Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
bereits zu ihr vor.
    Arkadin starrte in diese Hölle hinunter und stieß einen kurzen Schrei aus, so wie das Jaulen eines kleinen Hündchens, dem man versehentlich auf die Pfote getreten hatte. Er stieg in die Grube hinunter, den beißenden Gestank ignorierend, und zerrte sie mit feuchten Augen den Abhang hinauf. Er legte sie auf den Waldboden, ein Bett aus braunen Tannennadeln, so weich wie ihr eigenes Bett es immer war. Dann ging er zum Auto zurück, öffnete den Kofferraum und nahm eine Schaufel heraus.
    Er begrub sie etwa einen Kilometer von der Grube entfernt, auf einer kleinen Lichtung, die abgelegen und friedlich war. Er trug sie den ganzen Weg auf seiner Schulter, und als er fertig war, roch er nach Tod. Wie er so da hockte, das Gesicht von Schweiß und Dreck verschmiert, bezweifelte er, dass er diesen Gestank je wieder loswerden würde. Wenn er ein Gebet gekannt hätte, so hätte er es jetzt gesprochen, doch er kannte nur Flüche, die er nun mit einer Inbrunst vor sich hin murmelte wie ein Gebet. Außerdem wäre es ohnehin kaum passend gewesen, dachte er, wenn er plötzlich gebetet hätte wie ein rechtschaffener Mensch – denn er war nicht rechtschaffen, er war verdammt.
    Als Geschäftsmann hätte Arkadin jetzt erst einmal überlegen und dann eine Entscheidung treffen müssen. Doch er war kein Geschäftsmann. Für ihn war alles entschieden, und deshalb war sein Schicksal von diesem Tag an besiegelt. Er kehrte mit zwei geladenen Stechkin-Pistolen und Extra-Munition in den Brusttaschen nach Nischni-Tagil zurück. Als er das Bordell betrat, erschoss er die beiden Monster, die vor dem Büro Wache standen. Keiner der beiden hatte eine Chance, seine Waffe zu ziehen.
    Stas Kuzin erschien in der Tür, eine Korovin-Pistole in der Hand. »Leonid, was ist hier los, verdammt?«
    Arkadin schoss ihn in beide Knie. Kuzin ging zu Boden und schrie. Als er die Pistole heben wollte, trat ihm Arkadin fest auf das Handgelenk. Kuzin biss die Zähne zusammen, doch er wollte die Pistole nicht loslassen, so dass Arkadin ihm ins Knie trat. Kuzins Schrei trieb die Mädchen aus ihren Zimmern hervor.
    »Verschwindet von hier«, forderte Arkadin die Mädchen auf, ohne den Blick von Kuzin zu wenden. »Nehmt alles Geld, das ihr hier findet, und geht zu euren Familien zurück. Erzählt ihnen von der Leichengrube nördlich der Stadt.«
    Er hörte ihre aufgeregten Stimmen, als sie losliefen. Wenig später war es still.
    »Verdammter Hundesohn«, stieß Kuzin aus und starrte zu Arkadin herauf.
    Arkadin lachte ihm ins Gesicht und schoss ihn in die rechte Schulter. Dann steckte er die Pistolen ins Halfter und schleppte Kuzin über den Boden. Er musste einen der toten Wächter aus dem Weg schieben, doch schließlich schaffte er es mit dem stöhnenden Kuzin die Treppe hinunter und zur Haustür hinaus. Auf der Straße hielt einer von Kuzins Vans mit quietschenden Reifen an. Arkadin zog seine Pistolen und feuerte in den Wagen. Der Van schaukelte auf seinen Stoßdämpfern, und die Hupe dröhnte, als der Fahrer auf das Lenkrad sank. Niemand kam aus dem Wagen heraus.
    Arkadin zerrte Kuzin zu seinem Wagen und ließ ihn auf den Rücksitz fallen. Dann fuhr er aus der Stadt hinaus zu dem Wald, bog in den schmalen Weg ein und blieb bei der Lichtung stehen. Er stieg aus und zerrte Kuzin zu der Grube.
    »Du verfluchter Hund!«, schrie Kuzin. »Du …«
    Arkadin schoss ihn aus nächster Nähe in die linke Schulter, die von der Kugel zertrümmert wurde. Kuzin stürzte in die Grube, und Arkadin sah auf ihn hinunter. Da lag das Ungeheuer auf all den Leichen.
    Blut trat aus Kuzins Mund. »Erschieß mich!«, schrie er. »Glaubst du, ich hab Angst vor dem Tod? Los, tu es!«
    »Ich werde dich nicht töten, Stas.«
    »Drück ab, hab ich gesagt. Verdammt, mach ein Ende!«
    Arkadin zeigte auf die Leichen. »Du wirst in den Armen deiner Opfer sterben und ihre Flüche hören, während du stirbst.«
    »Was ist mit deinen Opfern?«, rief Kuzin, als Arkadin wegging. »Du sollst an deinem eigenen Blut ersticken!«
    Arkadin hörte ihn nicht mehr. Er saß bereits am Lenkrad seines Wagens und fuhr rückwärts aus dem Wald. Es hatte zu regnen begonnen, und dunkelgraue Tropfen fielen wie Pistolenkugeln aus dem farblosen Himmel. Ein fernes Dröhnen ertönte von den Eisenhütten; es klang wie Kanonendonner, der den Beginn eines Krieges signalisierte, der ihn mit Sicherheit vernichten würde, wenn er nicht einen Weg fand, wie er aus Nischni Tagil herauskam, und das möglichst nicht

Weitere Kostenlose Bücher