Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Pädophilie sei eine sexuelle Veranlagung und Minderheiten dürften nicht verfolgt werden.
    Für gewöhnlich wurden die Täter durch die soziale Stigmatisierung und Ächtung zermürbt. In den Gefängnissen hatten sie den niedrigsten Status und sahen sich verschiedensten Schikanen ausgesetzt. Ein verurteilter Pädophiler konnte oft nicht an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehren. Normalerweise sah
er sich gezwungen, umzuziehen, da auch die Nachbarn den Grund seiner Abwesenheit kannten. Pädophile wurden überall und von allen verabscheut.
    Trotzdem wurden es immer mehr.
    Warum? Die Antwort lautete: das Internet. Das Internet war für die Pädophilen der Welt so etwas wie eine Revolution. Es war viel leichter geworden, an Bilder zu kommen, auch die Zahl der Fotos, die hergestellt wurden, nahm zu. Niemand brauchte mehr Zeitungen und Bildmaterial über irgendwelche Landesgrenzen zu schmuggeln. Es war auch kein Problem mehr, Abzüge herzustellen. Inzwischen genügte es, den Missbrauch mit dem Handy zu filmen und den Film im Internet zu verbreiten. Das geschah mit Lichtgeschwindigkeit. Und im Internet lebten diese Bilder ein ewiges Leben. Denn die Opfer hatten keine Chance, sie je zu beseitigen.
    Eine Notiz erregte Irenes Aufmerksamkeit. Es handelte sich um einen Link zu einer Seite namens »paedophilewatchout«. Sie klickte den Link an und eine Seite mit Fotos und Namen von Männern und einigen wenigen Frauen tauchte auf. Die Überschrift machte deutlich, dass es sich um verurteilte Täter handelte, die dort an den Pranger gestellt wurden. Die meisten Amerikaner, da die Homepage ihren Ursprung in den USA hatte, es gab aber auch andere Nationalitäten. Da die Namen nach Ländern sortiert waren, konnte sie sich rasch zu den schwedischen Namen weiterklicken. Der Mann, der vor zwei Wochen Selbstmord begangen hatte, stand als Zweiter auf der Liste. Dazu ein Foto von ihm, eine Personenbeschreibung und die Information, wo er gearbeitet hatte, für welche Vergehen er verurteilt worden war und wo er zuletzt gewohnt hatte. Zwei weitere Männer, die auf ihrer Liste der einschlägig Vorbestraften gestanden hatten, tauchten ebenfalls auf dieser Seite auf.
    Offenbar wurde die Homepage von den Opfern und ihren Familien ständig aktualisiert. Wer auf dieser Homepage auftauchte, fand vermutlich keinen Platz mehr auf Erden, auf dem er oder sie nicht fürchten musste, wiedererkannt zu werden.
    Die Haie, die in den dunklen Tiefen des Cyberspaces jagen,
müssen also selbst fürchten, im Netz gefangen zu werden, ohne je die Chance zu erhalten, sich aus ihm zu befreien, dachte Irene.
    Diese Tatsache gab ihr jedoch nicht das Gefühl, dass irgendeine Art von Gerechtigkeit geübt wurde. Stattdessen nahm eine andere Einsicht immer weiter an Gewicht zu: Jeder konnte im Internet auf die Jagd gehen, und jeder konnte zum Opfer werden. Es genügte, auf einen Link zu klicken, einen Blog zu lesen oder eines der Chatforen zu besuchen. Ein Unschuldiger, der im Internet angeprangert wurde, hatte genauso wenig die Möglichkeit, Repressalien zu entgehen, wie ein Schuldiger.
    Das Internet, dieses Monster, lebt sein eigenes Leben, wächst in rasendem Tempo und ist allen Regeln und Gesetzen des Anstands und der Menschlichkeit entzogen, dachte Irene pessimistisch.
     
    Jonny hatte jetzt noch drei interessante Namen auf seiner Liste und Hannu zwei. Mit Irenes beiden waren es also insgesamt sieben Männer, mit denen sie über die Morde an Alexandra und Moa sprechen mussten.
    »Wir machen das zu zweit«, meinte Jonny.
    »Morgen um zehn will ich mich mit Tobias Hansson in der Smaragdgatan in Tynnered treffen. Er weigert sich herzukommen. Er behauptet, dass ihn in diesem Gebäude die Panik befällt«, sagte Irene.
    »Der Ärmste. Was hat er denn auf dem Kerbholz?«
    »Vergewaltigung einer Dreizehnjährigen und versuchte Vergewaltigung einer Zwölfjährigen. Der Vater konnte in diesem Fall rechtzeitig zu Hilfe kommen. Zufälligerweise hielt er sich in seiner Garage auf, das Tor war geöffnet. Er lieferte dann auch eine recht brauchbare Beschreibung von Tobias Hansson. Der wurde noch am selben Abend gefasst. Behauptete, unschuldig zu sein, aber es gelang, ihn mit Hilfe seiner DNA zu überführen. Die Zwölfjährige hatte sich gewehrt, Spuren seiner Haut fanden sich unter ihren Fingernägeln. Tobias’ Unterarme wiesen zudem Kratzspuren auf. Außerdem wurde bei der vergewaltigten
Dreizehnjährigen sein Sperma sichergestellt. Ein weiterer DNA-Beweis also. Da änderte er

Weitere Kostenlose Bücher