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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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Gegner erneut zu Fall. Der Schwarzhaarige ging zu Boden, das Schwert entglitt seiner Hand.
    Gizur stöhnte auf.
    Der Blonde hob Helgis Schwert, um das Herz des anderen zu durchbohren, als er plötzlich in seiner Bewegungerstarrte. Sein Gesicht verkrampfte sich, Blut quoll ihm aus der Nase.
    Sofort griff der Schwarzhaarige nach Gizurs Schwert und rammte es dem Blonden von unten so tief in den Bauch, dass die Spitze auf dem Rücken wieder austrat. Er ließ Helgis Schwert fallen, drehte sich um die eigene Achse und kippte um.
    «Das Schwert hat entschieden!», rief Egil.
    Er nahm dem Schwarzhaar Gizurs Schwert ab und brachte es Hovi. Mit einer triumphierenden Geste hielt der Jarl die Waffe in die Höhe. Der Wettbewerb war beendet.
    Rúna wurde von ihrer Kette befreit und Gizur übergeben. Hovi hatte Wort gehalten: Der Gewinner erhielt nicht nur den Auftrag, sondern auch die Sklavin. Rúna gehörte wieder dem Kryppa.
    Da konnte Helgi sich nicht länger zurückhalten. «Gizur hat den Mann vergiftet», brüllte er. «Er hat eine Giftflasche bei sich. Durchsucht ihn!»
    «Halt dein vorlautes Maul», herrschte Egil ihn an. «Wir haben alle gesehen, dass dein Schwert verloren hat.»
    Eine Handvoll Krieger näherte sich Helgi mit vorgehaltenen Lanzen.
    Tatenlos musste Helgi mit ansehen, wie Gizur zum Sieger gekürt wurde. Der Kryppa erhielt eine mit Silber gefüllte Schatulle, die er sich unter den Arm klemmte. Mit der anderen Hand packte er Rúna und schleifte sie hinter sich her zum Ausgang. Sie verließen den Saal, krachend fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss.
    «Der Kryppa ist ein Mörder und Betrüger!», schrie Helgi.
    Egil kochte vor Wut. «Niemand darf das Urteil des großen Hovi anzweifeln.»
    Doch Helgi überhörte die Worte. Verzweifelt griff er nach der Lanze des Kriegers, der ihm am nächsten stand, und riss sie ihm aus der Hand. Die anderen Soldaten wichen vor dem tobenden Hünen zurück. Die Lanze schwenkend, stürzte Helgi auf den Kampfplatz und hob sein Schwert auf.
    Egil befahl seinen Männern, Helgi zu töten, der sich sofort mindestens dreißig Männern gegenübersah. Um die Gegner auf Abstand zu halten, ließ er das Schwert mit wuchtigen Bewegungen über seinem Kopf kreisen. Doch Egil trieb die Krieger an. Der Kreis um Helgi schloss sich immer enger. Er ließ das Schwert rotieren und versuchte, sich Schritt für Schritt dem Ausgang zu nähern. Aber es war aussichtslos. Wie eine Wand standen die Krieger zwischen ihm und der Tür.
    «Tötet ihn!», brüllte Egil. «Bringt Hovi seinen verdammten Kopf.»
    Da sah Helgi eine Tranlampe, die auf einem Podest stand. Blitzschnell ergriff er sie und schleuderte sie in Hovis Richtung. In hohem Bogen flog das Gefäß über die Köpfe der verdutzten Krieger hinweg und traf den Jarl an der Brust. Brennendes Öl lief aus der Lampe und verteilte sich auf dem purpurfarbenen Seidenstoff, der sofort Feuer fing.
    Hovi stieß einen gellenden Schrei aus. Der Thron begann zu schwanken, dann kippte er um, und der wie eine Fackel brennende Hovi stürzte in seine Hermelinfelle. In Windeseile breitete sich das Feuer aus. Schon züngelten die Flammen an den Wänden empor.
    Niemand achtete jetzt mehr auf Helgi. Während sich die Halle mit Qualm füllte, versuchten die Krieger, den Jarl zu löschen.
    Das war Helgis Gelegenheit. Mit dem Schwert in der Hand floh er aus dem Saal, rannte durch die Vorhalle und riss die Tür ins Freie auf. Doch ein mit einer Axt bewaffneter Krieger versperrte ihm den Weg.
    Als über der Stadt ein Blitz aufzuckte, wurde es für einen Augenblick taghell. In dem gespenstischen Licht erkannte Helgi Swarim, dessen Haar vom Sturmwind zerzaust war.
    «Ich weiß, wer du bist», rief Swarim gegen das tosende Unwetter an. «Das Hurenhaus. Du bist vor Ingvar geflohen.»
    Eine Böe riss am Langhaus und ließ das Dach erbeben.
    Auge in Auge standen sich die beiden gegenüber. Helgi machte sich zum Kampf bereit. Er würde sich von niemandem mehr aufhalten lassen.
    Da ließ Swarim die Axt sinken, trat zur Seite und deutete mit dem Kopf in Richtung der Stadt. «Ingvar hat mir von deiner Sklavin erzählt. Beeil dich. Der Kryppa wird sie nicht freiwillig hergeben.»
    Helgi drängte an Swarim vorbei.
    Über Haithabu zuckte erneut ein grelles Licht auf. Der Blitz setzte das erste Dach in Brand.

49.
    Der erlösende Tod wollte nicht kommen.
    Mit ausgestreckten Armen und Beinen lag der alt gewordene Missionar auf dem Boden der Waldklause und schaute durch das Loch im Dach. Am

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