Das Bourne Ultimatum
von den politischen Verästelungen der tausendsechshundert Geladenen auf der Liste gehabt
hatte. Dann lag er zu seiner tiefsten Irritation auch noch im Clinch mit seiner ersten Assistentin, ebenfalls einer Dame mittleren Alters, von einem der scheißeleganten Colleges im Osten und obendrein eine Washingtoner Prominente, die ihr Gehalt irgendeiner Pipifax-Tanzgruppe spendete, deren Mitglieder in Unterwäsche herumhampelten, wenn sie überhaupt etwas anhatten.
»Scheiße!«, sagte Culver wütend und fuhr sich mit der Hand durch sein schütteres Haar. Erneut griff er zum Telefon und drückte vier Tasten. »Gib mir den Rotkopf, du süßes Ding«, säuselte er, wobei er seinen ohnehin starken Georgia-Akzent noch betonte.
»Ja, Sir«, sagte die geschmeichelte Sekretärin. »Er ist auf der anderen Leitung. Eine Sekunde bitte, Mr. Parnell.«
»Du bist der allersüßeste Pfirsich, geliebtes Kind.«
»O Mannomann, danke! Bleiben Sie dran.«
Es verfehlt nie seine Wirkung, dachte Culver. Mit ein bisschen Öl läuft alles wie geschmiert. Diesem Hurenstück von einer Assistentin würde er schon zeigen, mit wem sie es bei ihrem Vorgesetzten aus dem Süden zu tun hatte, sie sprach, als hätte ihr ein Zahnarzt alle ihre verdammten Zähne einzementiert.
»Bist du’s, Cull?«, kam die Stimme des Rotkopfs über die Leitung und unterbrach Parnells Gedanken.
»Ganz genau, alter Junge, wir haben ein Problem! Diese alte Ziege wieder mal. Ich habe unsere Wall-Street-Leute fest für einen Tisch beim Empfang am fünfundzwanzigsten eingeplant, dem für den neuen französischen Botschafter. Und sie sagt, wir müssten sie rausschmeißen wegen irgendwelcher Ballett-Schwulen, und sie sagt, dass sie und die First Lady es unbedingt so wollen. Scheiße! Diese Dollarboys haben verdammt viele französische Interessen, die durch die verdammte Party gefördert werden könnten, sagt sie. Jeder Sack an der Börse wird denken, dass denen Washington zu Füßen liegt!«
»Vergiss es, Cull«, unterbrach der Rotkopf besorgt. »Wir haben ein ganz anderes Problem, und ich weiß nicht, was es bedeutet.«
»Was denn?«
»Als wir damals in Saigon waren, hast du da jemals etwas von einer Schlangenlady gehört?«
»Ich hab verdammt viel über Schlangenaugen, den doppelten Einser beim Würfeln, gehört«, kicherte Parnell, »aber nichts über eine Schlangenlady. Wieso?«
»Der Bursche, mit dem ich gerade geredet habe - er ruft in fünf Minuten noch mal durch -, hörte sich an, als wollte er mir drohen. Ich meine wirklich drohen, Cull! Er erwähnte Saigon und deutete an, dass da was Schreckliches passiert sei, und wiederholte den Namen ›Schlangenlady< mehrmals, als ob ich mich sofort in Deckung begeben müsste.«
»Überlass diesen Hurensohn nur mir!«, röhrte Parnell. »Ich weiß genau, wovon dieser Bastard spricht! Es ist die verdammte Schlampe von Assistentin - das ist die Schlangenlady! Ich werde dem Kerl schon die passenden Worte zu sagen wissen.«
»Was meint der bloß, Cull?«
»Aber, zum Teufel, du warst doch auch dabei, Rotkopf... Wir hatten doch so ein paar Spielchen in Gang gebracht, ein paar Mini-Casinos, und ein paar Clowns haben da ein paar Hemden verloren, aber schließlich gibt es nichts, was Soldaten nicht getan hätten, seit sie um die Kleider von Christus gewürfelt haben! Wir haben das Ganze dann auf eine etwas höhere Ebene verlagert und haben vielleicht auch noch ein paar Bräute da reingeschubst, die sowieso irgendwann auf den Strich gegangen wären. Nein, Rotkopf, diese scheißelegante so genannte Assistentin meint, sie hätte was gegen mich in der Hand - und nun versucht sie es eben über dich, weil jeder weiß, dass wir Kumpels sind. Sag diesem Schleimer, er soll mich anrufen, und ich werde dieser Schlampe seine Eier in die Fotze hauen! Meine Wall-Street-Leute sind jedenfalls drin und ihre Homos draußen!«
»Okay, Cull, ich werd ihn einfach an dich weiterreichen«, sagte der Rotkopf, bekannt als Vizepräsident der Vereinigten Staaten.
Vier Minuten später klingelte das Telefon, und Parnell
sprangen die Worte ins Gesicht: »Schlangenlady, Culver, wir sind alle dran!«
»Nun hör mal gut zu, du Idiot, und ich werde dir sagen, wer dran ist! Sie ist keine Lady, sie ist eine Hure! Einer ihrer dreißig oder vierzig Eunuchen-Gatten hat vielleicht in Saigon mal ein paar Schlangenaugen geworfen und etwas von dem Tuntenlohn verspielt, aber da hat sich weder damals noch heute wer drum gekümmert. Insbesondere ein gewisser
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