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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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mit finanziellen und praktischen Schwierigkeiten verbunden. Kühltruhen seien sperrig, außerdem sei ihre Anschaffung und ihr Unterhalt mit ziemlichen Kosten verbunden. Das ändere jedoch nichts an der Tatsache, dass sich DNA-Material nur so konservieren ließe. In der Theorie für alle Ewigkeiten. Aber wer will sich schon noch mit einem Fall befassen, der hundert Jahre zurückliegt, dachte Andersson säuerlich.
    Er würde mindestens acht Ordner für die Papiere benötigen, die in dem einen Karton lagen. Das war allerdings nicht sonderlich viel. Richtig komplizierte Fälle konnten über zwanzig Aktenordner füllen. Der zweite Karton beinhaltete einige kleinere Schachteln mit Briefen und Umschlägen. Natürlich fehlte das Beweismaterial, es hatte ja keinen Tatort und auch kein Mordopfer gegeben. Andersson war erstaunt, als er auf einer kleineren Schachtel »E.P. 16. Sept. 1941« las. Was hatte dieses alte Material dort zu suchen? Und wie kam es, dass eine einfache Vermisstensache vor vierundzwanzig Jahren einen solchen Aktenberg produziert hatte? Widerwillig musste er sich eingestehen, dass er neugierig wurde. Sein alter Polizisteninstinkt erwachte zum Leben. Er kannte die Symptome.
    Ganz oben in seiner Postablage fand er einen Hauspostumschlag, darin die Aufzeichnung von Tommy Perssons Vernehmung der Witwe des Toten. Sie hatte eingewilligt, das Gespräch auf Tonband aufzeichnen zu lassen, als man sie vor einigen Tagen unterrichtet hatte, die Mumie sei als ihr vermisster Mann identifiziert worden.
    Ich muss aufhören, das Opfer in Gedanken »die Mumie« zu nennen, rief Andersson sich zur Ordnung. Mats Persson, korrigierte er sich. Er musste lächeln, als er an Jonnys Kommentar im Kaffeezimmer dachte: »Persson? Da musst du wohl ein wenig Ahnenforschung betreiben, Tommy.« Andersson hatte den Scherz gehört und gelacht. Wie immer hatte Tommy höflich
gelächelt, ohne mit einer Miene zu verraten, was er von Jonnys Witzen hielt. Er war zwar offen und fröhlich, aber Tommy enthüllte nie, was in seinem Inneren vorging. Wie damals vor zwei Jahren, als er sich hatte scheiden lassen, ohne dass irgendjemand vom Dezernat etwas geahnt hatte. Nicht einmal Irene, die Tommy und seiner Familie sehr nahe stand. Auch mit seinem damaligen Chef hatte er die Scheidung nie besprochen, und dafür war ihm Andersson an sich dankbar. Es gab nicht viel, was er bei ehelichen Problemen unternehmen konnte, da war es genauso gut, dass die Leute diese Sachen unter sich ausmachten.
    Ein Geräusch an der Tür unterbrach seine Überlegungen.
    »Hallo, Sven. Was hast du dir denn da wieder für einen Dreck aus dem Keller geholt?« Kommissar Pelle »der Ringer« Svensson lachte.
    Er stammte aus Vänersborg und arbeitete drei Tage in der Woche bei der Cold-Cases-Gruppe. Den Beinamen »der Ringer« trug er seit den 70er Jahren. Damals war der Ringer Pelle Svensson sehr bekannt gewesen. Der Polizist Pelle Svensson hatte zwar nie eine Halsschere angewandt, musste sich aber trotzdem damit abfinden, Ringer genannt zu werden. Er war kräftig und hatte eine ziemliche Wampe. Seine Jacketts spannten am Rücken und seine Hemden über dem Bauch. Mit einer gewissen Zufriedenheit stellte Andersson fest, dass Pelle dicker war als er selbst. Andersson mochte ihn, weil er immer gute Laune hatte und gerne laut lachte. Außerdem war er ein guter Polizist von der alten Sorte. Und das wusste Andersson sehr zu schätzen.
    Der Mann, der dem Ringer auf den Fersen folgte, war sein absoluter Gegensatz. Die dicken Brillengläser ließen seine Augen viel größer erscheinen. Sein dunkelblauer Wollpullover einer bekannten Marke und seine hellgrauen Chinos hingen an seinem knochigen Körper. Der Hemdkragen war für seinen sehnigen Hals viel zu weit, und sein Adamsapfel wirkte unverhältnismäßig groß. Kommissar Leif Fryxender war der Analytiker der Gruppe. Obwohl er seit 35 Jahren in Göteborg
wohnte, sprach er immer noch einen ausgeprägten värmländischen Dialekt. Seine Frau stammte von Hönö und wohnte das ganze Jahr über auf der Insel. Leif Fryxender sprach sehr oft von seiner Sehnsucht, den Wind in den Tannenwipfeln zu hören. Der starke Westwind, der immer über die kahle Schäreninsel hinwegpfiff, konnte ihn dagegen in den Wahnsinn treiben. Aber leider hatten seine Frau und die Töchter seine Sehnsucht nach den tiefen Wäldern bei Arvika nie geteilt. Fryxender bewegte sich bedächtig und unauffällig. Mit seinen 58 Jahren war er der Jüngste der Gruppe. Trotzdem hatte er

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