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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Vater und ihre Großeltern waren alle innerhalb eines Jahres gestorben. Auch das hatte Gerd verkraftet und trotzdem noch weiter Vollzeit bei der Post am Schalter gearbeitet. Als sie dann einige Jahre später in Rente gegangen war, hatte sie sich sofort eine Menge neuer Freunde und Interessen zugelegt. Sie war verschiedenen Pensionärsclubs beigetreten. Dort hatte sie auch Sture kennengelernt. Die beiden waren mehrere Jahre lang ein Paar, aber nie zusammengezogen,
da sie nur ein paar Straßen voneinander entfernt gewohnt hatten. Sie waren zusammen verreist und hatten an vielen Veranstaltungen für Rentner teilgenommen.
    Doch als Sture vor zwei Jahren überraschend gestorben war, hatte Gerd die Lebenslust verlassen. An dem Tag, an dem Sture starb, war sie bei Glatteis, gerade als sie ihn hatte besuchen wollen, ausgerutscht. Sowohl ihn als auch ihre robuste Gesundheit gleichzeitig zu verlieren, war ein harter Schlag gewesen. Ihre Wohnung verließ sie jetzt kaum noch, klagte über Schwindel und über Schmerzen in der Hüfte. »Ich kann keine Treppen mehr steigen«, sagte sie dann seufzend und mit Leidensmiene. Aber in eine Wohnung im Erdgeschoss umzuziehen, dazu ließ sie sich ebenfalls nicht überreden. »Nie im Leben! Du weißt doch, dass in Wohnungen im Erdgeschoss immer eingebrochen wird!« Irene hatte zwar eingewandt, das stimme gar nicht, aber es hatte nichts genützt. Es war ihr nichts anderes übriggeblieben, als sich damit abzufinden, dass ihre Mutter nicht umziehen wollte. Wahrscheinlich war schon der bloße Gedanke daran unüberwindbar. Irene war klar, dass der Tag kommen würde, an dem ihre Mutter nicht mehr im zweiten Stock ohne Aufzug würde wohnen können. Eigentlich war es bereits soweit. Sie konnte nicht mehr allein das Haus verlassen, um spazieren zu gehen oder einzukaufen. Wenn sie zum Arzt musste, kam sie nicht mehr allein die Treppen runter, um zum Taxi zu gehen. Selbst die Waschküche im Keller aufzusuchen war unmöglich. Im Prinzip benötigte sie in allem, was sich außerhalb ihrer eigenen vier Wände abspielte, Hilfe. Immerhin konnte sie sich noch selbst waschen, kochen und aufräumen.
    Das Saubermachen nahm einige Stunden in Anspruch. Anschließend war Gerd sehr zufrieden. Der Duft von Putzmitteln, die sauberen Fenster und die frischgebügelten Gardinen versetzten sie in gute Stimmung. Sie verzehrten das Mittagessen, das Krister mitgebracht hatte, Lachspastete mit Spinat und Cheddarkäse und dazu einen knackigen Salat. Außerdem gab es selbstgebackenes Knäckebrot, das mit gesalzener Butter besonders gut schmeckte. Gerd sah hochzufrieden aus, als
die Mahlzeit vorüber war und Irene den Kaffee aufgesetzt hatte.
    »Das ist wirklich lieb von euch, dass ihr mir helft. Es ist wirklich nicht leicht, immer jemanden bitten zu müssen. Ich war es ja immer gewöhnt, alleine zurechtzukommen«, sagte Gerd.
    Krister legte seiner Schwiegermutter den Arm um die schmalen Schultern.
    »Du hast uns ja auch jahrelang geholfen, als die Zwillinge klein waren. Ohne dich wäre es nicht gegangen«, sagte er.
    »Das hat mir doch Spaß gemacht. Schließlich sind das meine Enkelkinder! Wenn ich die nicht gehabt hätte, dann wäre ich nie durch die schwere Zeit gekommen, als Rune und meine Eltern gestorben sind. In dem Jahr war ich auf vier Beerdigungen. Auf der Runes, auf denen meiner Eltern und auf der meines Cousins Gunnar. Wirklich ein fürchterliches Jahr, aber die Mädchen waren mir bei allem der Lichtblick.«
    Sie lächelte und sah Irene an. Plötzlich wurde sie wieder ernst.
    »Das ist lange her. Siebzehn Jahre. Die Zeit vergeht, und wir vergehen mit ihr«, sagte sie resigniert.
    Sie schaute durch das frischgeputzte Küchenfenster und betrachtete die Baumkronen mit dem ersten Grün.
    »Alle diese Toten...«
    In der kleinen Küche wurde es still. Irene betrachtete das zerfurchte Gesicht ihrer Mutter und dachte: Wie alt sie geworden ist! Richtig, richtig alt. Wie schnell das doch gegangen ist. Aber sie sagte nichts. Schließlich brach Gerd das Schweigen.
    »Ich muss zum Zahnarzt. Eine Füllung ist lose, und der Zahn ist kälteempfindlich. Kann einer von euch beiden mitgehen?«
    Irene seufzte innerlich. Krister und sie hatten beide im Augenblick sehr viel um die Ohren.
    »Ich kann deinen Zahnarzt anrufen und mit ihm einen Termin an einem meiner freien Tage ausmachen«, sagte Krister.
    Irene lächelte ihn dankbar an. Ihr Mann war ein richtiger Fels in der Brandung, und dafür liebte sie ihn.

    »Ich will

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