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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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zögerte.
    „Machen Sie schon!“ drängte Goodman. Er hielt es ihm noch dichter vor die Brust. Richmon konnte nur vermuten, daß sich in dem Sack Sallivans Kopf befand. Wütend packte er das Bündel. Das Gewicht war beträchtlich. Goodman machte sich an Sallivans Leiche zu schaffen, solange Richmon das Bündel in das Erdloch warf. Nochmals überzeugte er sich davon, daß sie vom Tor aus nicht beobachtet werden konnten. Als er zurückkehrte, war Goodman eben im Begriff, Sallivan hinauszuzerren. Immer noch befand sich das Seil um die Füße der Leiche geschlungen.
    „Packen Sie mit an!“ befahl er dem Pater. Richmon erfaßte das Ende des Seiles. Er war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. Blinde Wut, gegen die er ankämpfen mußte. Wut gegen sich selbst. Wut gegen seinen gebrochenen Willen, der mehr und mehr auseinander bröckelte. Er fühlte sich plötzlich ergriffen, beherrscht, beinah terrorisiert. Aber von wem? Goodman?
    Dumpf schlug der Körper in dem Erdloch auf. Achtlos warf Goodman das Seil hinterher.
    „Nun der Junge“, schnaubte Goodman. Richmon bekreuzigte sich, als er zum zweiten Mal die Steinhütte betrat. Jeremie tat ihm leid. Unendlich leid. Niemand hatte sich bisher um den Jungen so richtig gekümmert. Nicht einmal sein Vater, der ihn eigentlich nur in das Internat gesteckt hatte, um ihn los zu werden. Nun war er ihn los. Für immer. Längst schon war er benachrichtigt worden. Es kam keine Antwort. Nichts. Und nun? Nun wird Jeremie mit jemandem zusammen in ein Erdloch geworfen. Einfach hineingeworfen, um es danach zuzuschütten. Niemand darf dabei sein. Nicht einmal sein bester Freund. Nicht einmal der. Richmon kostete es enorme Überwindungskraft, den Jungen an den Beinen zu packen. Er war steif. Steif wie ein Brett. Bedeckt mit dem Leintuch trugen sie Jeremie hinaus. Am Grab angelangt, legten sie ihn längs neben das Loch. Richmon wollte ihn sanft in die Grube hinunterlassen. Noch ehe er sich versah, gab Goodman dem Körper einen kräftigen Stoß. Jeremie rutschte unter dem Leintuch hervor und kam neben Sallivan zu liegen. Richmon ekelte der Anblick. Jeremie war vollkommen zerfressen. Ratten, wie Goodman gesagt hatte. Zornig fixierte er den Internatsleiter. Dieser machte sich sofort daran, Erde über die Leichen zu schütten.
    „Sie sind kein Mensch“, entrüstete sich Richmon. Goodman hielt inne. Das erste Mal, daß Richmon den Internatsleiter grinsen sah. Aber es war ein häßliches Grinsen.
    „Ich schon“, murmelte Goodman. „Ich schon.“ Sonst sagte er nichts. Unvermindert begann er weiterhin, das Grab zuzuschütten. Richmon beobachtete ihn eine Zeitlang dabei. Gleichmäßig ertönte das scharrende Geräusch der Schaufel. Der Pater wunderte sich, mit welch einer Ausdauer Goodman die Erde in das Loch schaufelte. Nicht viel Zeit verging, bis die Toten völlig mit Erde bedeckt waren. Pater Richmon faltete die Hände zum Gebet. Lautlos bewegten sich seine Lippen. Minuten, die Richmon ewig erschienen. Das plötzliche Unterbrechen von Mr. Goodman riß ihn aus seiner Versunkenheit. Bis auf einen kleinen Teil hatte Mr. Goodman die Erde auf dem Grab aufgeschüttet. Ein leichter Hügel war entstanden.
    „Holen Sie die Kinder“, forderte Goodman den Pater auf. Richmon atmete tief durch. Wortlos wandte er sich dem Eingang zu. Langsam näherte er sich diesem.
    Champy lief es eiskalt über den Rücken, als er das quietschende Geräusch wieder vernahm. Ein Aufatmen ging durch die Reihen. Die Schüler waren schon ungeduldig geworden. Schwester Maria drängte sich mit Rouven zwischen ihnen hindurch. Sie wollte, daß Rouven als erster an Jeremies Grab anlangte. Hierzu mußten sie an den Unzertrennbaren vorbei. Dumpkin konnte sich nicht beherrschen. Mit dem Ellenbogen versetzte er Rouven einen derben Stoß in die Seite. Rouven tat, als hätte er nichts bemerkt, obwohl ein kurzer Schmerz durch seinen Körper zuckte. Richmon versuchte, Rouvens Blicke zu treffen. Er wollte ihm in die Augen sehen, doch Rouven hielt seinen Kopf ständig gesenkt.
    Das Betreten des Friedhofes von Schwester Maria und Rouven war für die Schüler das Zeichen zu folgen. Einer nach dem anderen traten sie durch das Tor.
    „Mist!“ entfuhr es Champy. Nur langsam bewegte er sich vor. „Ich will da nicht rein“, hauchte er. „Ich will nicht.“
    „So ’ne Scheiße“, fluchte Ellinoy, der ebenso wenig den Friedhof betreten wollte. Genauso Dumpkin und Showy. Zögernd hielten sie sich zurück. Aber es gab keine

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