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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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Friedhof des einstigen Klosteranwesens. Noch dichter war das Efeu in den vergangenen siebzehn Jahren an den Eisenstäben entlanggewachsen, so daß der Zugang nur noch schwerlich zu vermuten war. Das saftige Grün der Pflanze schien der kalten Jahreszeit zu trotzen. Ein dunkler Fleck, direkt vor dem Efeu auf der Erde liegend, lenkte Svensens Aufmerksamkeit auf sich. Von weitem konnte er nicht erkennen, um was es sich handelte, doch als er sich dessen näherte, zeichneten sich die Umrisse mit jedem Schritt deutlicher und genauer ab.
    „Verstehen sie das?“ Svensen streckte dem Sheriff zum zweiten Male einen toten Vogel entgegen.
    Wilson zuckte ein wenig zusammen. „Das Tor ist angelehnt“, versuchte er Svensen zu ignorieren. „Besser, wir gehen gleich hinein.“
    „Und das hier?“ beharrte Svensen auf seinen Fund. „Wissen Sie, was das zu bedeuten hat?“ Er streckte Wilson den Vogel direkt vor die Brust.
    „Verdammt noch mal, nein.“ Etwas verärgert drückte er Svensens Arm beiseite. Der Officer blickte kopfschüttelnd auf Wilson. Nahezu wütend warf er den Vogel weg. Wilson war eben im Begriff, das Tor aufzudrücken. Nur sachte, so daß es kaum bemerkt werden konnte. Vorsichtig lugte er durch den Spalt in das Innere des Internatsgeländes. Vor dem ehemaligen Lehrerhaus stand er, der schwarze Rangerover. Svensen stellte sich dicht hinter ihn.
    „Das ist er“, flüsterte er Wilson ins Ohr. Dieser blickte an Svensen vorbei auf die Mauer rechts neben ihm. An dem Baum, den die vier Unzertrennbaren immer als Noteingang benutzt hatten, blieb sein Blick haften. Weit erstreckten sich dessen Äste über die Einfassung hinaus.
    „Klettern wir über den Baum“, raunte er Svensen zu. Gleichzeitig machte er einen Schritt zurück. „Dann können wir nicht gleich gesehen werden.“
    Svensen nickte nur. Leise schlichen sie sich an dem Gemäuer entlang. Es bedurfte wenig Anstrengung, das Hindernis zu überwinden. Auf der anderen Seite huschten sie sofort auf das Lehrerhaus zu. Mit dem Rücken gegen die Wand näherten sie sich dem Mauereck, an dem Wilson stehen blieb. Nicht der geringste Laut drang an ihre Ohren. Würde nicht wenige Meter von ihnen entfernt dieser Rangerover stehen, Wilson wäre überzeugt davon, keine Menschenseele hier antreffen zu können. Geraume Zeit verging, ohne daß sie sich von der Stelle rührten. Svensen wurde langsam ungeduldig.
    „Sehen wir uns doch einfach um“, brummte er mißmutig vor sich hin. Wilson reagierte nicht darauf. Ihm war, als hätte er neben der gegenüberliegenden Kirche einen Schatten huschen sehen.
    „Auf was warten Sie?“ drängte Svensen weiter. Nervös legte er seine Hand auf den Griff seines Revolvers. Nun sah er es auch. Über Wilsons Schulter hinweg bemerkte er einen Schatten, der sich von der Kirche aus auf den Speisesaal zubewegte.
    „Haben Sie das gesehen?“ machte er Wilson darauf aufmerksam. Der Sheriff wandte sich um und legte symbolisch seinen Finger auf den Mund. Die Tür des Lehrerhauses wurde von innen geöffnet.
    „Er muß hier gewesen sein“, vernahmen sie eine Stimme. Wilson nahm seinen Hut vom Kopf, um durch die Krempe nicht gleich verraten zu werden. Bedächtig warf er einen schnellen Blick in die Richtung des Einganges. Dicht neben dem Rangerover sah er sie stehen. Arth Champ, Eduard Lony, Cloud Wallis.
    „Sehen wir in der Kirche nach“, schlug Cloud vor. „Irgendwo muß er ja sein. Ich glaube nicht, daß sich das Kaminfeuer von allein entzündet hatte.“
    „Und wenn Er es war?“ äußerte sich Eduard nachdenklich.
    „Du meinst, dieses – Gesicht?“ Clouds Stimme zitterte ein wenig. Plötzlich packte er Eduard am Arm. „Dieses gottverdammte Gesicht“, entfuhr es ihm. „Wir müssen Rouven finden, bevor er uns findet!“
    Eduard blickte von Cloud auf den Chinesen, dann wieder auf Cloud. „Vielleicht sollten wir uns trennen“, meinte er nachdenklich. „Nicht mehr lange, dann wird es dunkel. Ich habe keine Lust, die Nacht hier zu verbringen.“
    „Das wäre das beste“, stimmte Arth sofort zu. „Ich übernehme die Kirche. Geht einer von euch ins Schülerhaus, der andere in den Speisesaal. Würde sagen, wir treffen uns in einer halben Stunde am Eingang vom Schülerhaus.“
    Cloud wiegte seinen Kopf hin und her. „Einverstanden“, stimmte auch er nach einiger Zeit zu. Augenblicklich machten sie sich auf den Weg. Sheriff Wilson wartete, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren.
    „Der Chinese“, flüsterte er Svensen zu.

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