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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Savoy trockener als eigentlich beabsichtigt. Bérard hatte ihm entscheidend geholfen. Sie hatte gesehen, in welche Richtung der Minister weitergefahren war, und als Savoy Goussainville erreichte, hatte sie seinen Wagen bereits vor einem tristen Apartmentgebäude stehend ausfindig gemacht.
    Mlle. Dutronc kniff die Augen zusammen, als ihr Blick Bournes Kehle streifte, und sie drückte ihre Zigarette aus. »Ihre Wunde blutet wieder. Kommen Sie, wir müssen sie richtig verbinden.«
    Sie führte ihn in ihr Bad, das meergrün und cremeweiß gefliest war. Ein kleines Fenster, das auf die Straße hinausführte, ließ trübes Tageslicht ein. Bourne musste sich auf den Hocker setzen, damit sie die Wunde säubern, desinfizieren und verbinden konnte.
    »So, jetzt blutet sie nicht mehr«, sagte sie, als sie eine Salbe auf die entzündeten Wundränder auftrug. »Aber das war kein Unfall. Sie haben mit jemandem gekämpft.«
    »Es war schwierig, aus den Staaten rauszukommen.«
    »Ah, Sie erzählen so wenig wie Alex.« Sie trat einen halben Schritt zurück, als wolle sie ihn genauer betrachten. »Sie sind traurig, Jason. Sehr traurig.«
    »Mlle. Dutronc …«
    »Sie müssen Mylene zu mir sagen. Darauf bestehe
    ich.« Sie hatte eine sterile Mullbinde ausgepackt, mit der sie ihm nun den Hals verband. »Und Sie müssen den Verband alle drei Tage wechseln, verstanden?«
    »Ja.« Bourne erwiderte ihr Lächeln. » Merci , Mylene.«
    Ihre Hand berührte sanft seine Wange. »Sehr traurig.
    Ich weiß, dass Alex Ihnen sehr nahe gestanden hat. Er hat Sie als seinen Sohn betrachtet.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Das brauchte er nicht. War von Ihnen die Rede,
    stand in seinen Augen ein ganz spezieller Ausdruck.« Sie überprüfte den Verband nochmals. »Deshalb weiß ich, dass ich nicht als Einzige leide.«
    Bourne empfand den Drang, ihr alles zu erzählen –
    dass er nicht nur unter der Ermordung von Alex und Mo, sondern auch unter seiner Begegnung mit Chan litt.
    Letztlich schwieg er aber. Sie hatte genug eigenen Kummer zu ertragen.
    Stattdessen fragte er: »Was ist mit Jacques und Ihnen?
    Sie benehmen sich beide, als hassten Sie einander.«
    Mylene wich seinem Blick kurz aus, sah zu dem Fenster mit der halben Milchglasscheibe hinüber, auf dessen klarer Hälfte Regentropfen perlten. »Es war tapfer von ihm, dass er Sie hierher gebracht hat. Mich um Hilfe zu bitten, muss ihn große Überwindung gekostet haben.« Als sie sich ihm wieder zuwandte, standen Tränen in den hellen grauen Augen. Alex’ Tod hatte viele Emotionen an die Oberfläche kommen lassen, und Bourne erfasste intuitiv, dass die Wucht der gegenwärtigen Ereignisse auch ihre Vergangenheit aufwühlte. »So viel Kummer auf dieser Welt, Jason.« Eine einzelne Träne quoll aus einem Auge und lag zitternd auf der Wange, bevor sie hinunterlief. »Lange vor Alex war ich mit Jacques zusammen, wissen Sie.«
    »Waren Sie seine Geliebte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Damals war Jacques noch nicht verheiratet. Wir waren beide sehr jung. Wir haben uns wie verrückt geliebt, und weil wir jung – und töricht
    – waren, bin ich schwanger geworden.«
    »Sie haben ein Kind?«
    Mylene fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. » Non , ich wollte es nicht haben. Ich habe Jacques nicht wirklich geliebt. Das haben die damaligen Ereignisse mir bewiesen. Jacques hat mich geliebt, und er …
    nun, er ist eben sehr katholisch.«
    Sie lachte ein wenig traurig, und Bourne erinnerte sich daran, was Jacques ihm aus der Geschichte von Goussainville und von der Bekehrung der barbarischen Franken zum Christentum erzählt hatte. König Clovis’ Taufe war ein gerissener Schachzug gewesen, aber er hatte mehr aus Selbsterhaltungstrieb und politischen Erwägungen als aus christlicher Überzeugung gehandelt.
    »Jacques hat mir nie verziehen.« In ihrem Tonfall klang kein Selbstmitleid an, was ihr Geständnis umso ergreifender machte.
    Bourne schloss sie in die Arme, küsste sie zärtlich auf beide Wangen, und sie drängte sich mit leisem Schluchzen einen Augenblick lang an ihn.
    Mylene verließ das Bad, damit er duschen konnte. Als er aus der Kabine trat, fand er auf dem Hocker, vor dem Springerstiefel standen, die ordentlich zusammengelegte Uniform eines französischen Unteroffiziers. Während er sich anzog, sah er über die Milchglasscheibe hinweg aus dem Fenster, vor dem der Wind die Zweige einer hohen Linde bewegte. Unter ihm stieg eine attraktive Frau Anfang vierzig aus ihrem Wagen und ging die Straße

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