Das Brandhaus - Roman
Agnes geworden. Die Geburt war glatt verlaufen, und Fredrik hatte seither im gesamten Dezernat für gute Laune gesorgt. Jetzt waren Baby und Mutter schon geraume Zeit wieder zu Hause, und Fredrik wollte sich gern ein paar Tage frei nehmen, um mit seiner kleinen Familie zusammen sein zu können. Er hatte außerdem etliche Überstunden angehäuft, die er nun endlich abfeiern wollte. Leider hatte sich der Bandenkrieg nach der Sommerflaute durch eine weitere Autobombe und zwei Fälle schwerer Körperverletzung wieder verschärft. Der Besitzer des Pkws war gerade noch mit dem Leben davongekommen. Er hatte schwere, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen davongetragen, lag aber immer noch auf der Intensivstation. Es hatte den Anschein, als würde Fredrik noch eine Weile länger bei der Gruppe bleiben müssen, die sich mit Bandenkriminalität befasste.
»Ich habe nächstes Wochenende Bereitschaft und bin zu alt, um drei Wochenenden hintereinander zu arbeiten«, sagte Jonny Blom rasch.
Der fortschreitende Alterungsprozess schien ihn jedoch nicht weiter zu bekümmern. Er war nur wenige Jahre älter als Irene und Tommy.
»Leider kann ich auch nicht. Jenny hat eine Wohnung in Malmö bekommen, und ich transportiere ein paar Dinge für sie. Krister arbeitet das ganze Wochenende. Er hat also auch keine Zeit. Wir haben einen großen Anhänger gemietet, so was wie einen Transporter für Pferde«, meinte Irene.
Katarina und Felipe konnten ebenfalls nicht mithelfen, da sie auch gerade umzogen. Katarina hatte sich an der Hochschule für Lehrer in Göteborg beworben und auf Anhieb einen Studienplatz bekommen, was ihre Eltern erstaunt hatte. Sie wollte später einmal Sport, Spanisch und Portugiesisch unterrichten. Portugiesisch hatte sie auf ihren drei langen Reisen nach Brasilien gelernt. Und Felipe hatte endlich einen Architekturstudienplatz an der Technischen Universität Chalmers bekommen. Es war seine vierte Bewerbung, und er hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben gehabt. Gleichzeitig war es ihm gelungen, in Kålltorp bei einem privaten Vermieter eine Wohnung aufzutreiben. Katarina und Felipe zogen ins Obergeschoss eines Einfamilienhauses, zwei Zimmer mit Küche und Dusche. Die Miete war bescheiden, da Hausmeisterarbeiten wie Rasenmähen und Schneeschippen mit zu ihren Aufgaben gehörten. Für sie war die Wohnung jedoch ein Glückstreffer, zumal sie im Besitz eines Mietvertrags waren und die meisten ihrer Freunde nur zur Untermiete wohnten.
Irene freute sich für sie. Endlich, nach etlichen Jahren der Improvisation, wurden sie sesshaft. Die vergangenen Jahre der langen Reisen, in denen sie nicht nur andere Länder und Kulturen kennengelernt, sondern sich auch bei verschiedenen Arbeitsstellen umgesehen und sie ausprobiert hatten, waren keineswegs vergeudete Zeit gewesen. Irene fand, dass die beiden dadurch reifer und verantwortungsvoller geworden waren.
Die Stimme von Tommy holte sie in die Wirklichkeit zurück:
»Ich hatte letztes Wochenende Bereitschaft. Wie sieht es bei dir aus, Åsa?«
»Ich habe versprochen, mich von Freitagabend bis Montagmorgen um Elliot zu kümmern. Mit anderen Worten ist mein ganzes Wochenende verplant.«
»Und was ist Elliot? Ein Hund, eine Katze, ein Wellensittich oder …«
Tommy lächelte Åsa an. Er demonstrierte Verständnis, dass sie als frischgebackener Single ihre einsamen Wochenenden mit etwas Vernünftigem wie der Betreuung von Haustieren zubrachte. Åsa beugte sich vor und flüsterte vertraulich, aber so laut, dass alle es hören konnten:
»Elliot ist der Mann in meinem Leben.«
Der stellvertretende Kommissar konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. Um seine Verlegenheit zu überspielen, zwang er sich zu einem Lächeln und sagte leichthin:
»Ach, schon wieder ein neuer Mann?«
»Neu? Aber nein. Wir kennen uns schon fünf Jahre.«
»Fünf Jahre? Kein Wunder, dass dein Mann genug hatte und sich scheiden lassen wollte!«, schnaubte Jonny Blom.
Er sah Åsa interessiert an. Sie erwiderte den Blick mit einem strahlenden Lächeln.
»Das hast du falsch verstanden. Wegen Elliot habe ich es länger in dieser Ehe ausgehalten, als ich es sonst vielleicht hätte«, erwiderte sie ruhig.
»Sieh mal an. Dreiecksgeschichten erfreuen sich ja immer großer Beliebtheit...«, murmelte Jonny und zog vielsagend die Brauen hoch.
»Elliot ist acht Jahre alt. Er ist der Sohn meines Exmanns.«
Åsa wandte sich an Fredrik und sagte:
»Aber hast du denn Hannu schon gefragt? Er wäre vielleicht
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