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Das Buch Der Hundert Vergnügungen

Das Buch Der Hundert Vergnügungen

Titel: Das Buch Der Hundert Vergnügungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson & Dan Kieran (Hrsg.)
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Familie. Denn als Glücksbringer für die nächsten zwölf Monate ist es unerlässlich, dass wir, sobald die Herbstwinde zu wehen beginnen, vor die Tür gehen und zwölf fallende Blätter fangen, oder es zumindest versuchen. Das klingt leicht, aber es ist gar nicht so einfach, wirbelnde, trudelnde, purzelnde Blätter aus der Luft zu pflücken. Und der Wettstreit um besonders bunte oder hübsch geformte Exemplare kann leidenschaftlich werden, wenn ein Windstoß sie in einer dichten Wolke durch die Luft wirbelt – ein wunderbarer, mitunter auch recht wilder Spaß.
    CY

DER BALKON
    Ein guter Balkon ist eine elementare Voraussetzung für einen Tag wohligen Faulenzens. Er kann sich in der 18. Etage eines Hochhauses befinden, wo Sie die Gänseblümchen im Blumenkübel gießen, sich mit einer Flasche Bier im Liegestuhl räkeln und über die vielfältig miteinander verschlungenen Geschichten der Stadt sinnieren. Oder aber im dritten Stock einer Villa in Portugal, wo Sie sich unentschlossen am Grill zu schaffen machen und sich schließlich eine Flasche Rotwein schnappen, während unter Ihnen das Meer träge dahinrollt. Er kann sich auch an Ihrem Arbeitsplatz im vierten Stock befinden, ein Ort heimlicher Zusammenkünfte, kurzer sexueller Begegnungen und demonstrativer Gleichgültigkeit gegenüber der verfluchten Arbeit. Wo auch immer Ihr Balkon ist, genießen Sie das Wichtigste an dem Vergnügen, das er Ihnen bietet: Mit einem Fuß stehen Sie in der Welt, und mit dem anderen stehen Sie draußen.
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WARTEN, DASS DER TEE ZIEHT
    Erzwungenes Nichtstun ist eine seltene Vergnügung. Diese kurzen Momente im Leben, wenn man sich aus irgendeinem Grund gezwungen sieht, einfach innezuhalten und nachzudenken. Im Wartezimmer zum Beispiel, beim Schlangestehen oder auch bloß, wenn man im Zug sitzt. Darauf zu warten, dass der Tee zieht, ist so ein Moment. Die Zeit reicht nicht, um inzwischen irgendetwas zu »tun«, folglich bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als dazusitzen und zu warten, während Ihnen aus lauter Vorfreude auf das dampfende Gold der Mund wässrig wird. Falls Sie doch versuchen sollten, zwischendurch schnell noch etwas zu erledigen, dann werden Sie unweigerlich zu lange oder nicht lange genug dafür brauchen, so dass der Tee entweder zu stark oder zu schwach wird. Die einzige Methode, die erforderliche Zeit exakt abzuschätzen, besteht darin, sich hinzusetzen, nichts zu tun und den Tee zu beobachten. Nur wenn Sie der Kanne Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, werden Sie imstande sein, das volle Aroma des Tees zu genießen, wenn der richtige Moment gekommen ist.
    DK

HERUMDÜMPELN
    Nichts lässt sich damit vergleichen, in einem Boot herumzudümpeln. Von Ratte, Maulwurf und ihren Freunden in Der Wind in den Weiden bis hin zu Jerome K. Jeromes drei Männern in einem Boot haben die arbeitsscheuen Tagträumer noch stets Trost gesucht in der verlangsamten Welt unserer Flüsse und Kanäle. Es gibt keine bessere Methode, um sanft in friedliche Träumereien abzudriften, als in einem treibenden Boot zu liegen und die Augen zu öffnen, um ein Stück Himmel zu sehen oder die Wolken oder sachte schwankende Baumwipfel. Wie die meisten müßigen Vergnügungen ist das Herumdümpeln in einem Boot eine Methode, um das Nichtstun zu rechtfertigen. Es gibt einen Haufen Dinge, mit denen man sich beschäftigen kann – Schleusen wollen bedient werden, das Essen zubereitet und das Boot gesteuert –, doch in Wirklichkeit tun Sie nichts, was irgendjemandem in irgendeiner Weise nützlich wäre. Und das ist wundervoll. Das Bootfahren bringt Sie nirgendwohin, denn mit dem Auto ginge es immer schneller. Das Vergnügen besteht darin, den Moment auszukosten.
    TH

BAUMHÄUSER
    Waren sie ursprünglich dafür konzipiert, den Menschen in luftiger Höhe ein schützendes Obdach zu bieten vor den tödlichen Gefahren, die auf dem Boden subtropischer Regenwälder lauerten, bringen sie uns heutzutage zurück in die Welt der Steinschleudern und Plombenzieher und dienen der Kindheit als Schutz vor der allgegenwärtigen Überwachungsmanie moderner Kindererziehung. Es braucht dafür nichts als den Schrott, der hinter der Hecke liegt, ein paar Dielen oder Bretter vom Müll, Treibholz oder vom Sturm abgerissene Äste, und beim Bauen gibt es nur einen Grundsatz: Es muss groß genug werden, damit zehn Kinder darin Platz finden, und sollte gleichzeitig von außen so klein und wackelig wie möglich wirken, damit neugierige Erwachsene nicht auf die Idee kommen, sich

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