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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gesehen wurde oder jemand zum Sonnenfelsen kam und sie nicht dort war. Das hat sie herausgefunden, nachdem sie ihre Aussage bei uns machte. Sie erfindet also schnell noch eine Geschichte und kommt zu uns, damit wir sie direkt von ihr hören. Es wird Ihnen aufgefallen sein, wie sehr sie betonte, dass Captain Marshall sie nicht bemerkte.»
    «Ja, das fiel mir auf», bestätigte Poirot.
    «Wollen Sie behaupten, dass Miss Darnley in diese Geschichte verwickelt ist?», rief Weston ungläubig. «So ein Unsinn! Das erscheint mir völlig absurd. Was für einen Grund hätte sie denn?»
    Inspektor Colgate hüstelte. «Sie erinnern sich sicherlich, was die amerikanische Dame berichtete, Mrs Gardener. Sie deutete an, dass Miss Darnley in Captain Marshall verliebt ist. Das könnte ein Motiv sein, Sir.»
    «Arlena Marshall wurde nicht von einer Frau umgebracht», antwortete Weston ungeduldig. «Der Täter war ein Mann. Und von dieser Überzeugung dürfen wir nicht abgehen.»
    Inspektor Colgate seufzte. «Ja, das ist wahr, Sir. Alle Wege führen immer wieder dahin zurück.»
    «Lassen Sie einen Polizisten die Zeitangaben überprüfen», fuhr Weston fort. «Er soll vom Hotel über die Insel bis zum Anfang der Leiter gehen. Mal schnell, mal langsam. Und dann soll er feststellen, wie lange es dauert, die Leiter hinunterzuklettern. Und jemand anders soll feststellen, wie lange man mit so einem Holzfloß von der Badebucht bis zum Strand braucht, wo die Tote gefunden wurde.»
    Inspektor Colgate nickte. «Ich werde mich darum kümmern, Sir.»
    «Ich glaube, ich sehe mir jetzt mal diese Bucht an. Vielleicht hat Phillips etwas gefunden. Und dann ist da noch diese Höhle. Wir sollten feststellen, ob wir Anzeichen dafür finden, dass dort jemand gewartet hat, was, Poirot? Was halten Sie davon?»
    «Ja, das ist eine Möglichkeit», sagte Poirot.
    «Wenn ein Außenseiter heimlich auf die Insel kam, wäre das ein gutes Versteck – falls er überhaupt über diese Höhle Bescheid wusste. Die Einheimischen kennen sie sicherlich, nicht wahr?»
    «Ich glaube, die jungen Leute wissen es nicht mehr. Seit es dieses Hotel gibt, sind die Höhlen Privatbesitz. Und die Fischer kommen nicht dorthin, und Leute, die picknicken wollen, auch nicht. Die Hotelangestellten sind nicht von hier. Und Mrs Castle stammt aus London.»
    «Redfern könnte mitkommen. Er hat uns von dieser Höhle erzählt. Wie steht’s mit Ihnen, Monsieur Poirot?»
    Hercule Poirot zögerte. Dann antwortete er, wobei sein ausländischer Akzent deutlicher zu hören war als sonst: «Ich? Ich halte es mit Miss Brewster und Mrs Redfern. Ich klettere nicht gern steile Leitern hinunter.»
    «Sie können mit dem Boot fahren», bemerkte Weston.
    Poirot seufzte. «Mein Magen fühlt sich auf dem Meer nicht wohl», erwiderte er pathetisch.
    «Unsinn, Mann, es ist ein herrlicher Tag! Das Meer ist glatt wie ein Dorfteich. Sie können uns doch nicht im Stich lassen.»
    Hercule Poirot sah nicht so aus, als ob ihn das sehr beunruhigte. In diesem Augenblick steckte Mrs Castle ihren elegant frisierten Kopf zur Tür herein. «Ich hoffe, ich störe nicht», sagte sie, «aber Mr Lane, der Pfarrer, ist zurückgekommen. Ich dachte, dass Sie das sofort wissen wollten.»
    «Ja, vielen Dank, Mrs Castle. Am besten sprechen wir sofort mit ihm.»
    Mrs Castle machte einen Schritt ins Zimmer. «Ich weiß ja nicht, ob’s wichtig ist, aber ich habe gehört, dass man nicht das kleinste Detail unerwähnt lassen soll…»
    «Ja, ja?», sagte Weston ungeduldig.
    «Es ist so, dass gegen ein Uhr eine Dame und ein Herr hier waren. Sie kamen vom Festland. Zum Mittagessen. Ich teilte ihnen mit, dass es einen Unfall gegeben habe und wir kein Essen servieren könnten.»
    «Haben Sie eine Ahnung, wer sie waren?»
    «Nein. Natürlich nannten sie nicht ihren Namen. Sie waren nur enttäuscht und neugierig zu erfahren, was für ein Unfall es gewesen war. Selbstverständlich habe ich keine Einzelheiten berichtet. Ich würde sagen, es waren Sommergäste der besseren Sorte.»
    «Na ja, vielen Dank, dass Sie uns informierten», erwiderte Weston kurz. «Vielleicht nicht wichtig, aber trotzdem gut, dass Sie daran gedacht haben.»
    «Es war meine Pflicht», erklärte Mrs Castle.
    «Richtig, richtig. Bitten Sie doch jetzt Mr Lane, hereinzukommen.»
     
    Stephen Lane trat mit energischen Schritten ins Zimmer.
    «Ich bin der Polizeichef der Grafschaft, Mr Lane», sagte Weston. «Ich nehme an, Sie wissen, was passiert ist?»
    «Ja, ja, natürlich.

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