Das Bourne Ultimatum
liegt keine dreißig Minuten zurück.«
»Dreißig Minuten?«, sagte Jason, starrte erst den Portier an und dann auf seine Uhr. »Es ist jetzt fünf Uhr früh drüben... die ganze Nacht?« Der Angestellte nickte. Bourne ging zum Fahrstuhl.
»Alex, was ist los? Sie haben mir gesagt, dass du...«
»Bist du im Hotel?«, unterbrach Conklin schnell.
»Ja.«
»Geh in eine Telefonzelle und rufe mich wieder an. Beeil dich.«
Wieder der klappernde, schwerfällige Fahrstuhl, das verblichene Dekor der Lobby, in der eine Hand voll parlierender Gäste herumstand, auf halbem Weg in die Bar, wo sie ihren morgendlichen Aperitif zu sich nehmen würden. Und wieder die strahlende Sommersonne, die stinkende Luft und der stockende Verkehr. Wo war ein Telefon? Er lief die Straße Richtung Seine hinunter. Wo war ein Telefon? Dort! Auf der anderen Straßenseite, ein rotgiebeliges Häuschen, mit Plakaten zugeklebt.
Er stürzte sich zwischen die Autos und kleinen Transporter, achtete nicht auf die wütend hupenden Fahrer und erreichte die Zelle. Er warf eine Münze ein, wartete, erklärte der Telefonistin, dass er nicht Österreich anrufen wolle und dass sie doch deshalb bitte seine AT&T-Kreditkartennummer akzeptieren könne... Sie stellte das Gespräch nach Vienna, Virginia, durch.
»Warum, zum Teufel, konnte ich dich nicht vom Hotel aus anrufen?« Bourne war genervt. »Ich hab dich doch heute Nacht auch von dort angerufen.«
»Das war heute Nacht.«
»Irgendwelche Nachrichten von Mo?«
»Noch nicht, aber sie haben einen Fehler gemacht. Vielleicht haben wir damit eine Spur zu dem Armeearzt.«
»Brecht ihm den Hals.«
»Mit Vergnügen. Aber vorher nehme ich meinen Fuß ab und hau ihm damit solange in die Fresse, bis er sich kooperativ zeigt. Wenn die Spur was taugt.«
»Aber deswegen hast du mich doch nicht die ganze Nacht angerufen, oder?«
»Nein. Ich war gestern fünf Stunden bei Peter Holland. Ich bin zu ihm, kurz nachdem ich mit dir gesprochen hatte. Und seine Reaktion war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte, mit ein paar großzügigen Breitseiten als Dreingabe.«
»Medusa?«
»Ja. Er besteht darauf, dass du sofort zurückkommst. Du bist der Einzige, der wirklich etwas weiß. Es ist ein Befehl.«
»Scheiße! Er kann überhaupt nichts von mir verlangen und mir noch weniger Befehle erteilen.«
»Er kann dich austrocknen, und ich kann nichts machen.«
»Bernardine hat seine Hilfe angeboten. Was immer Sie brauchen, das waren seine Worte.«
»Bernardine hat begrenzte Möglichkeiten. Wie ich auch. Er kann Leute einspannen, die ihm Dank schuldig sind, aber ohne Zugang zur ganzen Maschinerie...«
»Hast du Holland gesagt, dass ich alles, was ich weiß, aufschreiben werde, jede Antwort auf jede Frage, die ich gestellt habe?«
»Wirst du?«
»Ja, verdammt.«
»Er nimmt es dir nicht ab. Er will dich befragen. Papier kann er nicht befragen.«
»Ich bin dem Schakal zu dicht auf der Spur! Ich werde es nicht tun. Warum kann er das nicht einsehen?!«
»Ich glaube, er wollte es einsehen«, sagte Conklin. »Er weiß schließlich, was du durchgemacht hast und was du jetzt durchmachst. Aber nach sieben hat er doch dichtgemacht.«
»Nach sieben? Warum das?«
»Armbruster wurde vor seinem Haus erschossen. Angeblich ein Raubüberfall, was natürlich nicht stimmt.«
»O mein Gott!«
»Es gibt noch ein paar Dinge, die du wissen musst. Erstens geben wir den Selbstmord von Swayne bekannt.«
»Um Himmels willen, warum?«
»Um den Mörder glauben zu lassen, dass er aus dem Schneider ist, und, noch wichtiger, um zu sehen, wer sich in der nächsten Woche oder so blicken lässt.«
»Bei der Beerdigung?«
»Nein, das ist eine geschlossene Familienfeier, keine Gäste, keine formelle Angelegenheit.«
»Wer soll sich dann wo blicken lassen?«
»Auf dem Grundstück, wie auch immer. Auf alle Fälle haben wir Swaynes Anwalt kontaktiert, sehr offiziell natürlich, und er hat bestätigt, dass Swayne sein ganzes Grundstück einer Stiftung vermacht hat.«
»Welcher?«, fragte Bourne.
»Nie gehört. Vor ein paar Jahren von wohlhabenden Freunden des berühmten wohlhabenden Generals ins Leben gerufen. So rührend wie nur möglich. Sie läuft unter dem Namen Seniorenheim für Soldaten, Seeleute und Matrosen und hat sogar einen Vorstand.«
»Medusa-Leute.«
»Oder ihre Vertreter. Wir werden sehen.«
»Alex, was ist mit den Namen, die ich dir gegeben habe? Die sechs oder sieben Namen, die ich von Flannagan hatte. Und die Liste mit
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