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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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einführte, nämlich das Verhältnis von Gewinn und Verlust zum 184 Stammvermögen, und diese von ihm so genannte »moralische Hoffnung« mit der »mathematischen Hoffnung« rechnerisch verschmolz. Aus Bernoullis genial durchgeführter Lehre ergeben sich folgende unwahrscheinliche Wahrscheinlichkeiten:
    Das Publikum steht bei einer öffentlichen Spielbank immer im Nachteil und würde selbst dann mit Verlust spielen, wenn die Möglichkeiten zwischen ihm und der Bank ganz genau die gleichen wären!
    Ferner: wenn zwei Spieler unter ganz gleichen Aussichten in einem Glücksspiel gegeneinander operieren, und wenn beide denselben Prozentsatz ihres Vermögens wagen, so sind – – beide im Nachteil. Bei einem Grundvermögen von 100 und einem Einsatz von 50 Dukaten unterliegen beide einer ungünstigen Wahrscheinlichkeit, die sich auf 13 Dukaten Verlust für jeden berechnet.
    Wird als Operationsmittel ein Würfelspiel gewählt, so tritt obendrein die Mechanik auf, um der üblichen Wahrscheinlichkeit einen Stoß zu versetzen. Die sechs Seiten des Würfels sind nämlich nicht gleichwertig, und bei tausenden von Würfen würde die 6 öfter oben erscheinen als die 1. Denn die mit ::: bezeichnete Fläche enthält infolge der stärkeren Aushöhlung weniger Substanz als die entgegengesetzte, und bewirkt dadurch, daß in einem ganz exakt gearbeiteten Spielwürfel der materielle Schwerpunkt mit dem geometrischen nicht zusammentrifft. Dadurch gewinnt der Würfel eine zwar schwache, aber auf die Dauer doch merkbare Neigung, die 6 zu bevorzugen und nach oben zu bringen.
    Zur Erörterung eines ferneren Durchbruchs durch die Wahrscheinlichkeit nehmen wir an, daß sich in einem Beobachtungsgebiet Männer und Frauen in gleicher Anzahl befinden, was sich ja im Großen und Ganzen der wirklichen Verteilung der Geschlechter ohne nennenswerten Fehler anschließt.
    Die beobachtende Person nennen wir A. Wenn A sein Haus verläßt, so spricht die Wahrscheinlichkeit ½ dafür, daß der erste Mensch, der ihm auf der Straße begegnet, männlich sein wird. Für den zweiten, dritten, vierten, fünften Menschen verringert sich diese Wahrscheinlichkeit auf 1 / 4 , 1 / 8 , 1 / 16 , 1 / 32 . Anders ausgedrückt: unter 32 Ausgängen des A wird es durchschnittlich nur einmal vorkommen, daß die ersten ihm begegnenden 5 Menschen männlich sein werden.
    Für die Proben auf das Exempel verfährt man am besten, wenn man die Bedingungen nach verschiedenen Tageszeiten verändert; um so genauer wird dann das Ergebnis stimmen.
    Nun nimmt sich A vor, so oft auszugehen, bis er einmal in lückenloser Folge 200 männliche Personen als die ersten ihm begegnenden auf der Straße antrifft. Die Rechnung belehrt ihn, daß er das niemals erleben kann, denn die Wahrscheinlichkeit ergibt hier im Bruchnenner eine ganz 185 unaussprechliche Zahl. Setzt man einen markierten Fisch in den Atlantischen Ozean, mit dem Vorsatz, ihn nach Wochen vom Boot aus mit freier Hand wieder zu ergreifen, so wäre das Gelingen immer noch viel wahrscheinlicher, als das Eintreten des Ereignisses, das dem A vorschwebt.
    Auch die bekannte Aussage der Logik, daß Cajus sterben muß, weil alle Menschen sterblich sind, reicht da nicht heran. Denn für die Möglichkeit, daß Cajus als einzige Ausnahme ewig leben bleiben wird, ergibt sich immer noch die Wahrscheinlichkeit von 1 dividiert nur durch die Milliarden von Menschen, die bis jetzt starben.
    Erachten wir es aber als unmöglich, daß Cajus ewig lebt, so müssen wir es für noch viel unmöglicher erklären, daß A sein Vorhaben jemals verwirklichen könnte, sollte er auch Quadrillionen von Jahren alt werden.
    Aber eines Tags verläßt A sein Haus und erblickt beim ersten Schritt auf die Straße etwas ganz Alltägliches: einen Trupp Soldaten von 200 oder mehr Köpfen, der ihm entgegenkommt. Und in diesem Moment ist jene ganze Berechnung rettungslos durchbrochen . Das Unmögliche wird Wirklichkeit und nicht einmal besonders auffällige.
    Ist nun die Wahrscheinlichkeitsansage dadurch hinfällig geworden? Keineswegs. Sie bleibt, allgemein betrachtet, in Gültigkeit, nur praktisch brauchbar ist sie nicht. Das wäre sie erst dann, wenn es gelänge, die Verkehrsgruppierungen einer Stadt in die Berechnung einzubeziehen, was dann selbstverständlich zu vollkommen anderen Zahlen führen würde.

125. Des Mathematikers Grabschrift
    Quelle: Professor Dr. Eduard Heis: »Sammlung von Beispielen und Aufgaben aus der allgemeinen Arithmetik und Algebra«. Verlag

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