Das Brandhaus - Roman
Jacobsson hatte im Bistro alle Hände voll zu tun. In aller Ruhe konnte Mattias so mit seinen Opfern chatten. Falls jemand das Kabuff betrat, schaltete er den Computer einfach aus. Man sieht ohnehin kaum, was sich auf diesen winzigen Monitoren abspielt«, sagte Irene.
Die Ermittlergruppe saß im Konferenzzimmer. Alle hatten das Gefühl, dass damit der Fall so gut wie abgeschlossen war. Es ging jetzt nur noch darum, ein paar wenige offene Fragen zu beantworten.
»Wir wissen mit hundertprozentiger Sicherheit, dass er die
Morde verübt hat. Blutspuren von Moa und Alexandra sind in seinem Wagen sichergestellt worden, sein Sperma auch. Sein Sperma findet sich auch an den Kleidern der Mädchen. Auf beiden Toten wurden auch Fasern des roten Nylonteppichs, mit dem der Lieferwagen ausgekleidet war, gefunden. Außerdem haben wir die Filme mit den Mädchen. Und das Messer. Es besteht also kein Zweifel. Wahrscheinlich nahm er die Videokamera mit, um seine Übergriffe auf die kleine Ann zu filmen.«
Tommy verstummte und sah auf die Papiere, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Er nahm eines in die Hand und sagte dann:
»Euch fiel auf, dass sich auf den Kleidern der Opfer sehr viel Blut befand, als wir sie in dem Schrank gefunden haben. Die Menge entsprach nicht den Verletzungen der Mädchen. Dafür gibt es jetzt eine Erklärung. Er goss Katzenblut über die Kleider.«
Tommy verzog das Gesicht und legte das Blatt wieder hin.
»Katzenblut? War auf der Leiche von Moa Olsson ebenfalls Katzenblut?«, fragte Fredrik.
»Nein. Das kam nachher. Wahrscheinlich irgendein Ritus, sagen die Profiler.«
»Blut... die Katzen seiner Vermieterin sind verschwunden. Das legt einen bestimmten Verdacht nahe. Außerdem hatte er ja gesagt, Frauen müssten mit Blut gereinigt werden«, sagte Irene.
Åsa meldete sich zu Wort.
»Der Typ war ziemlich creepy, wenn ihr mich fragt. Aber ein Punkt ist mir immer noch unklar. Er war doch so schlau, klaute seine Computer und chattete im Zug, alles, damit wir ihm nicht auf die Schliche kommen sollten. Jens hat auf seinen Festplatten ja auch nicht sonderlich viel gefunden. Da hatte er sorgfältig alles gelöscht. In seinen Computern in Malmö fand sich nichts, was ihn mit den Morden in Verbindung gebracht hätte. Aber in der Garage ließ er alle Beweise einfach so herumliegen. Warum hat er nicht versucht, die Sachen, die er aufgehoben hatte, zu verstecken?«, fragte sie.
»Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Ich habe darüber gelesen.
Psychiater gehen davon aus, dass sich Serienkiller in ihrem Innersten danach sehnen, entdeckt zu werden. Gleichzeitig fühlen sie sich unbesiegbar, wenn die dumme Polizei keine Beweise für ihre Schuld findet«, meinte Tommy.
»Du glaubst also, dass Mattias ein Serienkiller war«, stellte Åsa fest.
»Ganz sicher. Es ist ihm zwar nur gelungen, zwei Mädchen zu ermorden. Er hatte jedoch den Mord an weitaus mehr geplant. Wäre er nur an sie herangekommen, dann hätte er sie ebenfalls ermordet. Glücklicherweise sind Mörder wie er selten, aber es gibt sie. Unsere Experten meinen, dass das Internet den Serienkillern neue Möglichkeiten eröffnet, ihre Opfer zu finden. Dafür ist der Fall Mattias Eriksson ein überzeugendes Beispiel. Das Schlimmste ist, dass wir es in Zukunft wohl mit weiteren ähnlichen Fällen zu tun bekommen.«
»Vor einiger Zeit haben sie einen Burschen unter dem Verdacht festgenommen, fünf Homosexuelle ermordet zu haben. Zwei oder drei dieser Morde haben sie ihm nachweisen können. Alle fünf Opfer hatte er im Internet kennengelernt«, meinte Fredrik.
»Ich muss mir also keine Sorgen machen, dass ich arbeitslos werde«, sagte Jens lakonisch.
Das trübe Morgenlicht passte sehr gut zur Stimmung im Cold-Cases-Büro.
»Er ist uns aus dem Netz geschlüpft«, meinte Andersson missmutig.
»Elegant«, gab Fryxender zu.
Sie dachten an die Unterredung in Oscar Leutnerwalls Bibliothek am Vortag.
Oscar Leutnerwall war mit einem unförmigen Staubsauger zurückgekehrt, der die Experten der Antiquitätensendung im Fernsehen vermutlich in Verzückung versetzt hätte. Fryxender hatte ihn mit seiner Entdeckung der verschwundenen Bibliotheksbücher von Mats Persson konfrontiert, was der alte Diplomat mit ausdrucksloser Miene hingenommen hatte. Als ihn Fryxender gefragt hatte, wie diese Bücher in sein Bücherregal geraten seien, hatte er ganz ruhig geantwortet: »Ich bekam von Calle immer viele Bücher zum Geburtstag. Er sagte damals, er hätte eine Menge interessanter
Weitere Kostenlose Bücher