Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)
die eines uralten Greises.
„Nun gehörst du mir, Cloud Wallis“, flüsterte es ihm zu. Dumpkin zuckte zusammen, riß sich los von diesem Anblick und hetzte seinem Freund hinterher.
„Das Buch, mein Freund“, rief es ihm mit unterdrückter Stimme hinterher. „Vergiß nicht dein Versprechen, vergiß es nicht!“
Dumpkin hatte den Eingang erreicht. Ellinoy hielt ihm den Eichenflügel auf. Hals über Kopf stürzte er auf den Hof. Erst unter dem nahestehenden Baum machte er Halt. Vollkommen fertig lehnte er sich dagegen. Ellinoy wollte ihm folgen, doch das Herannahen eines graumelierten Herrn in ansehnlicher Kleidung hielt ihn zurück.
„Hallo Cloud, mein Sohn“, rief dieser ihm in einem ausländischen Akzent entgegen.
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2. Teil
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1. Kapitel
W iederkehr
Pünktlich landete das Flugzeug auf der Washington Airline Station. Die Rolltreppen wurden an die Schleusen herangefahren. Langsam öffnete sich der Ausstieg. Hilfsbereit stellte sich die Stewardeß auf die Plattform. Mehrere Passagiere verließen die Maschine. Unter ihnen auch ein hochgewachsener stämmiger Mann. Obwohl er die Dreißig noch nicht sehr lange überschritten hatte, wurde sein Gesicht schon von mehreren Falten gezeichnet. Er zog den Kragen seines Mantels etwas enger zusammen, als er das Freie betrat. Ein unangenehmer Ostwind fegte seit mehreren Tagen über das Land. Nachdem er die Rollbahn erreicht hatte, blieb er für einen Moment stehen, blickte um sich, als wolle er auf etwas Ausschau halten. Mit den übrigen Passagieren begab er sich dann in den bereitstehenden Bus, der sie in die Wartehalle beförderte.
In dieser angelangt, ließ er wieder seine Blicke umherwandern. Zig Menschen liefen von einer Richtung in die andere. Einige der Fluggäste, die mit ihm geflogen waren, wurden von Freunden oder Verwandten empfangen, manche begaben sich sofort zur Gepäckausgabe. Mehrere Minuten verstrichen, in denen er nur das rege Treiben beobachtete. Regelmäßig wurden durch Lautsprecher die landenden und abfliegenden Maschinen durchgesagt. Auf einmal horchte er auf.
„Mr. Wallis wird auf Apparat sieben verlangt. Bitte melden Sie sich am Informationsschalter.“ Die Durchsage wurde wiederholt, worauf er direkt auf den Schalter zuging, der nicht weit von ihm entfernt war.
„Wallis“, nannte er seinen Namen, als ihn die Dame an dem Schalter fragend anblickte.
„Auf Apparat sieben“, lächelte sie ihn an und zeigte auf die gegenüberliegende Seite. Mehrere Kabinen, nebeneinander bis zur Zahl neun durchnumeriert. Mr. Wallis nickte ihr dankend zu und begab sich in die genannte Telefonzelle.
„Wallis“, meldete er sich kurz.
„Hallo, mein Liebling“, sprach eine weibliche Stimme.
„Meni, du? – Wo bist du?“
„Ich liege im Krankenhaus. Die Wehen hatten heute morgen eingesetzt. Es ist ein Mädchen“, antwortete sie mit vibrierender Stimme.
„Ein – Mädchen?“ Seine Augen strahlten, als er das sagte. „In welchem Krankenhaus liegst du, ich komme so schnell wie möglich.“
„Im Nordhospital. Station vier, Zimmer sechs.“
„Und Larsen, Wo ist Larsen?“
„Larsen ist bei mir. Er hat schon große Sehnsucht nach dir, mein Liebling.“
„Ich komme so schnell es geht. Ich liebe dich, Meni. Ich liebe dich über alles. Bis bald.“
„Ich liebe dich auch“, hauchte es durch den Hörer. „Ich freue mich auf dich. Sehr.“ Er hörte noch, wie sie einen Kuß auf die Sprechmuschel setzte, dann legte sie auf. Augenblicklich begab er sich zur Gepäckausgabe. Von weitem schon sah er seinen Koffer neben dem Förderband stehen. Nachdem er die Nummer auf dem Koffer mit der auf seinem Gepäckschein verglichen hatte, eilte er auf den Ausgang zu. Mehrere Taxis standen fahrbereit vor der Halle.
„Nordhospital“, sagte Mr. Wallis zu dem Fahrer, der ihm sein Gepäck im Kofferraum verstaute.
Schweigsam blickte er während der Fahrt zum Fenster hinaus. Mehrmals versuchte der Taxifahrer ein Gespräch zu beginnen. Vergeblich. Sein Fahrgast schien nicht für eine Unterhaltung aufgelegt zu sein. Eine dreiviertel Stunde verging, bis sie endlich das Nordhospital am anderen Ende der Stadt erreichten. Mr. Wallis gab ihm den genannten Betrag, holte seinen Koffer selbst aus dem Gepäckraum und schritt zügig auf das Krankenhaus zu.
Station vier, Zimmer sechs. Das Klopfen an der Tür und das Eintreten war eins. Seinen Koffer ließ er
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