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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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in einem Wohnkomplex in Langley, Virginia. So wie viele andere Anlagen in dieser Gegend bot sie einigen Tausend der Regierungsangestellten eine vorübergehende Unterkunft, darunter auch Spionen, die oft auf Auslandseinsatz waren oder sich in einem anderen Teil des Landes aufhielten.
    Veronica Hart lebte seit etwas mehr als zwei Jahren in dieser Wohnung. Nicht dass das irgendeine Rolle gespielt hätte; seit sie vor sieben Jahren in diese Gegend gekommen war, hatte sie immer nur vorübergehende Wohnungen gehabt. Sie glaubte nicht, dass sie im Moment bereit gewesen wäre, sich irgendwo dauerhaft niederzulassen. Diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf, als sie auf den Türöffner drückte, um Soraya ins Haus zu lassen. Wenige Augenblicke später hörte sie ein dezentes Klopfen, und sie öffnete der Frau die Wohnungstür.
    »Draußen ist alles sauber«, sagte Soraya, als sie aus dem Mantel schlüpfte. »Da bin ich mir ganz sicher.«
    Veronica hängte ihren Mantel in den Kleiderschrank im Vorraum und führte sie in die Küche. »Zum Frühstück habe ich Müsli oder« – sie öffnete den Kühlschrank – »etwas kaltes Chinesisches. Ist noch von gestern Abend.«
    »Ich bin nicht so für ein konventionelles Frühstück«, antwortete Soraya.
    »Gut. Ich auch nicht.«
    Veronica nahm verschiedene Pappkartons heraus und sagte Soraya, wo die Teller, die Vorlegelöffel und die Stäbchen waren. Sie gingen ins Wohnzimmer hinüber und stellten alles auf einen gläsernen Beistelltisch, der zwischen zwei Sofas stand.
    Veronica öffnete die Kartons. »Kein Schweinefleisch, nicht wahr?«
    Soraya lächelte, erfreut darüber, dass ihre Chefin an ihre muslimische Herkunft dachte.
    Veronica ging in die Küche zurück und setzte Wasser für den Tee auf. »Ich habe Earl Grey oder Oolong.«
    »Für mich bitte Oolong.«
    Veronica machte den Tee und kam mit der Kanne und zwei kleinen Tassen ohne Henkel ins Wohnzimmer zurück. Die beiden Frauen setzten sich einander gegenüber mit untergeschlagenen Beinen auf den abstrakt gemusterten Teppich. Soraya blickte sich um. An den Wänden hingen ein paar Kunstdrucke, wie man sie auch in irgendeinem Mittelklassehotel finden mochte. Die Einrichtung sah gemietet aus und war so anonym wie alles andere auch. Da waren nirgends Fotos, nichts, was auf Harts Privatleben oder familiären Hintergrund hindeutete. Das einzige Ungewöhnliche war ein Klavier.
    »Mein einziger wirklicher Besitz«, sagte Veronica, die Sorayas Blick gefolgt war. »Ein Steinway K-52, mit einem größeren Resonanzboden als die meisten großen Klaviere – das macht den tollen Klang.«
    »Sie spielen?«
    Veronica ging hinüber, setzte sich auf den Hocker und begann Frederic Chopins »Nocturne in b-Moll« zu spielen. Von Chopin ging sie fließend zu Isaac Albeniz’ sinnlichem »Malaguena« über und spielte zuletzt noch eine wilde Interpretation von Jimi Hendrix’ »Purple Haze«.
    Soraya lachte und applaudierte, als Veronica aufstand und sich wieder zu ihr setzte.
    »Mein absolut einziges Talent außer der Geheimdienstarbeit.« Veronica öffnete einen der Kartons und legte mit einem Löffel etwas von dem »Huhn nach General Tso« auf einen Teller. »Vorsicht«, mahnte sie, als sie Soraya den Karton reichte, »ich bestelle es immer extra scharf.«
    »Das ist okay für mich«, antwortete Soraya und griff ebenfalls zu. »Ich wollte auch immer Klavier spielen lernen.«
    »Ich wollte eigentlich E-Gitarre spielen.« Veronica leckte sich etwas Austernsauce vom Finger, als sie ihrem Gast einen anderen Karton reichte. »Mein Vater wollte nichts davon hören. Er fand, dass eine E-Gitarre kein Instrument für eine Lady ist.«
    »Dann war er eher streng?«, fragte Soraya mitfühlend.
    »Und wie. Er war Oberst in der Air Force, Kampfpilot. Es hat ihm ziemlich zugesetzt, als er zum Fliegen zu alt wurde. Er hat den öligen Geruch im Cockpit sehr vermisst. Aber bei wem hätte er sich in der Air Force beklagen sollen? So hat er seinen Frust an mir und meiner Mutter ausgelassen.«
    Soraya nickte. »Mein Vater ist ein Muslim vom alten Schlag. Sehr streng, sehr starr in seinen Ansichten. So wie viele aus seiner Generation verwirrt ihn die moderne Welt, und das macht ihn wütend. Ich habe mich zu Hause eingesperrt gefühlt. Als ich ging, hat er gesagt, er würde es mir nie verzeihen.«
    »Und – hat er?«
    Sorayas Augen schienen in weite Ferne zu blicken. »Ich sehe meine Mom einmal im Monat. Wir gehen zusammen einkaufen. Ich spreche hin und wieder mit

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