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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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lassen.
    »Willkommen!«, rief er fröhlich und herzlich.
    Sie gaben sich die Hand und stellten sich vor. Der Mann war Jennys Vermieter.
    Im Obergeschoss schloss Jenny ihre Wohnung auf und deutete stolz in die Diele.
    Die Wohnung war hell und frisch renoviert. Die Dielen waren gerade erst abgeschliffen und lackiert worden, Wände und Decke waren weiß. Von einem Zimmer blickte man durch ein großes Panoramafenster, eine Glastür führte auf den Balkon. Die kleine Küche hatte ein hübsches dreieckiges Fenster.
    »Super, oder?«, sagte Jenny strahlend.
    »Ja. Hier wirst du dich wohlfühlen«, entgegnete Irene. Sie war sich sicher, dass dies auch der Fall sein würde.
     
    Rechtzeitig vor Abfahrt des Zuges fanden sie sich wieder am Hauptbahnhof ein. Irene kaufte eine Abendzeitung, ein paar Bananen und zwei Flaschen Mineralwasser. Derart ausgerüstet begaben sie sich zum letzten Wagen des Zuges und suchten ihre Sitze. Der Zug schien bis zum letzten Platz belegt zu sein. Erst jetzt stellte Jenny die Frage, die Irene den ganzen Tag erwartet, von der sie jedoch gehofft hatte, dass sie nicht kommen würde.

    »Mama. Warum bist du eigentlich heute nach Malmö gefahren?«
    Rasch bedeutete ihr Irene, leiser zu sprechen. Sie sah sich im Wagen um. Von ihrem Platz aus konnte sie vier Männer sehen, die ihre Computer eingeschaltet hatten. Zwei von ihnen benutzten Palmtops. Einen davon erkannte sie vom Morgen wieder. Er saß ihnen schräg gegenüber und war etwa Mitte dreißig. Er hatte auffällig rote Haare und war groß und durchtrainiert. Sein Haar war dicht und ordentlich frisiert. Seine Augen waren ungewöhnlich grün. Irene überlegte, ob er wohl bunte Kontaktlinsen trug. Er trug ein legeres Polohemd, ein beiges Leinenjackett und schwarze Jeans. Irene wusste, dass er Däne war. Er hatte mit dem Handy telefoniert, als sie bei ihrem Kontrollgang am Morgen an ihm vorbeigegangen war. Trotzdem konnte auch er Mr. Groomer sein. Obwohl das Äußere des gutaussehenden Dänen nicht mit dem Phantombild übereinstimmte.
    Den anderen Mann mit Palmtop sah sie nur von hinten. Sein blondes Haar war oben gelichtet, und er ging bereits auf die Vierzig zu. Irene war sicher, dass er morgens nicht im Zug gesessen hatte, sie wollte ihn sich näher ansehen, wenn sie in etwa einer Stunde ihren Kontrollgang durch den Zug machte.
    »Ich hätte heute Vormittag eine Kollegin treffen sollen. Leider war sie dann verhindert. Sie bekam es plötzlich am Magen. Als sie mich anrief, saß ich bereits im Zug. Da fand ich, dass wir genausogut den ganzen Tag miteinander verbringen könnten, statt uns erst nach dem Mittagessen zu treffen. Deswegen habe ich dich dann auch angerufen und dich gebeten, mich vom Bahnhof abzuholen.«
    Irene fand selbst, dass diese Erklärung wenig glaubwürdig wirkte. Außerdem hatte ihre Stimme bei dieser Lüge nervös geklungen. Jenny schien sie jedoch zu akzeptieren. Ohne weitere Fragen schlug sie die Zeitung auf und öffnete eine Flasche Mineralwasser. Nach einer Weile war sie tief in die Plattenkritiken versunken und kaute an einer Banane.

    Da klingelte Irenes Telefon.
    »Hier ist Jens. Er ist jetzt online.«
    Irene sah sich rasch im Eisenbahnwagen um, konnte aber nichts Besonderes entdecken.
    »Seit wann?«
    »Einer Minute.«
    Irene spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte. Sie versuchte gelassen zu wirken. Der Däne hatte mit seinem Computer hantiert, seit er vor zwanzig Minuten eingestiegen war. Das galt auch für die anderen Computernutzer in ihrem Wagen. Mr. Groomer konnte natürlich etwas anderes im Internet erledigt und das Chatforum, in dem er die kleine Ann zu treffen hoffte, erst jetzt aufgesucht haben. Irene wandte sich an Jenny und sagte leichthin:
    »Ich hole mir einen Kaffee. Willst du einen Tee oder sonst etwas?«
    »Nein, danke«, murmelte ihre Tochter, ohne von ihrer Zeitung aufzuschauen.
    Irene erhob sich und begann ihre Wanderung. Die Vorgehensweise war wieder dieselbe: Wagennummer, Platznummer, Personenbeschreibung. Hinter jene, die sie von der Hinfahrt wiedererkannte, setzte sie ein Kreuz. Sie wusste allerdings nicht, ob das eine Rolle spielte, schließlich war Mr. Groomer auf der Hinfahrt nicht online gewesen. Doch es half ihrem Überblick.
    Nachdem sie durch den ganzen Zug gegangen war, schloss sie sich auf der Toilette des ersten Wagens ein und sah rasch ihre Notizen durch.
    Insgesamt verwendeten 29 Männer zwischen zwanzig und vierzig gerade ihre Computer. Neun benutzten verschiedene Palmtops oder Handys,

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