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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dem Verschwinden jener deutschen Beamten nachgehen würden.
    Es dauerte drei Monate, bis Farid aufgefordert wurde, bei einem Mann namens Brian Folks zu erscheinen, dessen offizieller Titel der eines amerikanischen Attachés war. In Wahrheit war er der Stationschef des OSS in München und damit der Mann, der das Informationsmaterial bekam, das Farids Netzwerk in der Sowjetunion sammelte.
    Folks teilte ihm mit, dass die inoffizielle Untersuchung, um die Farid ihn gebeten hatte, nun abgeschlossen sei. Ohne ein weiteres Wort reichte er ihm eine dünne Akte und saß schweigend da, während Farid las. Die Mappe enthielt die Fotos der deutschen Beamten, die so plötzlich verschwunden waren. Nach den Fotos folgte jeweils ein Blatt mit den Untersuchungsergebnissen. Alle Männer waren tot. Sie waren alle durch einen Schuss in den Hinterkopf ermordet worden. Farid las die dürftigen Informationen mit wachsender Frustration. »Ist das alles?«, fragte er schließlich. »Mehr haben Sie nicht?«
    Folks sah Farid durch seine Stahlrandbrille an. »Es ist alles, was im Bericht erscheint«, antwortete er. »Aber es ist nicht alles, was wir herausgefunden haben.« Er streckte die Hand aus und nahm die Akte zurück. Dann drehte er sich um und schob die Blätter eines nach dem anderen in den Reißwolf. Als er fertig war, warf er die leere Aktenmappe in den Abfalleimer, dessen Inhalt jeden Abend um Punkt 17.00 Uhr verbrannt wurde.
    Nach diesem feierlichen Ritual legte er die Hände auf den Schreibtisch und sagte zu Farid: »Das für Sie Interessanteste, was wir rausgekriegt haben, ist Folgendes: Es gibt absolut sichere Hinweise darauf, dass die Morde an diesen Männern von Ibrahim Sever verübt wurden.«
    Tyrone rückte auf dem nackten Betonboden ein wenig zur Seite. Der Boden war so glitschig von seinen eigenen Körperflüssigkeiten, dass ein Knie unter ihm wegrutschte und er so schmerzhaft auseinandergerissen wurde, dass er aufschrie. Natürlich kam niemand, um ihm zu helfen; er war allein in der Verhörzelle im Keller des NSA-Hauses irgendwo im ländlichen Virginia. Er musste sich von Zeit zu Zeit in Erinnerung rufen, wie er und Soraya hierhergekommen waren. Wie lange war das jetzt her? Drei Tage? Zehn Stunden? Die Behandlung, der man ihn unterzogen hatte, hatte ihm jedes Zeitgefühl geraubt. Die Kapuze über seinem Kopf drohte ihm auch noch den Ortssinn zu nehmen, so dass er sich immer wieder einmal vorsagen musste: »Ich bin in einer Verhörzelle im Keller des NSA-Hauses in« – an dieser Stelle nannte er den Namen der letzten Ortschaft, durch die er und Soraya gefahren waren, auch wenn er nicht mehr genau wusste, wann das war.
    Das war eben das Problem. Seine Desorientierung war inzwischen so weit fortgeschritten, dass er in manchen Momenten oben und unten nicht mehr unterscheiden konnte. Und das Schlimmste war, dass diese Zeiten der Verwirrung immer öfter auftraten und immer länger dauerten.
    Der Schmerz war kaum ein Problem für ihn, denn er hatte oft genug Schmerzen ertragen müssen, wenn auch noch nie so heftig und für so lange Zeit. Es war die Desorientierung, die ihm am meisten zusetzte. Und jedes Mal, wenn ihn diese Verwirrung überkam, schien er ein bisschen mehr von sich selbst zu verlieren. Und was würde passieren, wenn alles weg war? Was würde dann aus ihm werden?
    Er dachte an DJ Tank und den Rest von seiner alten Truppe. Er dachte an Deron, an Kiki, aber all diese Tricks halfen nicht viel. Sie entglitten ihm wie Nebel, und er blieb in der Leere zurück, in der er irgendwann ganz verschwinden würde. Dann dachte er an Soraya und rief sie sich Stück für Stück in Erinnerung, so als wäre er ein Künstler, der sie aus einem Klumpen Lehm formte. Und während er sie in Gedanken liebevoll für sich erschuf, stellte er fest, dass ihm das auf wundersame Weise half, nicht den Verstand zu verlieren.
    Während er sich wieder in die Position zurückkämpfte, in der der Schmerz noch am ehesten zu ertragen war, hörte er ein metallisches Kratzen, und er hob den Kopf. Bevor er irgendetwas anderes wahrnahm, stieg ihm der Duft von frisch gebratenem Speck mit Eiern in die Nase, der ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Seit er hier war, hatte er nichts anderes zu essen bekommen als Haferbrei. Und manchmal sogar eine Mahlzeit gleich nach der anderen, um seine Desorientierung noch zu steigern.
    Er hörte das Knirschen von Ledersohlen – zwei Männer, wie ihm seine Ohren sagten.
    Dann hörte er General Kendalls Stimme im

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