten: Dass Arlena Marshall selbst der beste, der einzige Schlüssel zu ihrem Tod ist.»
    «Na also!» Gerade aufgerichtet stand Miss Brewster da und ließ ihren sachlichen, selbstsicheren Blick von einem zum andern wandern.
    «Sie können sicher sein, Miss Brewster», meinte Oberst Weston, «dass wir keinen wichtigen Hinweis übersehen werden, den wir in Mrs Marshalls Vergangenheit entdecken.»
    Emily Brewster ging hinaus.
     
    Inspektor Colgate setzte sich auf seinem Stuhl bequemer zurecht. Mit nachdenklicher Stimme sagte er: «Eine ziemlich energische Person, was? Sie konnte die Tote nicht leiden, das merkte man deutlich.» Er schwieg einen Moment und fuhr dann grübelnd fort: «Ein Jammer, dass sie für den ganzen Vormittag so ein hieb- und stichfestes Alibi hat. Haben Sie ihre Hände gesehen, Sir? So groß wie bei einem Mann. Und sie ist eine kräftige Person, stärker als viele Männer, würde ich sagen…» Er warf Poirot einen fast flehenden Blick zu. «Und Sie behaupten, dass sie den ganzen Vormittag über am Strand saß?»
    Poirot schüttelte den Kopf. «Mein lieber Inspektor», sagte er, «sie erschien am Strand, als Mrs Marshall die Feenbucht noch nicht erreicht haben konnte, und sie blieb in meinem Blickfeld, bis sie mit Mr Redfern im Boot wegfuhr.»
    «Dann ist sie aus dem Schneider.» Er schien wütend darüber zu sein.
     
    Wie jedes Mal, war Rosamund Darnleys Anblick für Hercule Poirot ein großes Vergnügen. Sogar in eine sachliche polizeiliche Untersuchung über die hässlichen Einzelheiten eines Mordfalles kam bei ihrem Erscheinen etwas Heiteres. Sie setzte sich Oberst Weston gegenüber und blickte ihn mit ihren klugen Augen ernst an.
    «Sie brauchen meinen Namen und meine Adresse? Ich bin Rosamund Anne Darnley. Ich habe ein Modeatelier, das Rose Mond in der Brook Street 662.»
    «Danke, Miss Darnley. Wissen Sie irgendetwas, was uns weiterhilft?»
    «Ich fürchte, nein.»
    «Was taten Sie heute Vormittag?»
    «Ich frühstückte um halb zehn Uhr. Dann ging ich wieder in mein Zimmer hinauf und holte ein paar Bücher, meinen Sonnenschirm und wanderte zum Sonnenfelsen. Das muss etwa um fünfundzwanzig Minuten nach zehn gewesen sein. Zehn Minuten vor zwölf kehrte ich ins Hotel zurück, holte meinen Tennisschläger und spielte bis zum Mittagessen Tennis.»
    «Sie waren also auf diesem Felsenband, das allgemein der Sonnenfelsen heißt, von etwa halb elf bis zehn Minuten vor zwölf?»
    «Ja.»
    «Haben Sie Mrs Marshall heute Vormittag getroffen?»
    «Nein.»
    «Sahen Sie, wie sie mit ihrem Floß zur Feenbucht paddelte?»
    «Nein. Sie muss früher vorbeigekommen sein, bevor ich auf dem Felsen war.»
    «Haben Sie irgendjemand in einem Boot bemerkt?»
    «Nein. Wissen Sie, ich habe gelesen. Natürlich

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