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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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sich bei den Männern um Blutsbrüder, die sich ewige Treue geschworen hätten. Doch damit sei es nun vorbei. Hovi würde einen von ihnen den Göttern opfern.
    Man reichte ihnen die beiden Schwerter. Der Blonde erhielt Helgis Klinge, der Schwarze Gizurs. Die Männer wussten noch nicht, was auf sie zukam, und verharrten unschlüssig in der Mitte der Halle. Erst jetzt erklärte Egil den Sklaven, dass sie auf Leben und Tod gegeneinander zu kämpfen hatten. Dem Gewinner würde die Freiheit geschenkt. Sollten sie sich jedoch weigern zu kämpfen, würden beide sterben.
    Egil reichte ihnen Trinkhörner, die mit schwerem Rotwein gefüllt waren. Das Getränk sollte ihnen die Furcht nehmen und sie angriffslustiger machen. Aber erst als der Hauptmann sie mit einer Lanze bedrohte, begannen sie die Hörner zu leeren.
    Dann kreuzten die Frankar die Klingen, und auf Egils Kommando hin wurde der Kampf eröffnet. Die Männer führten die Schwerter geschickt, und eine Zeit lang sah es so aus, als würde sich der ausgeglichene Zweikampf noch lange hinziehen. Da machte der Blonde plötzlich einen Ausfallschritt. Er stieß mit Helgis Schwert zu und fügte dem Schwarzhaar eine Schulterwunde zu, die sofort zu bluten anfing. Der Getroffene heulte auf. Aber der Schmerz stachelte ihn zu neuer Höchstleistung an. Es dauerte nicht lange, bis auch er mit Gizurs Schwert einen ersten Treffer landete und dem Blonden die Hüfte aufriss. Nach und nach steigerten sich die Männer in ihrer Kampfeswut. Von Weinund Schmerzen berauscht, hieben sie immer heftiger aufeinander ein. Bald spritzte das Blut aus unzähligen Wunden. Doch den tödlichen Schlag hatte noch keiner landen können.
    Da ließ Hovi, der offensichtlich Spaß an dem Schauspiel gefunden hatte, den Kampf unterbrechen, um das Ende hinauszuzögern. Man versorgte die Wunden der Männer und gab ihnen noch mehr Wein.
    Helgi warf Gizur einen Blick zu. Der Kryppa saß auf der gegenüberliegenden Seite des Kampfplatzes. Er beachtete Helgi nicht, sondern starrte auf die Trinkhörner in den Händen der Kämpfer.
    Das Geräusch einer sich öffnenden Tür zog Helgis Aufmerksamkeit auf sich. Er stieß einen keuchenden Laut aus. Olaf zerrte an einer Kette ein nacktes Mädchen hinter sich her in die Halle. Entsetzt erkannte Helgi, dass es Rúna war, die wie ein Hund hinter dem Waffenmeister herkriechen musste. Olaf führte sie vor Hovis Thron und befahl ihr, sich zu setzen.
    Helgi versuchte, Blickkontakt zu Rúna aufzunehmen. Doch ihre Augen starrten ins Leere.
    Egil sammelte unterdessen die Trinkhörner ein. Dann hetzte er die Frankar erneut aufeinander, und der metallische Klang sich kreuzender Klingen erfüllte die Halle. Wie Todfeinde schlugen die einstigen Blutsbrüder jetzt aufeinander ein. Zunächst sah es danach aus, als ob der Blonde einen kleinen Vorteil hätte. Er schien ausdauernder zu sein und trieb den Schwarzhaarigen mit kraftvollen Schlägen vor sich her.
    Plötzlich stolperte der Schwarze in der Rückwärtsbewegung über seine eigenen Füße. Sofort war der Blonde über ihm. Er hob die Klinge über den Kopf, bereit, den tödlichenHieb auszuführen. Da zerrte Egil ihn zurück und erklärte den Kampf erneut für unterbrochen.
    Helgi schrie innerlich auf vor Empörung. Er hatte den Sieg schon vor Augen gehabt!
    Rúna schien von alldem nichts mitzubekommen. Ihr Gesicht war so ausdruckslos, dass Helgi vermutete, sie stehe unter dem Einfluss eines Giftes oder einer Droge.
    Als er wieder zum Platz schaute, wo Gizur gesessen hatte, konnte er den Kryppa nirgendwo entdecken. Auf dem Kampfplatz wurden die Sklaven mit Wein abgefüllt. Egil stand breitbeinig und mit vor der Brust verschränkten Armen bei seinen Soldaten. Doch wo war Gizur?
    Schließlich entdeckte Helgi ihn bei dem Fass, aus dem einer der Soldaten den Wein für die Kämpfer zapfte. Beide hatten bereits mehrere Trinkhörner leeren müssen. Doch Egil glaubte offensichtlich, dass sie noch immer nicht genug hatten. Als der Soldat ein weiteres Horn füllte, das für den Blonden gedacht war, schüttete Gizur in einem unbeobachteten Moment den Inhalt einer kleinen Tonflasche hinein.
    Bevor Helgi protestieren konnte, hatte der Blonde den Wein getrunken, und Egil eröffnete die nächste Runde. Es sollte die letzte sein. Auf Leben und Tod – nun kam es darauf an.
    Zunächst kämpfte der Blonde unvermindert hart und jagte den anderen Mann über den Kampfplatz. Der war kaum noch in der Lage, die Schläge abzuwehren. Da brachte der Blonde seinen

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