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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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auf die maritime Vorherrschaft lieferte den Stoff für die bis heute gesungene patriotische Hymne von 1740: «Rule Britannia, Britannia rule the Waves». Und das Bewußtsein weltweiter britischer Herrschaft veranlaßte zu der Feststellung, «daß die Sonne im Reich der Flagge des Vereinigten Königreichs niemals untergeht» und daß «das Britische Empire … sowohl die Staaten der Antike wie der modernen Zeiten an Reichtum und Größe, an Würde und Macht, an Stärke zur See und zu Lande bei weitem übertrifft».[ 18 ] Mit Recht verwies daher Hegel in seiner Vorlesung zur Weltgeschichte auf das Empire als Ursprung britischen Nationalstolzes: «Frägt man einen Engländer, so wird jeder von sich und seinen Mitbürgern sagen, sie seien die, die Ostindien und das Weltmeer beherrschen, den Welthandel besitzen … Diese Taten machen das Selbstgefühl des Volkes aus.»[ 19 ]

 
    6. KRISE UND ENDE DES ÄLTEREN EMPIRE
    Selten folgten Triumph und Katastrophe so dicht aufeinander, denn nur zwanzig Jahre trennten den Frieden von Paris, der den Höhepunkt der Macht des älteren Empire markierte, von dessen Krise, dem 1783 ebenfalls in einem Friedensschluß von Paris bestätigten Verlust seiner dreizehn nordamerikanischen Kolonien, die das Herzstück seines überseeischen Reiches gebildet hatten. Diese Niederlage war auch eine Folge der triumphalen Siege über Frankreich und Spanien, denn die daraus resultierende Machtsteigerung, besonders die großen territorialen Zugewinne in Nordamerika, stellten das Empire vor neue Aufgaben und damit vor Probleme, an denen es letztlich scheiterte.
    Bereits Mitte des Jahrhunderts wurde deutlich, daß London der veränderten Situation in Amerika mit einer veränderten imperialen Konzeption zu begegnen suchte, wobei die Ansätze der Stuarts zu einer stringenten und konsequenten Kolonialpolitik wieder aufgenommen wurden. Zuvor hatte man seit dem Frieden von Utrecht die Kolonien, zumindest was ihre innere Entwicklung betraf, weitgehend sich selbst überlassen, doch ein Ende der ‹salutary neglect›, der so von Edmund Burke und anderen bezeichneten Periode wohlmeinender Vernachlässigung, deutete sich 1748/1749 mit der Ernennung des Earl of Halifax zum Präsidenten des Board of Trade an, der für die Kolonien zuständigen Behörde. Halifax war ein entschiedener Verfechter einer Reichsreform, die eine stärkere Bindung der Kolonien an das Mutterland im Sinne einer klaren Unterordnung unter den politischen Willen Englands zum Ziel hatte. Doch mußten solche Vorhaben hinter den unmittelbaren Erfordernissen des von Kolonien und Großbritannien gemeinsam geführten Krieges zurücktreten. Dessen Ende, der 1763 mit Frankreich abgeschlossene Friede zu Paris, bestätigte dann den ebenso grundlegenden wie folgenreichen Wandel in der britischen Reichspolitik. Bezeichnend hierfür war, daß die Kolonien von sämtlichen Überlegungen zur künftigen Friedensregelung ausgeschlossen blieben. Den britischen Verhandlungsführern ging es lediglich um die Interessen des Mutterlandes, und dabei sahen sie sich vor die Alternative gestellt, von den britischen Eroberungen Frankreich entweder die drei großen fruchtbaren Inseln Martinique, Guadeloupe und St. Domingo – die allein so viel Zucker produzierten wie sämtliche britischen Kolonien zusammen – zurückzugeben oder aber dessen nordamerikanische Besitzungen. In dieser Situation entschied sich die Regierung in London für den Erwerb Kanadas. Sie erteilte damit den bisher in der Empire-Politik vorherrschenden, an raschem Gewinn orientierten merkantilen Interessen eine Absage und setzte dem die Konzeption eines zusammenhängenden Reichsterritoriums in Amerika entgegen. Damit sollten zugleich die Sicherheit der Festlandkolonien vor einer künftigen Bedrohung durch konkurrierende Kolonialmächte gewährleistet und die Kosten für deren militärischen Schutz gesenkt werden. Ihren Kritikern im Lande, zu denen auch der inzwischen zurückgetretene William Pitt d. Ä. zählte, hielten die Anwälte dieser Friedenslösung, wie z.B. Lord Shelburne als Präsident des Board of Trade, 1762 das Argument entgegen: «Wo immer Zucker angebaut wird, ist die Bevölkerung rückläufig … Unsere Zuckerinseln schwächen und entvölkern unser Mutterland … Im Gegensatz dazu steigern die nördlichen Kolonien die Bevölkerungszahl und natürlich auch den Konsum unserer Waren und bezahlen uns mit Hilfe ihres Außenhandels. wodurch sie Millionen von Bewohnern Großbritanniens und

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