Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
wusste ich, dass ich ihn noch nicht loslassen konnte. Ich zeigte auf ihn. » Steh auf«, befahl ich ihm. Als ich die Hand hob, stand er auf, wie eine Marionette. » Steig in mein Auto.«
Stolpernd wie ein Roboter bewegte Hunter sich zu Das Boot. Ich folgte ihm, rückwärts gehend, während ich Cal weiter unter meinem Bann hielt. Hunter stieg mit unbeholfenen Bewegungen in meinen Wagen und ich fischte mit der linken Hand den Autoschlüssel aus meiner Tasche. Dann zeichnete ich einige Sigillen in die Luft– Sigillen, die Cal, wie ich mich erinnerte, so lange bannen würden, bis wir fort waren.
Dann sprang ich auf den Fahrersitz, rammte den Schlüssel in die Zündung, gab Gas und sah zu, dass ich wegkam.
Ich erlöste Hunter, sobald ich vor seinem Haus geparkt hatte. Seine Muskeln spannten sich unverzüglich an, als er wieder Kontrolle über sie bekam.
Ich hatte so viel Angst, dass ich ihn weder ansehen noch darüber nachdenken konnte, was ich getan hatte. Es war, als wäre ich von meiner Kraft übermannt worden, als hätte die Magie mich kontrolliert und nicht umgekehrt. Oder suchte ich nur nach einer Ausrede dafür, dass ich etwas Unverzeihliches getan hatte?
Ich spürte den brennenden Zorn von Hunters Blick. Er knallte die Beifahrertür zu und ging auf unsicheren Beinen zum Haus. Ich fühlte mich schwach und hatte Kopfschmerzen, denn ich hatte nichts gegessen und zu viel Magie gewirkt, doch ich musste mit Hunter reden. Also stieg ich ebenfalls aus und folgte ihm ins Haus.
Sky schaute auf, als ich hereinkam. Sie sah meine verstörte Miene und zeigte wortlos die Treppe rauf. Ich war schon einmal oben gewesen, aber da hatte ich mich nicht groß umgesehen. Jetzt fiel mein Blick in ein Zimmer– Skys Zimmer, wie ich hoffte, denn auf dem Bett lag ein schwarzer BH . Ich ging an einem kleinen Badezimmer mit schwarzweißen Fußbodenfliesen vorbei und stand vor der einzigen anderen Tür. Das musste Hunters Schlafzimmer sein. Die Tür war nur angelehnt, und ich drückte sie auf, ohne zu klopfen– die wagemutige Morgan.
Er hatte weder die Lederjacke noch die Stiefel ausgezogen, lag auf dem Bett und starrte an die Decke.
» Geh weg«, sagte er, ohne mich anzusehen.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Im Augenblick gab es nichts zu sagen. So ließ ich meinen Mantel zu Boden fallen und ging zum Bett, das nur aus einer großen Matratze und einem Lattenrost auf dem Boden bestand und dessen abgenutzte Steppdecke ordentlich darauf ausgebreitet lag.
Als ich mich neben ihm niederließ, erstarrte Hunter und sah mich ungläubig an. Ich dachte, er würde mich augenblicklich vom Bett schubsen, doch er rührte sich nicht, und so rutschte ich vorsichtig näher, bis ich neben ihm lag. Dann bettete ich den Kopf auf seiner Schulter und rollte mich neben ihm zusammen, einen Arm über seiner Brust und ein Bein über seinen. Er lag stocksteif da. Ich schloss die Augen und versuchte, ganz in ihn einzusinken. » Es tut mir sehr leid«, murmelte ich und betete, dass er mich wenigstens so lange bleiben ließ, bis ich mich entschuldigt hatte. » Es tut mir schrecklich leid. Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Ich wusste nicht, was passieren würde. Ich konnte es einfach nicht ertragen, mit anzusehen, wie ihr einander wehtut… oder Schlimmeres. Es tut mir leid.«
Es dauerte lange, bis er sich entspannte, und noch länger, bis er die Hand hob und über meine Haare strich und mich umarmte. Draußen wurde es dunkel, es war spät, und ich hatte noch nicht den besonderen Kräutertee getrunken, den ich vor dem tàth meànma brach trinken sollte. Doch ich lag hier bei Hunter, der mir langsam über das Haar streichelte, und hatte das Gefühl, eine besondere Zufluchtsstätte gefunden zu haben, einen sicheren Hafen– ganz anders als das, was ich mit Cal erlebt hatte. Ich wusste nicht, ob Hunter mir je verzeihen konnte; Cal hatte ich einiges von dem, was er mit mir gemacht hatte, nie wirklich vergeben können. Doch ich hoffte, dass Hunter mehr Größe besaß als ich und einen Weg fand, es mir nicht bis in alle Ewigkeiten vorzuhalten.
Da realisierte ich, wie unglaublich wichtig es mir war, dass er eine gute Meinung von mir hatte, wie wichtig mir seine Gefühle waren und dass ich unbedingt wollte, dass ihm etwas an mir lag und er mich bewunderte, so wie mir etwas an ihm lag und ich ihn bewunderte.
Schließlich holte ich tief Luft und sagte: » Ich liebe dich. Ich will dich. Das hier ist richtig.«
Und Hunter sagte: » Ja«, und küsste
Weitere Kostenlose Bücher