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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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Verwirrung und größere Katastrophen durch das lautstarke Chaos zu kommen und den richtigen Bahnsteig zu finden… bis sich herausstellte, dass der richtige Bahnsteig völlig leer war und auf der Anzeigetafel plötzlich stand, dass von dort ein Zug nach Nizza ging. In drei Stunden. Der Zug nach Prag war überhaupt nicht mehr aufgeführt. Obwohl er in fünfzehn Minuten abfahren sollte.
    Â»Sie machen bestimmt eine Ansage«, sagte Adriane im Brustton der Überzeugung, wie immer, wenn sie den Verdacht hatte, dass wir aufgeschmissen waren.
    Sie machten eine Ansage. Auf Französisch. Zumindest nahm ich an, dass es Französisch war – angesichts des lauten Rauschens, von dem jede einzelne Silbe zerhackt wurde, hätte es genauso gut Nepalesisch sein können. Es hätte auch Englisch sein können. Es hätte nicht weniger hilfreich sein können.
    Â»Pardon, Monsieur«, sagte ich zu der ersten offiziell aussehenden Person, die uns über den Weg lief.
    Â»Nous avons un question«, sagte Adriane in ihrem langsamen, angestrengten Französisch, mit dem sie sich in der dritten Woche aus dem Kurs für Fortgeschrittene katapultiert hatte. Es war mal wieder typisch, dass ausgerechnet Fremdsprachen ihr schwacher Punkt waren – während ich eine Fremdsprache beherrschte, die uns nur dann etwas nützen würde, wenn wir eine Zeitmaschine bauten.
    Â»Pardon?«, meinte der Mann.
    Sie bemühte sich um eine deutlichere Aussage. »Un question.«
    Er schüttelte den Kopf.
    Â»Parlez-vous anglais?«, fragte ich. Das war der andere Satz auf Französisch, den ich auswendig gelernt hatte.
    Er schüttelte wieder den Kopf. »Pardon?« Und dann ratterte er etwas herunter, das wohl heißen sollte, dass wir Pech gehabt hatten. Glaubte ich jedenfalls.
    Â»Prag«, sagte Adriane viel zu laut.
    Der Mann fing wieder an zu reden, dieses Mal sogar noch schneller. Er gestikulierte wild herum und zeigte mit dem Finger zuerst auf seine SNCF-Uniform und dann an die Decke, während immer mehr Sekunden verstrichen. Wenn wir diesen Zug verpassten, saßen wir bis zum nächsten Morgen in Paris fest. »Was zum Teufel sagt er da?«, murmelte Adriane.
    Â»Er sagt, dass er es auf den Tod nicht ausstehen kann, wenn unhöfliche Amerikanerinnen so tun, als würde er sich für ihre Von-A-nach-B-Probleme interessieren, und dass die SNCF ihn nicht dafür bezahlt, damit er sich um solchen Backpacker-Eurail-Trash kümmert«, sagte eine Stimme hinter uns.
    Adriane drehte sich um und wurde blass. »Das ist er.«
    Der Typ, der mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht hinter uns stand, trug tatsächlich ein graues Sweatshirt. Und schwarze Haare hatte er auch. In dem Moment wünschte ich, ich hätte den Vorschlag meiner Mutter nicht so schnell zurückgewiesen, mein Reisegepäck um einen Gegenstand zu ergänzen. Sie hatte recht gehabt: Man wusste nie, wann man Pfefferspray in Reisegröße gebrauchen konnte. »Du.«
    Â»Ich«, erwiderte Eli. »Und wie immer bist du wahnsinnig enttäuscht, weil ich es bin und nicht irgendein verrückter Serienmörder.«
    5 »Du kennst den Typen?«, wunderte sich Adriane.
    Â»Erinnerst du dich noch an den Cousin von Chris, von dem ich dir erzählt habe?«
    Sie machte ein Gesicht, als hätte ich sie gebeten, saure Milch zu probieren. »Du hast doch gesagt, er sei süß.«
    Eli strahlte und wurde ein paar Zentimeter größer.
    Â»Nein. Du hast gefragt, ob er süß ist«, korrigierte ich sie. »Und ich habe gesagt, darum geht es nicht.«
    Â»Das war jedenfalls kein Nein«, gab Eli zu bedenken.
    Â»Was zum Teufel machst du in Paris?«, fuhr ich ihn an.
    Â»Ich folge dir.«
    Â»Ich hab dir doch gesagt, dass uns jemand folgt!«, triumphierte Adriane. »Ich wusste doch, dass ich nicht verrückt bin.«
    Â»Da hab ich aber was anderes gehört«, murmelte Eli.
    Â»Weil du der Cousin von Chris bin, werde ich jetzt nicht die Polizei holen«, sagte Adriane mit zuckersüßer Stimme, die vor Gift geradezu troff. »Wir verschwinden jetzt. Ich weiß, dass das gegen den Stalker-Ethos verstößt, aber: Geh uns bloß nicht nach.«
    Wir kamen nur ein paar Schritte weit. »Ich richte Prag schöne Grüße von euch aus«, rief er uns nach.
    Â»Tu es nicht«, warnte ich sie, aber es war schon zu spät.
    Â»Wovon redest du da?«, fragte

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