Das Bronze-Bataillon
aber die nächste Perlkugel in ihrem Magazin war dann ein Computer-Wurm, den sie anscheinend auf das Steuerungssystem losgelassen hat. Dadurch wurden die Sicherheitssperren deaktiviert, und das Plasma ist immer weiter ausgeströmt …«
Der Captain stockte und wischte sich über das Gesicht, er suchte nach den richtigen Worten, um die Katastrophe zu beschreiben; doch Pahner nahm ihm diese Aufgabe ab.
»Wir haben bis auf einen einzigen alle Fusionsreaktoren verloren, Euer Hoheit«, erklärte der Marine mit steinerner Miene. »Der Tunnelantrieb ist offline. Der Phasenantrieb ist offline. Chief Engineer Furtwangler hat das Ausströmen des Plasmas manuell eindämmen können, aber gleich danach hat ein Plasmastoß sie erwischt. Und sie war die Einzige, die für Wartungsarbeiten im Maschinenraum qualifiziert war.«
»Ein physischer Angriff und ein Cyber-Angriff.« Der Prinz klang wie betäubt. »Auf ein Mitglied der Kaiserlichen Familie?«
»Ja, Euer Hoheit«, meinte Pahner mit dem freudlosen Grinsen des wahrlich angepissten Profis. »Herrlich, nicht wahr? Und es ist ja nicht so, als wären wir schon fertig. Wir haben Probleme mit Computerwürmern und Viren in jedem einzelnen Subsystem: Navigation, Feuerleitsystem …«
»…und dem Lebenserhaltungssystem«, warf Krasnitsky kopfschüttelnd ein. »Na ja, die hatten wir. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir die Computerprobleme im Griff haben. Aber wir haben ziemlich schwere Verluste im Maschinenraum erlitten, und …«
»Ich war mir ›ziemlich sicher‹, dass an Bord dieses Schiffes uns nichts gefährlich werden kann!«, fauchte Pahner verärgert. »Wir müssen uns mehr als nur ›ziemlich sicher‹ sein, Captain!«
»Gewiss doch, Captain«, parierte der Captain. Er stand auf und straffte die Schultern. »Euer Hoheit, wenn Ihr gestattet? Ich muss mich wieder um mein Schiff kümmern. Ich bin zuversichtlich, dass wir Reparaturen in einem solchen Umfang werden durchführen können, um einen bewohnbaren Planeten zu erreichen. Allerdings
…«, er wandte sich um und schaute erneut Pahner an, der immer noch mit steinerner Miene dort stand, »…das System, das wir werden ansteuern müssen …«
Er beendete den Satz nicht und zuckte mit den Schultern, und Roger nickte ihm wie betäubt zu.
»Selbstverständlich, Captain. Sie müssen wieder an die Arbeit.
Viel Glück. Kontaktieren Sie mich, wenn Sie irgendetwas benötigen sollten!«
Ihm wurde klar, wie albern dieser letzte Satz gewesen war, noch während er ihn aussprach. Was konnte er denn schon, was die ausgebildeten, erfahrenen Mitglieder der Mannschaft dieses Schiffes nicht konnten? Kochen? Aber der ohnehin schon erschöpfte Captain schenkte der Unsinnigkeit dieser Bemerkung keinerlei Aufmerksamkeit. Er verneigte sich nur und verließ, vorbei an Pahner, die Kabine.
Hinter ihm schloss sich die Luke wieder, und Pahner warf dem Prinzen ein weiteres freudloses Lächeln zu.
»Was der Captain nicht erwähnt hat, Euer Hoheit, ist, welchen Planeten wir ansteuern.«
»Und das wäre?«, fragte der Prinz misstrauisch.
»Marduk, Euer Hoheit.«
Der Prinz durchforstete sein Gedächtnis, doch da fand er nichts. In seiner implantierten Datenbank war der Planet verzeichnet, doch dort war lediglich zu erfahren, dass es sich um einen Kaiserlichen Planeten der Klasse Drei handelte. Ein Toot besaß eine recht große Speicherkapazität, doch ein Großteil davon wurde von Interaktions-Protokollen in Anspruch genommen. Der Rest konnte dann mit Daten aufgefüllt werden, die, zumindest bei Roger, nach Gutdünken des Users ausgewählt werden konnten. Jetzt blitzte der Eintrag über die Oberfläche seines Bewusstseins, während Zahlen und Bilder vor seinem geistigen Auge auftauchten. Ein Großteil der Daten bestand aus Texten und Symbolen, weil so der Speicherplatz besser ausgenutzt werden konnte, und Roger runzelte nachdenklich die Stirn, als er den Inhalt überflog. Auf der Welt gab es einen Außenposten des Imperiums, der, so klang es, nur über sehr begrenzte Landekapazitäten verfügte, doch diese Welt war noch nicht einmal ein außerordentliches Mitglied des Imperiums – es war einfach nur ein Ort, an dem das Imperium sein Banner aufgepflanzt hatte.
»Er gehört zu uns«, stellte er dann vorsichtig fest.
»Nominell, Euer Hoheit! Nominell!«, schnaubte Pahner. »Es gibt einen Raumhafen, aber keinerlei Wartungsanlagen – und ganz gewiss keine, die in der Lage wären, etwas wie dieses Landungsschiff zu reparieren. Da drüben, bei
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