Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)
linste ebenfalls zwischen den Ästen hindurch. Gerade verschwand eine schwarze Limousine hinter dem Tor. Gefolgt von mehreren Fahrzeugen, einer Polizeieskorte ohne Sirene und Blaulicht. Einige blieben vor dem Tor stehen. Mehrere Beamte stiegen aus und eilten in das Internatsgelände.
„Was machen wir jetzt?“ fragte Showy, der sich auf einmal um vieles wohler zu fühlen schien. Die Nähe der Beamten vermittelte ihm eine gewisse Sicherheit, die ihn aufatmen ließ. Lange hätte er diesem Druck nicht mehr standhalten können. Dieser ständigen Angst, die ihn innerlich aufzufressen drohte. Showy konzentrierte sich nur noch auf die Sheriffs. Ein Gefühl, als würde nun alles vorüber sein. Das Ende eines schrecklichen Alptraumes, den er Tag für Tag, Nacht für Nacht miterleben mußte.
„Vielleicht doch Pater –?“ hauchte Ellinoy.
„Das beste ist, wir gehen einfach rein“, unterbrach ihn Dumpkin. „Mir sitzt immer noch dieses Scheiß Geräusch vom Lager im Nacken. Bestimmt hat es etwas damit zu tun.“
„Frag mal mich“, erwiderte Ellinoy. Schaudernd strich er sich mit dem Finger über die verkratzte Wangen. „Hoffentlich laufen wir Schwester Maria nicht über den Weg“, sagte er mehr zu sich selbst.
Dumpkin trat als erster auf den Zufahrtsweg. Weit und breit war kein Ordnungshüter zu sehen. Champy sprang zuletzt aus dem Wald. Hintereinander begaben sie sich an den Autos vorbei auf das Tor zu. Kaum traten sie hindurch, eilten schon zwei Beamte auf sie zu. Gefolgt von Mr. Larsen, der verständnislos den Kopf schüttelte.
„Mist“, fluchte Dumpkin.
„Wo kommt ihr denn her?“ fragte sie einer der Beamten. Noch bevor Dumpkin etwas darauf antworten konnte, stand Mr. Larsen neben dem Sheriff.
„Wir haben euch schon vermißt“, sagte Mr. Larsen grob. „Geht sofort in euer Zimmer und wartet dort, bis jemand zu euch kommt!“
Dumpkin blickte fragend auf den Beamten. Dieser nickte ihm mit finsterer Miene zu.
Ellinoy musterte indessen das Lehrerhaus, vor dem sich einiges abspielte. Eben wurde die Tür geöffnet. Zwei Männer trugen einen verschlossenen Sarg aus dem Gebäude. Langsam schoben sie ihn auf die Ladefläche des Leichenwagens.
Showy und Champy waren augenblicklich losgelaufen, nachdem Mr. Larsen sie dazu aufgefordert hatte. Regungslos stand Ellinoy da und starrte nur auf das Lehrerhaus. Erst als ihm Dumpkin sachte einen Stoß versetzte, nahm er Mr. Larsen gewahr.
„Komm schon“, raunte er ihm zu. Ungeduldig wartete Mr. Larsen darauf, daß sie endlich seiner Aufforderung Folge leisten würden. Die Sheriffs hatten sich zwischenzeitlich wieder den Geschehnissen zugewandt. Vollkommen verwirrt drehte Ellinoy sich um. Dumpkin zog ihn leicht am Ärmel, worauf er seinem Freund folgte. Als sie sich außer Hörweite befanden, atmete Ellinoy mehrmals tief durch.
„Hast du den Sarg gesehen?“ fragte er ihn. Dumpkin nickte. Vorsichtig drehte er seinen Kopf nach hinten. Erschrocken blieb er stehen.
„Mensch, sieh mal“, machte er Ellinoy aufmerksam. Ellinoy wandte sich um. Mr. Goodman wurde in Handschellen aus dem Gebäude geführt. Mit gesenktem Kopf schritt er zwischen zwei Beamten auf eines der Fahrzeuge zu. Plötzlich fühlte Ellinoy, wie sich ihm etwas näherte. Ein Geräusch, nur sehr leise, machte sie darauf aufmerksam.
Eine schwere Hand legte sich auf ihre Schultern. Der Schreck fuhr ihnen durch sämtliche Glieder. Nur zaghaft drehten sie sich um.
„Sie?“ entfuhr es ihnen wie aus einem Munde, als sie in das Gesicht von Pater Richmon blickten.
„Solltet ihr nicht in euere Zimmer gehen?“ fragte sie Richmon mit strengem Unterton.
Ellinoy lief es eiskalt über den Rücken.
„Was – ist denn passiert?“ getraute sich Dumpkin dennoch zu fragen.
Richmon blickte zu dem Lehrerhaus hinüber. Der Wagen, in den Mr. Goodman gesetzt wurde, verließ eben das Internat.
„Es ist besser, wenn ihr das tut, was euch gesagt wird“, erwiderte Pater Richmon unmißverständlich. Mit zusammengezogener Stirn blickte er ihnen nacheinander in die Augen. „Nun geht!“
Dumpkin zuckte mit der Achsel, löste sich aus Richmons Griff und begann sich in die Richtung des Schülerhauses zu entfernen. Ellinoy wollte ihm folgen, doch Richmon hielt ihn fest.
„Das Versprechen, welches ihr mir gegeben habt, vergeßt es nicht“, flüsterte er ihm zu, nahm die Hand von seiner Schulter und strich ihm unerwartet über die verletzte Wange. Ellinoy wußte momentan nicht, wie ihm geschah. Ständig mußte er an
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