Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Bourne Ultimatum

Titel: Das Bourne Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Normandie geflohen, als gäbe es dort Bazillen einer tödlichen Krankheit, war zum Pont Royal zurückgekehrt, wo er nochmals versuchte, Alex Conklin zu erreichen. Es war beinahe ein Uhr nachmittags in Vienna. Aber alles, was er zu hören bekam, war der Anrufbeantworter mit der irgendwie körperlosen Stimme von Alex, die dem Anrufer mitteilte, eine Nachricht zu hinterlassen. Aus einer Reihe von Gründen hatte Jason das nicht gemacht.
    Und jetzt war er in Argenteuil und ging die Stufen der Metro hinauf zur Straße, wo er sich langsam und vorsichtig auf den Weg in die Nachbarschaft des Le Cœur du Soldat machte. Die Anweisungen waren eindeutig gewesen. Er solle nicht als der Mann der vergangenen Nacht kommen, kein Hinken, kein zerlumpter, abgelegter Armeeanzug, nichts, was irgendjemand wiedererkennen könnte. Gekleidet wie ein einfacher
Arbeiter solle er zum Tor der alten, geschlossenen Schmelzfabrik gehen, Zigaretten rauchen und sich an eine Mauer lehnen - und zwar zwischen 0.30 Uhr und 1.00 Uhr. Nicht früher, nicht später. Warum all die Vorsichtsmaßnahmen? Die Boten von Santos nahmen bereitwillig mehrere Hundert Francs von ihm an, und der weniger Schüchterne von den beiden sagte: »Santos verlässt niemals das Le Cœur du Soldat.«
    »Hat er gestern Abend aber getan.«
    »Nur für Minuten.«
    »Ich verstehe.« Bourne nickte, aber er hatte nicht verstanden, er konnte nur spekulieren. War Santos ein Gefangener des Schakals, Tag und Nacht an die schäbige Kneipe gebunden? Das war eine faszinierende Frage - vor allem angesichts seiner außerordentlichen Qualitäten.
    Es war erst 0.37 Uhr, als Jason mit Bluejeans, Kappe und einem dunklen Pullover mit V-Ausschnitt am Tor der alten Fabrik anlangte. Er holte eine Packung Gauloises aus der Tasche, lehnte sich an die Mauer und zündete sich eine Zigarette an, wobei er das Feuerzeug länger als notwendig brennen ließ. Seine Gedanken kehrten zu dem rätselhaften Santos zurück, dem wichtigsten Kontaktmann in Carlos’ Armee, dem vertrauenswürdigsten Satelliten im Dunstkreis des Schakals, einem gebildeten Mann, einem Südamerikaner - Venezolaner, wenn Bourne seinen Instinkten vertrauen konnte. Faszinierend. Und Santos wünschte ihn »mit Frieden im Herzen« zu sehen. Bravo, amigo, dachte Jason. Santos hatte in London einen zu Tode erschrockenen Botschafter erreicht, und Atkinson hatte keine andere Wahl gehabt, als nachhaltig zu bestätigen, dass jedwede Anweisung der Schlangenlady ausgeführt werden musste. Die Macht der Schlangenlady war der einzige Schutz des Botschafters, seine einzige Zuflucht.
    Folglich konnte Santos nachgeben. Der Kontaktmann wollte aus seinem Gully herauskriechen, und mit den ihm gebotenen drei Millionen Francs könnte er... zumindest zuhören und ein paar Dinge erwägen. Es gab Alternativen im Leben, und eine war Santos angeboten worden, dem Vasallen von Carlos, dessen Treue seinem Herrn gegenüber sich möglicherweise erschöpft hatte. Diese instinktive Ahnung war es,
die Bourne in seine Bitte - ruhig, aber fest - Worte wie ›reisen‹, ›verschwinden‹, ›reicher Mann‹, ›frei von Sorgen und unangenehmer Schufterei‹ einflechten ließ. Die Schlüsselworte waren ›frei‹ und ›verschwinden‹, und die Augen von Santos hatten geantwortet. Er war bereit, den Drei-Millionen-Köder zu schnappen, und Bourne würde glücklich sein, ihn die Schnur zerreißen und schwimmen zu lassen.
    Jason sah auf die Uhr. Fünfzehn Minuten waren vergangen. Zweifellos prüften die Günstlinge von Santos die Straßen, eine abschließende Inspektion, bevor der Hohepriester der Kontakte erscheinen würde. Bourne dachte kurz an Marie, an die Gefühle, die er am Trocadero gehabt hatte, und er erinnerte sich an die Worte des alten Fontaine, als sie die Wege von Tranquility beobachtet und auf Carlos gewartet hatten. »Er ist in der Nähe. Ich fühle es. Wie das Nahen eines fernen Gewitters.«
    Jasons Uhr zeigte eins, und die beiden Boten kamen aus der Gasse und überquerten die Straße zum Tor der alten Fabrik.
    »Santos will Sie jetzt sehen«, sagte der eifrigere der beiden.
    »Ich sehe ihn nicht.«
    »Sie sollen mit uns kommen. Er wird das Cœur du Soldat nicht verlassen.«
    »Warum finde ich das nicht nach meinem Geschmack?«
    »Ohne jeden Grund: Er hat Frieden im Herzen.«
    »Und was ist mit seinem Messer?«
    »Er trägt nie eine Waffe bei sich.«
    »Das ist schön zu hören. Gehen wir.«
    »Er braucht keine Waffen«, fügte einer der Boten beunruhigenderweise

Weitere Kostenlose Bücher