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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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mich, und es war, als entfaltete sich in mir ein ganzes Universum. Ich fühlte mich unendlich, zeitlos, und als ich die Augen aufschlug und Hunter ansah, war er in goldenes Licht gehüllt, als wäre er die Sonne selbst.
    Magie.

12
    Das Brach
    27. Februar 1980
    Daniel ist wieder in England. Er ist schon zwei Wochen weg, und ich weiß nicht, wann er wiederkommt. Aber zurückkommen tut er immer wieder. Die Versuchung ist groß, ihn mit einem Rufzauber zu belegen, damit er früher zu mir zurückkehrt, aber ich widerstehe ihr, und es liegt eine große Befriedigung darin zu wissen, dass er zu mir zurückkommt, weil er nicht anders kann, und nicht, weil ich ihn dazu zwinge.
    Ist das Ehe? Es ist nicht wie die Ehe meiner Eltern, still und ruhig und zweisam. Wenn Daniel und ich zusammen sind, schreien, streiten, kämpfen wir und verachten einander, und dann ringen wir miteinander, fallen ins Bett und lieben uns mit einer Leidenschaft, die ebenso viel mit Hass zu tun hat wie mit Liebe. Und dann im Nachhinein sehe ich wieder seine Schönheit, nicht nur die äußerliche, sondern auch seine innere Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit. Ich liebe und achte sie, auch wenn sie so unschön mit dem zusammenprallt, was ich in mir trage.
    Wir haben Augenblicke der Ruhe und Sanftheit, in denen wir einander bei der Hand halten und uns innig küssen. Dann erhebt Amyranth den Kopf oder seine Studien rufen ihn fort, und wir sind wieder wie zwei wütende Katzen, die man in einem Jutesack in einen Fluss wirft: Verzweifelt fahren wir die Krallen aus und kämpfen ums Überleben, egal um welchen Preis. Und er geht fort und ich versenke mich in Amyranth, denn ich weiß, dass ich es niemals aufgeben könnte. Doch dann vermisse ich Daniel und er kommt zurück und es geht wieder von vorne los.
    Ist das Ehe? Es ist meine Ehe.
    – SB
    Ich weiß nicht, wie lange ich mit Hunter dort lag. Irgendwann verrieten seine regelmäßigen Atemzüge mir, dass er eingeschlafen war. Ich ging nicht davon aus, dass er mir verziehen hatte, nur weil ich ihm gesagt hatte, dass ich ihn liebte, und er mich geküsst hatte. War ich wankelmütig, so schnell nach Cal einen anderen zu lieben? Steuerte ich gerade darauf zu, dass mir wieder jemand das Herz brach? Liebte Hunter mich? Es fühlte sich so an. Doch ich hatte keine Ahnung, ob wir eine Zukunft hatten, wohin unsere Beziehung uns führen oder wie lange sie halten würde. Diese Fragen mussten warten: Jetzt war es Zeit, höchste Zeit, mich für das tàth meànma brach fertig zu machen.
    Behutsam löste ich mich aus seiner Umarmung, verließ das Zimmer und ging mit den Schuhen in der Hand nach unten. Sky war in der Küche, sie las Zeitung und trank etwas Heißes und Dampfendes aus einem Becher. Erwartungsvoll sah sie mich an.
    » Ich erkläre es dir nachher«, sagte ich, müde und erschöpft.
    » Es ist spät«, sagte sie nach einem Moment. » Schon kurz vor fünf. Ich gieße dir deinen besonderen Tee auf.« Sie bereitete eine große Kanne davon zu und ich trank ihn gehorsam. Er schmeckte nach Lakritze und Holz, Kamille und anderen Zutaten, die ich nicht identifizieren konnte.
    » Welche Wirkung hat dieser Tee?«, fragte ich, als ich den Becher ausgetrunken hatte.
    » Also…«, sagte Sky.
    Ich fand es heraus, bevor sie ihren Satz vollenden konnte. Das Geheimnis des Kräutertees war, dass er das System reinigte und im Großen und Ganzen das, was ich mit dem Fasten und dem vielen Wasser, das ich getrunken hatte, angefangen hatte, vollendete. Mein Magen krampfte und ich beugte mich vornüber. Sky, die sich bemühte, ein selbstgefälliges Grinsen zu unterdrücken, zeigte auf das Bad im Erdgeschoss.
    Zwischen krampfartigen Anfällen von… ähm… Darmentleerung meditierte ich und unterhielt mich mit Sky. Ich erzählte ihr von der Begegnung mit Cal und sie hörte mir mit überraschend viel Mitgefühl zu. Ich überlegte– und hoffte auch–, dass mein Fesselspruch nachgelassen hatte und er nicht immer noch in der Kälte auf dem Friedhof festsaß. Ganz bestimmt hatte er nachgelassen. Doch wo war Cal jetzt? War er sehr sauer? Hatte er so wie ich gespürt, dass meine Liebe zu ihm erloschen war?
    An irgendeinem Punkt fragte Sky: » Wie fühlst du dich?«
    » Leer«, sagte ich freudlos und sie lachte.
    » Nachher bist du froh darüber«, meinte sie. » Vertrau mir. Ich habe miterlebt, wie Leute ein brach gemacht haben, ohne vorher zu fasten und ihr System zu leeren. Die haben es hinterher wirklich bereut.«
    Ich schnupperte. » Was

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