Das Bourne Ultimatum
durch die Zuhörer, die sich jetzt gegenseitig ansahen, die Blicke fest, die Köpfe entschlossen nickend. Dann begann der Schakal, die acht Ressorts seiner Jünger aufzuzählen, denen jeweils ein enthusiastisches Kopfnicken folgte. »Die Ministerien für Transport, Information, Finanzen, Import/Export, Justiz, militärische Versorgung, wissenschaftliche Forschung... und nicht zuletzt, Terminplanung... Das sind Ihre Domänen, aber man hat Sie von allen endgültigen Entscheidungen ausgeschlossen. Das ist nicht länger zu akzeptieren - Veränderungen müssen her!«
Die Zuhörer erhoben sich beinahe wie ein Mann, nicht länger Fremde, sondern Gefährten, zu einem Ziel vereint. Der Mann nahe der Tür ergriff das Wort: »Sie scheinen unsere Situation gut zu kennen, aber was kann sie ändern?«
»Das hier«, verkündete Carlos und tat eine dramatische Geste zu den Aktenordnern, die auf dem niedrigen Tisch ausgebreitet lagen. Langsam setzte sich die kleine Gruppe wieder hin, einzeln und in Paaren, die einander ansahen, wenn sie nicht die Ordner anstarrten. »Auf diesem Tisch liegen die heimlich gesammelten, vertraulichen Dossiers Ihrer Vorgesetzten - aus jeder der hier vertretenen Abteilungen. Sie enthalten Informationen, die Ihnen sofortige Beförderungen garantieren und in mehreren Fällen Ihren Aufstieg in diese leitenden Büros. Ihre Vorgesetzten werden machtlos sein, denn diese Akten sind Messer an ihren Kehlen - eine Veröffentlichung würde zu Ungnade und Hinrichtung führen.«
»Monseigneur?« Eine Frau Ende Vierzig in einem ordentlichen blauen Kleid stand vorsichtig auf. Ihr graublondes Haar war zu einem festen Knoten gebunden. Sie berührte ihn kurz, befangen, als sie sprach. »Ich werte tagtäglich Personalakten aus... und entdecke regelmäßig Irrtümer... Wie können Sie sicher sein, dass diese Dossiers exakt sind? Durch fehlerhafte Angaben könnten wir in extrem gefährliche Situationen geraten, ist das nicht so?«
»Dass Sie sie überhaupt anzweifeln, ist ein Affront, Madame«, erwiderte der Schakal kalt. »Sie kennen meine Bedeutung. Ich bin über Ihre individuellen Situationen und die Unfähigkeit Ihrer Vorgesetzten aufs Genaueste unterrichtet. Und vergessen Sie nicht die großen Ausgaben und Risiken für mich und meine Verbündeten hier in Moskau, die wir auf uns genommen haben, um Ihnen das Leben komfortabler zu gestalten.«
»Wenn ich für mich selbst sprechen darf«, unterbrach ein hagerer Mann mit Brille und einem braunen Straßenanzug. »Ich weiß das Geld zu würdigen - ich habe meine eigenen Mittel in unseren gemeinsamen Fonds einfließen lassen und erwarte dafür eine angemessene Gegenleistung -, aber hat das eine etwas mit dem anderen zu tun? Ich bin beim Finanzministerium und spreche mich frei von jeder Mittäterschaft.«
»Was auch immer das bedeuten mag, Buchhalter, Sie drücken sich in etwa so klar aus wie Ihr lahmgelegtes Ministerium«, unterbrach ein korpulenter Mann in schwarzem Anzug, der für seinen Umfang zu klein war. »Im Übrigen lassen Sie Zweifel daran aufkommen, ob Sie überhaupt fähig sind, eine angemessene Gegenleistung zu erkennen! Ich bin in der militärischen Versorgung, und Sie hauen uns ständig übers Ohr.«
»Wie Sie es auch ständig mit der Forschung tun!«, rief ein kleiner, verschrobener, professorenhafter Mann. Die Unregelmäßigkeiten seines gestutzten Bartes waren trotz der dicken Brillengläser auf seiner Nase - zweifellos auf seine schwache Augenkraft zurückzuführen. »Gegenleistungen, in Ordnung! Und wie wäre es mit vernünftigen Zuteilungen?«
»Mehr als genug für Ihre Grundschulwissenschaftler. Unser
Geld bringt weit mehr, wenn wir uns damit im Westen versorgen!«
»Hören Sie auf!«, rief der Schakal und hob seine Arme wie ein Messias. »Wir sind nicht hier, um derartige Konflikte zwischen den unterschiedlichen Bereichen auszutragen. Ihr Aufstieg zur neuen Elite wird diese Probleme zweifellos lösen. Gemeinsam werden wir eine neue, gereinigte Ordnung unserer Revolution aufbauen! Die Zeit der Selbstgefälligkeit ist vorbei.«
»Es ist ein aufregendes Konzept«, sagte eine zweite Frau, eine Dame Anfang Dreißig in einem teuren plissierten Rock, deren gedrungene Gesichtszüge offensichtlich von den anderen als die einer bekannten Nachrichtensprecherin aus dem Fernsehen erkannt wurden. »Könnten wir dennoch wieder auf die Exaktheit der Dossiers zurückkommen?«
»Das ist geklärt«, sagte der dunkeläugige Carlos und sah jeden einzelnen der Reihe
Weitere Kostenlose Bücher