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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ja?«
    Heftiges Nicken. Misstrauisch drehte Almut den Beutel, in dem sich ein körniges Pulver befand. Was für eine sinnlose Spielerei! Andrerseits - wenn es Trine Spaß machte?
    Sie warf den Beutel in die Flammen, ein Krachen erfolgte, und eine purpurrote Stichflamme schoss auf. Krudener warf noch ein Säckchen hinterher, das einen blauen Funkenregen erzeugte.
    »Lohe umtost den Lebensernährer, hohe Hitze steigt himmelan!«, schmetterte der Papagei, flatterte mit seinen Flügeln und verteilte kleine graue Federchen in der rauchigen Luft.
    »Falte, Flatterer, die Flügel!«, fauchte Krudener.
    »Ihr seid allesamt reif für die Tollkammer«, schnaufte Almut und löschte mit der Hand einen blauen Funken, der sich auf einem halb aufgerollten Pergament niedergelassen hatte.
    »Ach Frau Almut, bedenkt, der wonnige Mai ist angebrochen, die Sonne strahlt, die jungen Triebe erwachen, Heiterkeit durchzieht die Gemüter. Lasst einem alten Mann und einer fleißigen Jungfer den Spaß, etwas vollkommen Nutzloses zu tun.«
    »Nun, ich muss zugeben, es sieht hübsch aus. Zagt nicht und zündet es nachts auf den Zinnen.«
    Krudener kicherte. »Seht Ihr, es färbt ab.«
    »Woher hat der Wortgewaltige sein Wissen, Meister Krudener?«, fragte Almut, und er gackerte noch einmal vergnügt: »Scharfsinnige Sprüche schrieben die Alten.« Er hüstelte und besann sich auf seine Würde. »Die Nordmänner haben ihre Sagen und Mythen in der gereimten Rede geschrieben. Der Vogel wird es von einem ihrer Kundigen gelernt haben.«
    Trine, die den Vogel nicht verstehen konnte und daher von der Belustigung über seine gespreizten Stabreime ausgeschlossen war, war ebenfalls wieder ernst geworden und erkundigte sich nach Pater Ivo. Auch Krudener hob fragend die Augenbraue.
    »Ja, er ist zurückgekommen und hat in seinem Vaterhaus Wohnung genommen. Der Dispens muss jeden Tag eintreffen, heißt es.«
    »Seht Ihr, auch eine glückliche Entwicklung.«
    »Aziza hat auch einen neuen Freund«, gab Trine zu verstehen. »Einen schönen jungen Mann mit schwarzen Haaren.«
    »Ja, ich weiß. Meine Schwester hat eine Vorliebe für dunkle Männer.«
    »Nun, da Esteban nach Spanien aufgebrochen ist...«
    »Esteban gehörte zu ihren Freunden, aber ich glaube, jener Mann bedeutet ihr mehr. Sie spricht nämlich nicht über ihn. Aber ich wusste nicht, dass Esteban bereits abgereist ist. Hat er sich genügend von seinen Wunden erholt?«
    »Er hat mich vergangene Woche aufgesucht. Seine Verletzungen sind verheilt, und mit dem Verlust seines Auges hat er sich abgefunden. Doch ich bezweifle, dass er nach Köln zurückkehren wird.«
    Esteban war Reliquienhändler, und in einem furchtbaren Kampf in den alten Gängen unter der Stadt hatte er einen wahnsinnigen Jungfrauenmörder getötet. Almut erinnerte sich noch mit Grauen an die blutige Auseinandersetzung, in die sie, Trine und auch Ivo verwickelt gewesen waren.
    »Er hat mir eine kostbare Reliquie überbringen lassen«, sagte sie leise und nestelte die zarte Kette unter ihrem Gewand hervor. In einem filigranen Goldkörbchen schimmerte eine tropfenförmige Perle. »Eine der Tränen Mariens.«
    »Ein kleines Kunstwerk, Frau Almut, und eine einfühlsame Gabe.«
    »Ich weiß, Meister Krudener, Ihr glaubt nicht an die Wunderwirksamkeit dieser Dinge.«
    »Falsch, Frau Almut. Ich glaube sehr wohl an Wunder, wenn auch nicht auf die schlichte Art des Volkes, das staubigen Gebeinen Zauberkraft zuschreibt. Eine Perle ist ein Mysterium der Schöpfung, und Maria ist Euch eine liebreiche Mutter und Ratgeberin. Beides zusammen wird Euch erfreuen und Trost spenden. Mir hat er übrigens eine Sandrose geschenkt, ebenfalls ein Wunderwerk der Natur, das aus dem Heiligen Land stammt.«
    Er zeigte ihr das braune Gebilde, das aus dünnen, zusammengewachsenen Sandblättchen bestand, und Trine holte aus ihrer Gewandtasche einen kleinen geschnitzten Löwen und hielt ihn sich ans Ohr. Krudener erläuterte: »Der Löwe ist dem Vitus geweiht, dem Fürsprecher der Stummen und Tauben. Er wird dem Kind weder Stimme noch Gehör schenken, aber Trine erfreut sich daran, dass Esteban an sie gedacht hat. Ivo hat er übrigens ein ähnlich kostbares Geschenk gesandt wie Euch, wusstet Ihr das, Frau Almut?«
    »Nein. Wir haben seither nicht viele Gelegenheiten gehabt, uns zu sprechen. Was gab er ihm? Doch hoffentlich keine Reliquie?«
    Meister Krudener schnaubte kurz und verächtlich. »Ich solltet bemerkt haben, dass der Spanier ein ausgesprochen kluger Mann

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