Das Bourne-Attentat
an. »Moment, was meinen Sie damit – es hätte Konsequenzen für die Zukunft der CI?«
Veronica sah von einem NSA-Agenten zum anderen hinüber. Dann atmete sie tief durch und erzählte Soraya von ihrer Konfrontation mit Luther LaValle im Oval Office.
»Nachdem ich den Präsidenten von meinen Vorstellungen überzeugen konnte, hat mich LaValle draußen noch einmal angesprochen«, fügte sie hinzu. »Er hat mir gedroht, dass er mich mit allen Mitteln bekämpfen wird, wenn ich mich seinen Zielen widersetze. Er will die CI übernehmen, Soraya, und sie in sein Geheimdienstimperium eingliedern. Aber in Wahrheit ist unser Gegner nicht LaValle, sondern sein Boss, der Verteidigungsminister. Der Plan stammt ganz allein von Bud Halliday. Black River hatte gelegentlich mit ihm zu tun, als ich dort war, und es waren keine erfreulichen Dinge. Wenn es dem Pentagon gelingt, sich die CI einzuverleiben, dann können Sie sicher sein, dass das Militär mit seiner Kriegsmentalität alles kaputt macht.«
»Das ist ein Grund mehr, Jason Bourne einzuschalten«, sagte Soraya eindringlich. »Er bringt Dinge fertig, die eine ganze Kompanie von Agenten nicht schafft. Glauben Sie mir, ich habe bei zwei Einsätzen mit ihm zusammengearbeitet. Was man in der CI über ihn hört, entspricht nicht der Wahrheit. Sicher, Leute wie Rob Batt hassen ihn, weil er die Freiheit hat, die sie sich wünschen würden. Außerdem hat er Fähigkeiten, von denen sie nicht einmal träumen können.«
»Soraya, es wurde in mehreren Evaluierungen angedeutet, dass Sie einmal eine Affäre mit Bourne hatten. Bitte, sagen Sie mir die Wahrheit – ich muss wissen, ob Sie vielleicht auch von persönlichen Gefühlen beeinflusst werden und nicht nur an das denken, was für das Land und die CI das Beste ist.«
Soraya hatte diesen Einwand kommen sehen und war darauf vorbereitet. »Ich dachte, Martin hätte mit diesem Büroklatsch aufgeräumt. Da ist absolut nichts Wahres dran. Wir waren gut befreundet, als ich Stationschefin in Odessa war. Das ist lange her; er erinnert sich gar nicht mehr daran. Als er voriges Jahr zurückkam, um Martin zu retten, hat er mich nicht einmal wiedererkannt.«
»Vergangenes Jahr haben Sie wieder einen Einsatz mit ihm zusammen gemacht.«
»Wir arbeiten gut zusammen, das ist alles«, erwiderte Soraya mit Nachdruck.
Veronica beobachtete immer noch heimlich die beiden NSA-Agenten. »Selbst wenn ich fände, dass das, was Sie vorschlagen, funktionieren könnte – er würde niemals zustimmen. Nach allem, was ich gehört habe, seit ich bei der CI bin, hasst er die Organisation.«
»Das stimmt«, räumte Soraya ein. »Aber wenn er erfährt, wie groß die Bedrohung ist, kann ich ihn, glaube ich, überreden, noch einmal einzuspringen.«
Veronica schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Allein mit ihm zu reden wäre schon ein Risiko, das ich nicht gern eingehe.«
»Director, wenn Sie diese Gelegenheit nicht ergreifen, dann werden Sie keine zweite bekommen. Dann wird es zu spät sein.«
Veronica Hart war unschlüssig, welchen Weg sie einschlagen sollte – den bewährten oder den unkonventionellen. Nein, dachte sie, unkonventionell ist noch stark untertrieben; verrückt wäre das richtige Wort.
»Ich glaube, dieser Ort hier hat seine Nützlichkeit verloren«, sagte sie abrupt. Sie winkte den Kellner herbei. »Soraya, ich glaube, Sie müssen mal kurz verschwinden, nicht wahr? Und wenn Sie schon draußen sind, rufen Sie doch die Metro Police an. Benutzen Sie das Münztelefon – es funktioniert, ich hab’s überprüft. Sagen Sie der Metro, dass hier zwei Bewaffnete im Restaurant sind. Dann kommen Sie wieder an den Tisch zurück – aber es wird nicht lange dauern, bis wir von hier verschwinden.«
Soraya lächelte ihr verschwörerisch zu, dann stand sie auf und ging zur Damentoilette. Der Kellner trat stirnrunzelnd an den Tisch.
»Ist mit der Bachforelle etwas nicht in Ordnung, Ma’am?«, fragte er.
»Nein, alles in Ordnung«, versicherte Veronica.
Als der Kellner die Teller nahm, zog Hart fünf Zwanzig- Dollar-Scheine hervor und steckte sie ihm in die Tasche. »Sehen Sie den Mann dort drüben, der mit dem breiten Gesicht und den Schultern wie ein Footballspieler?«
»Ja, Ma’am.«
»Könnten Sie vielleicht stolpern, wenn Sie an seinem Tisch vorbeigehen?«
»Wenn ich das mache«, erwiderte der Kellner, »dann landet wahrscheinlich die Forelle in seinem Schoß.«
»Genau«, sagte Veronica mit einem einnehmenden Lächeln.
»Aber das könnte
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