Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
Körper für das tàth meànma brach mit Alyce zu reinigen, lehnte ich ab. Stattdessen blieb ich in meinem Zimmer und meditierte. Alyce hatte mir empfohlen, an dem Tag des Rituals mindestens drei Stunden zu meditieren, um meinen Geist und meine Psyche von negativen Mustern und Verwirrungen oder dergleichen zu reinigen.
    Um elf hatte ich einen Bärenhunger. Mein Magen schrie nach einer Cola light und einem Toast, aber ich widerstand und fühlte mich sehr heldenhaft.
    Am Mittag wollte ich gerade meinen Altar rausholen, da rief Hunter an. Er erklärte mir in neutralem Tonfall, dass er zu Cals und Selenes früherem Haus und an ein oder zwei andere Orte gefahren war, um zu sehen, ob er Cal finden könnte, doch er hatte kein Glück gehabt. » Ich weiß, dass er da war, ich finde Spuren von ihm«, sagte Hunter. » Aber egal, wohin ich komme, er ist immer schon fort, und ich weiß nicht, wohin. Ich hätte nicht gedacht, dass er geschickt genug ist, seine Spur vor mir zu verbergen, sobald ich ihn einmal aufgespürt habe, aber es sieht so aus, als könnte er es.«
    Ich fand, es sei an der Zeit, das Thema zu wechseln. » Ich kann nicht glauben, dass das tàth meànma brach schon heute Abend ist«, sagte ich. » Ich bin ganz schön nervös. Ist das normal?«
    » Ja«, antwortete Hunter. » Komm doch um drei zu uns, dann helfen Sky und ich dir, dich fertig zu machen. Du musst den Tee trinken und das rituelle Bad nehmen, damit du ganz rein bist. Und du musst eine grüne Leinenrobe tragen– Sky hat so eine. Sag deinen Eltern, du würdest mit uns zu Abend essen und erst ziemlich spät nach Hause kommen.«
    » Okay.« Ich war verängstigt und unsicher.
    Seine Stimme wurde weicher. » Es wird alles gut gehen, Morgan«, sagte er. » Du bist stark. Stärker als dir bewusst ist.«
    Nachdem wir uns verabschiedet und aufgelegt hatten, ging ich wieder in mein Zimmer. Ich nahm ein Buch mit magischen Sprüchen zur Hand, das Alyce mir geborgt hatte, und las die Reinigungssprüche, die sie angestrichen hatte, doch mein leerer Magen lenkte mich ganz schön ab. Während ich damit beschäftigt war, nicht zu sehr an etwas zu essen zu denken, ging mir ganz plötzlich ein Licht auf: Mein Hirn war immer noch unglaublich zugemüllt mit Cal– ich dachte unablässig an ihn, grübelte über ihn, träumte von ihm.
    Dann wurde mir klar, dass ich mit ihm reden musste, um ein für alle Mal zu klären, wo wir standen. Meine Gefühle für ihn mussten endlich zur Ruhe kommen, sonst konnte ich nicht weiter gehen und auch nicht an dem tàth meànma brach teilnehmen. Ich musste das irgendwie abschließen, diese ganze innere Verwirrung seinetwegen ein für alle Mal beenden.
    Ich wusste, dass das, was ich tat, womöglich gefährlich war. Doch ich musste es tun. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, fuhr ich zu dem methodistischen Friedhof, wo mein alter Hexenzirkel, Cirrus, Samhain gefeiert hatte. Hier hatten Cal und ich uns zum ersten Mal geküsst.
    Auch heute war ein klarer, kalter Tag, sonnig, mit einer wintertypischen Helligkeit und fast windstill. Ich setzte mich auf den alten Grabstein, den wir damals als Altar benutzt hatten, und zitterte ein wenig vor Nervosität, Adrenalin und Hunger. Würde Cal kommen? Würde er noch einmal versuchen, mir wehzutun? Es gab keine andere Möglichkeit, es herauszufinden, als ihn zu rufen. Ich schloss die Augen, versuchte, nicht auf das Grummeln in meinem Magen zu achten, und schickte ihm eine magische Botschaft. Cal. Komm zu mir, Cal. Dann lehnte ich mich zurück und wartete.
    Früher, als Cal und ich noch zusammen waren und ich ihn gerufen hatte, war er immer innerhalb weniger Minuten gekommen. Diesmal kam es mir vor, als würde ich ewig warten. Mein Hintern auf dem kalten Stein war schon taub geworden, als er endlich auftauchte und sich leise durch die verwilderten Wacholderbäume hindurchschob. Ich war froh, dass es heller Tag war und ich mich nicht mutterseelenallein auf einer dunklen Straße befand.
    » Morgan.« Seine Stimme war eine sanfte Brise, die ich eher spürte denn hörte. Er kam lautlos auf mich zu, als wäre das trockene Laub unter seinen Füßen zum Schweigen gebracht worden. Ich fühlte mich zu seinem schönen Gesicht hingezogen, das verhalten war und gleichzeitig voller Hoffnung.
    » Danke, dass du gekommen bist«, sagte ich, und plötzlich wusste ich ohne jeden Zweifel, dass er gewartet und die Gegend abgesucht hatte, um sicher zu sein, dass ich allein war. Das letzte Mal, als wir uns hier getroffen

Weitere Kostenlose Bücher