Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
die Zahlen im Kopf und kam auf fast 20 000. Eine schwindelerregende Summe für jede Fünfzehnjährige. Und für ein Mädchen in Moas Situation eigentlich unerreichbar. Hatte sie sich im Internet prostituiert? Ihren Laptop dazu verwendet? Dieser Gedanke war nicht vollkommen auszuschließen. Das würde auch erklären, wie Moa das Geld für all die exklusiven Klamotten zusammenbekommen hatte, für die sie genauer betrachtet gar keine Verwendung hatte. Ihre Mitschüler hätten vermutlich angefangen, Fragen zu stellen, wenn sie mit Stiefeln für dreitausend Kronen aufgetaucht wäre. Von den sauteuren Jeans ganz zu schweigen. Hatte ihre Mutter denn nichts bemerkt? Vermutlich nicht. Kicki Olsson hatte vermutlich mehr als genug mit ihren eigenen Problemen zu tun gehabt.

    »Prostitution? Der Gedanke ist mir auch schon gekommen«, sagte Hannu.
    Er deutete auf den Notizblock neben seinem Telefon, als er fortfuhr:
    »Die Spurensicherung hat eben angerufen. Sie haben Fasern an der Unterwäsche gefunden. Nylonfasern, wahrscheinlich von einem Badezimmerteppich oder etwas Ähnlichem. Sie sind rot und etwa drei Zentimeter lang. Drei dieser Fasern saßen im Verschluss des BHs, den Alexandra trug, und fünf Fasern hatten sich in Moas Tangaslip verfangen.«
    »Damit wäre der Zusammenhang bewiesen. Und was machen wir jetzt?«, wollte Irene wissen.
    »Deine Freundin«, sagte Hannu und lächelte leicht.
    »Meine... wer bitte?«, fragte Irene.
    »Linda Holm!«
     
    Linda Holm war gerade im Begriff, ihr Büro im Dezernat für Menschenhandel, nur ein paar Flure weiter, zu verlassen.
    »Hallo! Das war wirklich nicht gestern«, sagte Linda und strahlte, als sie Irene sah.
    Sie begrüßte Hannu und blickte etwas unentschlossen drein.
    »Ich bin leider gerade auf dem Sprung. Hat euer Anliegen noch ein wenig Zeit?«
    »Klar. Komm halt nachher zu mir ins Büro, dann können wir Kaffee trinken«, meinte Irene.
    »Spätestens in zwei Stunden bin ich da.«
    Linda eilte den Gang entlang. Ihre hohen Absätze klapperten energisch auf dem Fußboden. Es war deutlich zu hören, dass dort eine Frau ging, die eine wichtige Mission hatte. Wie immer war sie sorgfältig gekleidet, sie trug einen schwarzen, engen Rock und einen hellgrauen Pullover, der zu ihren Augen und ihrem blonden Haar passte. »Blondie«, sagte Jonny immer verächtlich, wenn die Rede auf Linda Holm kam. Ihr Aussehen provozierte ihn und ihre Begabung vielleicht noch mehr. Seltsam, dass er bei seiner eigenen Kommissarin nicht genauso reagiert, dachte Irene. Die einzige leise Kritik an Efva Thylqvist,
die ihm möglicherweise anzumerken war, äußerte sich in einer gewissen Verdrossenheit darüber, dass sie die freigewordene Stelle von Birgitta Moberg-Rauhala immer noch nicht besetzt hatte. Im Übrigen schien er nichts dagegen einzuwenden zu haben, dass eine Frau das Sagen hatte, was Irene über alle Maßen erstaunte.
     
    Ein Stockwerk tiefer war Irenes ehemaliger Chef gerade damit beschäftigt, zwei große Kartons mit Akten aus dem Keller in sein Büro zu schleppen. Sie fanden jedoch kaum Platz in dem kleinen Raum, den er sich mit den beiden anderen Kommissaren der Cold-Cases-Gruppe teilte. Jetzt standen die beiden braunen Pappkartons auf seinem Schreibtisch und nahmen dessen gesamte Fläche ein. Andersson betrachtete sie düster. Diese gewiefte Thylqvist hatte ihn reingelegt. Warum hatte er nicht mit der Faust auf den Tisch gehauen und nein gesagt? Tatsache war, dass sie ihn zutiefst gekränkt hatte. Er hatte wirklich geglaubt, dass die Inspektoren seines ehemaligen Dezernats ihn anlässlich seines Geburtstags mit einer Torte feiern wollten. Und erst am Ende des Gesprächs mit dieser aalglatten Person dämmerten ihm die wahren Umstände. Und dann war alles sehr schnell gegangen. Das verdammte Weibsbild hatte ihn überrumpelt. Schließlich hatte sie gesagt, auch der stellvertretende Bezirkspolizeidirektor sei der Meinung, die Cold-Cases-Gruppe solle den Fall übernehmen.
    Sven Andersson wusste, dass der stellvertretende Bezirkspolizeidirektor Per-Eric Wallin immer um Punkt zehn Uhr in der großen Kantine einen Kaffee trank. Sie kannten sich, seit sie beide im damaligen siebten Revier in Hisingen in den 60er Jahren im Einsatz gewesen waren. Dort hatten nur die richtig taffen Beamten gearbeitet, in diesem Hafenviertel voller Säufer, Krimineller und Huren. Schlägereien und Messerstechereien waren an der Tagesordnung gewesen. Die beiden jungen Polizisten hatten immer alle Hände voll zu tun

Weitere Kostenlose Bücher