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Das Buch der Gleichnisse

Das Buch der Gleichnisse

Titel: Das Buch der Gleichnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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sitzen sieht, dann wundern sie sich ganz bestimmt.
    Aber bleib sitzen. Und ich wollte dich trotzdem treffen, war sie fortgefahren, weil ich eine Sache sagen wollte.
    Ich habe tatsächlich viel an den Nachmittag damals auf dem Larssonhof gedacht. Es war ja ein bisschen verrückt. Du warst erst fünfzehn. Es war ja sozusagen total verboten, und vielleicht war es deshalb so stark. Aber schön. Das war es.
    Und sie hatte sich daran erinnert, dass er gesagt hatte Und dir auch vielen Dank .
    Sie sprach ziemlich leise, manchmal flüsterte sie beinahe. Es war dieses Und dir auch vielen Dank . Und dann kam sie darauf zu sprechen, wie es gewesen war, wenn sie sich erinnerte, es war nicht verblasst, sondern beinahe aufgegangen und übergequollen, wenn er verstehe, was sie meine. Und da hatte er genickt, für ihn sei es genauso, wenn er sich erinnere, vielleicht noch mehr! Da hatte sie eine kleine Denkpause gemacht und gesagt oder eher gesungen Sturm geht da draußen und schließt des Sommers Tür, zu spät ist’s zu suchen und zu fragen, ich liebe vielleicht weniger als früher, doch mehr, als du je könntest sagen.
    Was ist das, hatte er gesagt. Das »Herbstlied« von Tove Jansson, hatte sie geantwortet, kennst du das nicht? Aber er hatte nur den Kopf geschüttelt und gesagt, je mehr er an jenen Tag denke, desto schöner werde es. Er sagte, dass es ihm inzwischen eigentlich egal sei, wie es in Wirklichkeit gewesen sei. Aber es war gewachsen, und dann pochte es in ihm, es war so unglaublich, es hat vielleicht nicht so viel damit zu tun, wie es war, darauf pfeife ich, sagte er, und sie sagte, so leise, dass er es kaum hören konnte, Rede nicht so viel. Das Wichtige ist, wie es geworden ist, und wie es am Ende ist.
    Aber ist es geblieben?
    »Doch dann bekam ich solche Angst, als du anriefst«, sagte sie nach einer langen Pause. »Ich hatte solche Angst, dass es sozusagen platt würde. Realistisch würde. Nicht wie …«
    »Durchzukommen«, hatte er da gesagt. »Wie die, die eine Erweckung erlebt haben.«
    »Wie meinst du das?«, hatte sie gefragt und die Stirn in Falten gelegt. Ja, da waren mehr Falten jetzt, das sah er.
    Er hatte versucht, es zu erklären. Dass es auch für ihn gleichsam gewachsen war, gleichsam unkontrollierbar, es war, als habe sich die Vorstellungskraft das, was dort in der Küche geschehen war, angeeignet und es so groß werden lassen wie ein Erweckungserlebnis, aber ihm dennoch die Freiheit gelassen. Es war absolut nicht wie mit Hilfe von Jesus erlöst zu werden, oder so.
    Sie dürfe das nicht falsch verstehen, hatte er beinahe in Panik gesagt.
    Er fühlte plötzlich, dass dies mit Erweckung die völlig falschen Worte! waren und dass er nur Angst vor dem Wort Liebe hatte, oder Wunder der Liebe , er war ja zu schüchtern dafür! also musste sie mit Erweckung vorliebnehmen.
    Das auf jeden Fall irgendwie unbegreiflich war, so dass er sich nicht zu schämen brauchte.
    Ja, eigentlich war es vielleicht größer als das religiöse Wunder, und er spürte, dass dies, diese Erklärung, in die richtige Richtung ging, aber dass er es in der Sprache einschnürte, und er redete jetzt fein, und es gab nicht einmal Wörter aus der Skelletmundart, die Heilung bringen konnten, was sollte er sagen? Aber die Vorstellungskraft, fügte er nach einer Weile hinzu, nachdem er sich ermannt hatte, habe es dazu gebracht zu wachsen, beinahe so, dass es gefährlich wurde, und deshalb habe er angerufen. Da hatte sie das Wort wiederholt, als ob es sie zum Nachdenken brächte.
    »Die Vorstellungskraft«, hatte sie ihm nachgesagt.
    Er erklärte ihr, dass sein Großvater das Wort benutzt habe, und er selbst zu denken pflege, Die Vorstellungskraft! Dieser Riesenmuskel! Und da, bei diesen Worten, hatte sie gleichsam die Hand gehoben, wie aus einem hilflosen, unkontrollierten Reflex heraus, und die Worte wiederholt und dann eine Weile geschwiegen, aber danach gesagt:
    »Ich wollte nicht, dass es kaputtgemacht würde. Deshalb habe ich Angst bekommen, als du anriefst. Und es muss jetzt vorbei sein. In Zukunft sehen wir uns nicht wieder. Das ist nicht möglich.«
    »Bist du sicher?«, hatte er gesagt, obwohl ihm fast die Kehle ausgetrocknet war. »Warum denn?«
    »Ganz sicher. Ich will nicht eingefangen sein. Und du willst es auch nicht. Dann sind wir nicht frei.«
    »Es ist wie Erlösung mit Freiheit «, hatte er wie zu sich selbst entgegnet, aber es klang so komisch, dass er eine ausladende Armbewegung machte wie bei einem Scherz. »Ein

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