Das Bourne Ultimatum
Marrakesch und Lissabon, der Mann aus West-Berlin. Die erste Frau war Innenarchitektin, die von einer Sammlerreise nach Marrakesch zurückgekehrt war, die zweite eine Angestellte der Chase Bank, Auslandsabteilung, und der Mann Flugzeugingenieur von McDonnell-Douglas, der leihweise bei der Luftwaffe arbeitete. Warum kreuzten sich die Wege von drei so unterschiedlichen Leuten, mit so unterschiedlichen Berufen in derselben Stadt innerhalb einer Woche? Zufall? Durchaus möglich, aber in Anbetracht der großen Zahl internationaler Flughäfen im Land, einschließlich der frequentiertesten - New York, Chicago, Los Angeles, Miami -, schien Philadelphla als Zufall unwahrscheinlich. Seltsamer jedoch, und noch viel unwahrscheinlicher, war die Tatsache, dass dieselben drei Leute acht Monate
später im selben Hotel zur selben Zeit in Washington wohnten. Jason fragte sich, was wohl Alex Conklin dazu sagen würde.
»Ich bekomme das Buch über jeden von ihnen«, sagte Alex wenig später und ließ sich in einen Sessel sinken.
»Du wusstest es?«
»Es war nicht schwer, das rauszukriegen. Natürlich wäre es mit einem Computer verteufelt einfacher gewesen.«
»Du hättest einen Zettel beifügen können! Seit acht Uhr sitze ich an diesem Zeug.«
»Ich habe es - sie - erst so gegen neun Uhr gefunden, und ich wollte dich nicht von Virginia aus anrufen.«
»Da ist noch etwas anderes, oder?«, sagte Bourne und setzte sich auf das Sofa. Sorgenvoll beugte er sich vor.
»Ja, das stimmt. Und es ist schrecklich.«
»Medusa?«
»Es ist schlimmer, als ich dachte. Ich habe nicht geglaubt, dass es das geben könnte.«
»Das ist etwas viel auf einmal.«
»Zu viel«, entgegnete der CIA-Agent a. D. »Wo soll ich anfangen?... Beim Pentagon? Der Bundeshandelskommission? Unserem Botschafter in London? Oder ziehst du den Oberbefehlshaber der NATO vor?«
»Mein Gott!«
»Oh, ich kann’s noch besser. Wie wär’s mit dem Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs?«
»Mein Gott, was ist das? Eine Art Geheimbund?«
»Das ist zu akademisch, du Gelehrter. Versuch’s mal mit geheimem Einverständnis. Ein tiefes, schwer fassbares Einverständnis. Und nach all diesen Jahren atmen sie immer noch, sind immer noch am Leben. Sie halten Kontakt untereinander. Und?«
»Was ist die Absicht? Das Operationsziel?«
»Das habe ich mich auch gefragt, wirklich.«
»Es muss doch einen Grund geben!«
»Wie wär’s mit einem Motiv? Es könnte einfach sein, dass sie vergangene Sünden verbergen wollen. Ist es nicht das, wonach wir suchen? Eine Sammlung ehemaliger Medusa-Leute,
die durchdrehen beim bloßen Gedanken, dass die Vergangenheit ans Licht kommen könnte.«
»Also ist es das.«
»Nein, ist es nicht. Aber das sage ich eher aus Instinkt. Ihre Reaktionen waren zu unmittelbar, zu gefühlsmäßig, zu sehr geladen mit dem Heute als mit der Zeit vor zwanzig Jahren.«
»Da komme ich nicht mit.«
»Ich selber auch nicht. Irgendetwas ist anders, als wir erwartet hatten, und ich habe eine verdammte Angst, Fehler zu machen... Du hast heute früh gesagt, dass es ein Netzwerk sein könnte, und ich dachte, dass du nun wirklich abhebst. Ich dachte, dass wir vielleicht ein paar hohe Tiere finden könnten, die nicht wollen, dass sie an die Öffentlichkeit kommen und gevierteilt werden für Dinge, die sie vor zwanzig Jahren gemacht haben. Oder die legitimerweise nicht die Regierung kompromittieren wollen und die wir benutzen könnten, in ihrer kollektiven Angst zwingen könnten, Dinge zu tun und zu sagen, die wir ihnen vorsagen. Aber das hier ist was anderes. Und doch kriege ich es nicht zusammen. Es ist mehr als Furcht, es ist Panik. Sie sind irrsinnig vor Angst... Wir sind da in etwas hineingestolpert, Mr. Bourne, und im Zentrum dieser Sache könnte es heißer sein als in der Hölle.«
»Meiner aufrichtigen Meinung nach ist nichts heißer als der Schakal! Nicht für mich. Der Rest kann von mir aus zur Hölle fahren!«
»Ich stehe auf deiner Seite, und das sage ich jedem, der es hören will. Ich wollte dir nur meine Gedanken mitteilen... Von einem kurzen und ziemlich schlimmen Moment abgesehen, haben wir niemals etwas voreinander verheimlicht, David.«
»In diesen Tagen ziehe ich Jason vor.«
»Ja, ich weiß«, unterbrach Conklin. »Ich hasse es, aber ich verstehe es.«
»Wirklich?«
»Ja«, sagte Alex leise und nickte mit geschlossenen Augen. »Ich würde alles tun, um es zu ändern, aber ich kann es nicht.«
»Dann hör mir zu. Denk dir in den
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