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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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vor.“
    Cloud nickte ihr wortlos entgegen, worauf sie auf den Flur zurücktrat. Die Tür lehnte sie dabei nur an.
    „Vielleicht lassen sie dich auch morgen schon gehen“, flüsterte er seiner Frau ins Ohr. „Ich werde mit dem Arzt ein Wort reden.“
    „Ich freue mich auf dich“, erwiderte sie. „Endlich sind wir wieder zusammen. Endlich.“
    Cloud griff nach der Jacke seines Sohnes. Widerstandslos ließ er sich von seinem Vater anziehen, behielt aber ständig seine Schwester im Auge. Nachdem Cloud sich seinen Mantel zugeknöpft hatte, setzte er sich noch einmal auf die Bettkante zu seiner Frau. Im selben Augenblick drang ein leises Husten aus der kleinen Janina hervor. Gleichzeitig öffneten sich ihre Augen. Ihr kleiner Mund verzog sich zu einem Lachen. Zart stupfte Cloud über ihre Nase. Es fiel ihm schwer, aufzustehen und einfach zu gehen. Meni griff nach seiner Hand.
    „Ich liebe dich“, hauchte sie ihm entgegen. „Über alles.“ Nur langsam ließ sie ihn los. Mit traurigen Augen blickte sie Cloud hinterher. Larsen drehte sich vor der Tür noch einmal um. Er sagte nichts, doch auch seine Augen füllten sich mit Tränen.
    Am Rande der Stadt, nicht einsam, dennoch abgelegen, befand sich das kleine Anwesen der Familie Wallis. Ungefähr eine viertel Autostunde vom Nordhospital entfernt. Eine kleine Villa, von einem beachtlichen Grundstück umschlossen. Erst vor wenigen Wochen hatten sie ihr neues Zuhause bezogen.
    Der kalte Novemberwind hatte sich etwas gelegt, als Cloud Wallis mit seinem Sohn das Taxi verließ. Hand in Hand durchschritten sie das Tor, wodurch das Anwesen von der Straße abgetrennt wurde. Ein breiter Weg, rechts und links von niedrigen, gleichmäßig geschnittenen Büschen begleitet, führte sie direkt auf den Eingang zu.
    „Kommt Mama bald nach?“ wollte Larsen nach einigen schweigsamen Minuten wissen. Cloud sperrte die Eingangstür auf.
    „Ich denke, daß sie morgen schon entlassen wird“, antwortete er seinem Sohn, nachdem er die Tür hinter sich verschlossen hatte. „Du hast wohl schon Sehnsucht nach deinem Schwesterlein“, setzte er lächelnd hinzu. Larsen lachte zurück. Mühevoll versuchte er, den Reißverschluß seiner Jacke zu öffnen.
    „Nicht mehr lange, dann haben wir eine nette Haushälterin“, sagte Cloud mehr zu sich selbst. Nachdem er sich seines Mantels entledigt hatte, half er Larsen beim Ausziehen.
    Ein angenehmes Gefühl der Geborgenheit überkam ihn, als er von der Garderobe in das Wohnzimmer trat. Liebevoll hatte seine Frau zwischenzeitlich die Glasvitrinen eingerichtet. Larsen folgte ihm auf den Schritt. Ständig blickte er zu seinem Vater empor. Die Freude darüber, daß sein Vater nun endlich von dieser zweiwöchigen Geschäftsreise zurückgekehrt ist, war in seinem Gesicht nicht zu übersehen. Die ganze Nacht hätte er mit ihm verbringen mögen, doch auf einmal wurde er von Müdigkeit übermannt. Cloud sah dies als Anlaß, seinen Sohn ins Bett zu bringen. Einen anstrengenden Tag hatte er hinter sich, den er gemütlich im Wohnzimmer abklingen lassen wollte.
    Ohne weiteres ließ Larsen sich in sein Zimmer bringen. Es befand sich im oberen Stockwerk, in dem auch das Schlafzimmer der Eltern sowie das Badezimmer untergebracht war. Gähnend kuschelte Larsen sich unter die Bettdecke. Augenblicke später schlief er unter den Augen seines Vaters ein. Cloud knipste das Licht aus. Die Zimmertür lehnte er nur an. Leise begab er sich wieder in das Wohnzimmer. Erschöpft ließ er sich in das Sofa fallen und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Direkt hinter der Couch befand sich eine Fensterfront, die über die gesamte Wohnzimmerlänge reichte. Bei Tage bot sie genügend Sicht auf den hinteren Teil des Anwesens, das beträchtliche Ausmaße hatte. Eingeschlossen wurde das Besitztum von Bäumen, die in gleichmäßigen Abständen in die Höhe ragten. Sowie ein mannshoher Zaun aus Schmiedeeisen gefertigt.
    Eine halbe Stunde nach der anderen verstrich. Immer wieder verfiel Cloud in einen unruhigen Schlaf, aus dem er abrupt wieder erwachte. Nicht mehr lange, dann hatte die Nacht ihren tiefsten Punkt erreicht. Plötzlich, es war, als Cloud wieder in solch einen unruhigen Schlaf verfiel, bewegte sich eine Gestalt auf die Fensterfront zu. Langsam, vorsichtig. Schritt für Schritt näherte sie sich dem Haus. Das Licht des Wohnzimmers war bis auf ein weniges gedämmt. Dicht vor der Fensterscheibe blieb die Gestalt stehen. Nur Umrisse, die zu erkennen waren. Regungslos

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