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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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meine Gefährten. Darum glaube ich, dass sie sehen können. Und welches Wesen kann schon seinem Schöpfer ins Auge sehen, ohne blind oder verrückt zu werden?«
    Mit dem Plan des Raums im Kopf kroch Bourne durch das Atelier, zwischen den Skulpturen hindurch, um keinen Lärm zu machen, oder wie Kirsch es ausgedrückt hatte, um den Prozess ihres Werdens nicht zu stören.
    »Sie halten mich wahrscheinlich für verrückt«, hatte Kirsch im Museum zu Bourne gesagt. »Nicht dass das eine Rolle spielt. Für jeden Künstler – egal ob erfolgreich oder nicht – sind seine Werke lebendig. Ich bin da nicht anders. Und nachdem ich jahrelang versucht habe, Abstraktionen Leben einzuhauchen, habe ich nun meinen Arbeiten eine menschliche Gestalt gegeben.«
    Bourne hörte ein Geräusch, erstarrte für einen Augenblick und lugte schließlich um den Oberschenkel einer der Figuren herum. Seine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt, und er sah einen Schatten: Arkadin hatte den Zugang zum Atelier ebenfalls gefunden.
    Bourne fühlte sich hier drin um einiges sicherer als zuvor in Kirschs Wohnung. Er kannte den Raum, die Dunkelheit würde ihm helfen, und wenn er rasch handelte, hatte er den Vorteil, sehen zu können, während für Arkadin noch alles dunkel war.
    Mit dieser Strategie im Kopf kam er hinter der Figur hervor und schlich auf den Russen zu. Das Atelier war wie ein Minenfeld. Da waren drei Skulpturen zwischen ihm und Arkadin, die in verschiedenen Haltungen dargestellt waren: eine sitzende Figur hielt ein Bild in der Hand, so als würde sie ein Buch lesen; eine andere stand breitbeinig da, in der klassischen Schussposition; die dritte war laufend dargestellt, mit vorgebeugtem Oberkörper, als würde sie über die Ziellinie hechten.
    Bourne schlich um den Läufer herum. Arkadin rührte sich erst einmal nicht von der Stelle; klugerweise wartete er ab, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Genau so hatte es auch Bourne gemacht, als er das Atelier betreten hatte.
    Erneut sah sich Bourne diesem gespenstischen Spiegelbild seiner selbst gegenüber, das Arkadin für ihn war. Es hatte etwas Beklemmendes, wenn ein zweites Selbst sich anschickte, einen zu finden und zu töten.
    Bourne huschte zu der Figur hinüber, die ein Bild in den Händen hielt. Ihm war bewusst, dass ihm die Zeit davonlief, und so eilte er weiter, bis er auf Arkadins Höhe war. Just als er sich auf ihn stürzen wollte, klingelte sein Handy, und Moiras Nummer leuchtete auf dem Display auf.
    Mit einem stillen Fluch griff Bourne an. Arkadin, der angestrengt nach irgendeinem Geräusch gelauscht hatte, wandte sich dem Laut zu, und Bourne traf auf eine feste Wand aus angespannten Muskeln, hinter der ein unbedingter Wille zu spüren war. Arkadin schwang das Beil, und Bourne wich aus und rutschte direkt zwischen die Beine der Figur in Schussposition. Arkadin wollte sich auf ihn stürzen und krachte gegen die Hüfte der Figur. Fluchend schwang er das Beil, das die Acrylschicht durchschnitt und sich in das Blech darunter senkte. Während er das Beil herauszuziehen versuchte, versetzte ihm Bourne einen Fußtritt gegen die Brust. Arkadin versuchte sich zur Seite zu rollen. Bourne drückte mit der Schulter gegen den Rücken des Schützen. Er legte seine ganze Kraft hinein, bis die schwere Figur kippte und Arkadin unter sich begrub.
    »Dein Freund hat mir keine Wahl gelassen«, sagte Bourne. »Er hätte mich getötet, wenn ich ihn nicht daran gehindert hätte. Er war zu weit weg; ich musste das Messer werfen.«
    Ein Geräusch, das wie das Prasseln eines Feuers klang, kam von Arkadin. Bourne brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es ein Lachen war. »Ich wette, Mischa hat noch etwas gesagt, bevor er starb: ›Du bist ein toter Mann‹. Stimmt’s?«
    Bourne wollte ihm antworten, als er plötzlich eine Pistole in Arkadins Hand aufblitzen sah. Er duckte sich instinktiv, bevor die Kugel über seinen Kopf hinwegpfiff.
    »Er hatte Recht.«
    Bourne sprang zur Seite, um die anderen Figuren herum, und benutzte sie als Deckung, während Arkadin weiter auf ihn feuerte. Gips, Holz und Acryl splitterte neben Bournes linker Schulter, ehe er unter Kirschs Arbeitstisch tauchte. Hinter sich hörte er Arkadins angestrengtes Grunzen, als er sich von dem umgestürzten Schützen zu befreien versuchte.
    Bourne wusste von Kirschs Beschreibung der Wohnung, dass die Wohnungstür auf der linken Seite lag. Er rappelte sich hoch und sprang um die Ecke, als Arkadin

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