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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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meine ich. Dabei ist Mrs Redfern so eine reizende, freundliche Dame. Es ist eine Schande. Und Mr Redfern ist auch ein netter Mann, aber offenbar können Männer nicht anders, wenn sie einer Frau wie Mrs Marshall begegnen – die es gewöhnt ist, dass man nach ihrer Pfeife tanzt. Die Ehefrauen müssen eine Menge einstecken, finde ich.» Sie seufzte und schwieg. Dann fügte sie zögernd hinzu: «Aber wenn Captain Marshall entdeckte, dass…»
    «Ja?», sagte Oberst Weston scharf.
    «Ich dachte manchmal, dass Mrs Marshall Angst hatte, ihr Mann könnte es erfahren.»
    «Haben Sie einen Grund für diese Annahme?»
    «Es war nichts Bestimmtes, Sir. Ich hatte nur so ein Gefühl als ob sie manchmal Angst vor ihm hatte. Er ist ein sehr ruhiger Mann, aber er ist nicht – er ist nicht einfach.»
    «Sie wissen nichts Genaues? Hat einer von den beiden irgendetwas gesagt?»
    Gladys Narracott schüttelte den Kopf. Weston seufzte. «Wir kommen jetzt zu den Briefen, die Mrs Marshall heute Morgen erhielt», sagte er. «Können Sie uns mehr darüber erzählen?»
    «Es waren sechs oder sieben, Sir. Genau weiß ich es nicht.»
    «Haben Sie sie ihr gebracht?»
    «Ja, Sir. Ich holte sie aus dem Büro wie immer und legte sie aufs Frühstückstablett.»
    «Erinnern Sie sich, ob einer dabei war, der anders aussah als die andern?»
    Gladys verneinte. «Es waren ganz gewöhnliche Briefe. Es müssen Rechnungen und Reklame darunter gewesen sein, denn ein paar lagen zerrissen auf dem Tablett.»
    «Was machten Sie damit?»
    «Ich warf sie in den Mülleimer. Einer der Polizisten durchsucht ihn gerade.»
    Weston nickte. «Und wohin kam der Inhalt der Papierkörbe?»
    «Auch in den Mülleimer.»
    «Hm – ja», sagte Weston. «Ich glaube, das ist im Augenblick alles.» Er blickte Poirot fragend an.
    Poirot beugte sich vor. «Als Sie heute Vormittag Miss Linda Marshalls Zimmer aufräumten, säuberten Sie da auch den Kaminrost?»
    «Das war nicht nötig, Sir. Es hatte kein Feuer gebrannt.»
    «Und es lag auch nichts auf dem Rost?»
    «Nein, Sir. Er war völlig sauber.»
    «Wann waren Sie in ihrem Zimmer?»
    «Etwa um Viertel nach neun, Sir. Da war sie schon zum Frühstück hinuntergegangen.»
    «Kam sie nach dem Frühstück noch mal ins Zimmer hoch?»
    «Ja, Sir. So gegen Viertel vor zehn.»
    «Blieb sie lange in ihrem Zimmer?»
    «Ich glaube schon, Sir. Jedenfalls kam sie kurz vor halb elf herausgerannt.»
    «Sie gingen nicht mehr hinein?»
    «Nein, Sir. Ich war ja fertig.»
    Poirot nickte. «Da ist noch etwas, das ich gern wissen möchte», fuhr er fort. «Wer war heute vor dem Frühstück schon schwimmen?»
    «Über den anderen Flügel und das obere Stockwerk weiß ich nicht Bescheid. Ich kann nur für diese Zimmer hier sprechen.»
    «Das genügt mir auch.»
    «Nun, Sir, Captain Marshall und Mr Redfern waren heute Morgen die einzigen, glaube ich. Sie schwimmen immer vorher.»
    «Haben Sie sie gesehen?»
    «Nein, Sir, aber ihre nassen Badeanzüge hingen über dem Balkongeländer wie gewöhnlich.»
    «Miss Linda Marshall ist heute früh nicht geschwommen?»
    «Nein, Sir. Ihr Badezeug war trocken.»
    «Aha», sagte Poirot. «Das wollte ich nur wissen.»
    «Eigentlich schwimmt sie jeden Morgen, Sir», sagte Gladys Narracott ungefragt.
    «Und die anderen drei Damen, Miss Darnley, Mrs Redfern und Mrs Marshall?»
    «Mrs Marshall schwimmt nie so früh, Sir. Miss Darnley war ein- oder zweimal unten, soviel ich mich erinnere. Mrs Redfern schwimmt selten vor dem Frühstück, nur wenn es sehr heiß ist. Heute schwamm sie nicht.»
    Wieder nickte Poirot. «Ich frage mich», begann er dann, «ob Sie eine Flasche vermissen. Fehlt irgendwo eine, hier in diesem Flügel des Hotels?»
    «Eine Flasche, Sir? Was für eine Flasche?»
    «Unglücklicherweise kann ich sie nicht näher beschreiben. Aber wäre es Ihnen aufgefallen… oder ist Ihnen aufgefallen, dass eine fehlt?»
    «Bei Mrs Marshall hätte ich es nicht gemerkt, Sir», gab Gladys offen zu. «Sie hat so viele.»
    «Und die andern?»
    «Bei Miss Darnley bin ich mir nicht so sicher. Sie hat auch eine Menge Cremes und Lotionen. Aber wenn bei den andern eine fehlte, wüsste ich es, ja. Ich meine, wenn ich besonders darauf achten würde. Dann würde es mir auffallen.»
    «Aber es ist Ihnen nichts aufgefallen?»
    «Nein, weil ich ja nicht besonders darauf achtete, wie ich schon sagte.»
    «Vielleicht gehen Sie jetzt noch mal durch die Zimmer und halten danach Ausschau.»
    «Wenn Sie meinen, Sir.»
    Ihr buntes Kleid

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