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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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Weg, der von der Hauptstraße abzweigte, und kamen bald darauf zu einer in das Steilufer eingebetteten Mulde. Diesen Anlandeplatz für Fischer- und Handelsboote bezeichneten die Slawen als
vitten.
Von hier aus wurden der Markt und die Tempelburg beliefert. In der Sohle der Mulde standen mehrere Fischerhütten. Dahinter schlossen sich ein steiniger Strand und schließlich das Meer an.
    Helgi staunte über die vielen Schiffe, die im flachen Wasser festgemacht hatten. Dutzende Kähne, aber auch bauchige Handelsschiffe lagen vor Anker. Ihre Masten schwankten im aufkommenden Wind.
    Im Fischerdorf herrschte zu dieser frühen Stunde schongeschäftiges Treiben. Männer und Frauen pflückten Fische und Krebse aus Netzen oder säuberten die Haken der Langleinen von Tang und Algen. Flundern und Dorsche, aber auch silberglänzende Lachse und armdicke Aale wurden körbeweise auf Handkarren verladen. Die Schlote der Räucheröfen qualmten und verbreiteten einen würzigen Duft.
    Mit knurrendem Magen ritten Helgi, Damek und Ansgar weiter, bis sie zu einem kleinen Küstenwäldchen kamen. Dort saßen sie ab, ließen sich ins Gras fallen und schliefen sofort ein.
     
    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als Damek die anderen mit einer Überraschung weckte. Der Zauberer hatte einen Korb dabei, der bis an den Rand mit Köstlichkeiten gefüllt war. Es gab helles Brot, Salzheringe und Räucherfisch.
    Nachdem sie sich ausgiebig gestärkt hatten, kehrten sie nach Putgarde zurück, wo sie die Pferde an einen Baum banden.
    Auf dem Marktplatz herrschte zur Mittagszeit Hochbetrieb. Hunderte Menschen schoben sich durch die engen Gänge zwischen den Ständen. Sie drängten sich in dichten Trauben um die Auslagen. Händler, die sich keinen Stand leisten konnten, hatten ihre Waren auf Tüchern ausgelegt.
    Helgi kam aus dem Staunen nicht heraus. Fränkische Händler verkauften glänzende Schwertklingen, Messer und Töpferware. Slawen hatten Schüsseln, Krüge, Felle und Honigwachs im Angebot. Männer, die aus den im Osten gelegenen Ländern angereist waren, priesen edle Zobel- und Nerzfelle an. Es gab Fische in allen Größen,Fleisch von Schweinen, Rindern und Wildtieren, frisch, gebraten oder gepökelt. Etwas abseits des eigentlichen Marktgeschehens wurden auf einem separaten Gelände Sklaven angeboten.
    Damek hielt zielstrebig auf einen Stand zu, hinter dem ein Mann auf Kundschaft wartete. Der Händler hatte sich ein Tuch um den Kopf geschlungen, und auch seine bronzefarbene Haut ließ darauf schließen, dass er aus einem Land im Süden stammte. Er verkaufte Stoffe und kostbare Tücher in den verschiedensten Farben. Als der Sarazene Dameks Interesse bemerkte, öffnete er die Lippen und zeigte beim Lächeln seine weißen Zähne.
    Damek sprach den Mann auf Dänisch an. «Woher stammst du?»
    «Ah, meine Freunde – ich komme aus Konstantinopel», erwiderte der Händler. «Ich bin weit gereist, habe den Dnjepr befahren, den Lowat und den Wolchow. Aber all die Mühen und Strapazen habe ich gerne auf mich genommen, um Euch die herrlichsten Tücher zu bringen. Hier   …»
    Er hielt ihnen mehrere Stoffballen zur Probe hier. «Fühlt selbst, meine Freunde. So feines Gewebe bekommt Ihr nur bei Eurem Freund Ibrahim Ibn Rustah.»
    Damek gab ihm die Stoffe zurück. «Ich suche etwas ganz Bestimmtes.»
    «Nur heraus mit der Sprache. Ich habe alles, was Euer Herz begehrt. Seide, Leinen, Wolle – sprecht nur aus, was Ihr haben wollt.»
    «Mich interessieren weniger die Stoffe als vielmehr die Farben, die Ihr im Angebot habt.»
    «Es gibt keine Farbe, die ich Euch nicht besorgen könnte.»
    Damek warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter.Dann beugte er sich zu dem Händler vor und sagte mit gedämpfter Stimme: «Purpur – kennt Ihr das?»
    Der Händler setzte ein gespielt beleidigtes Gesicht auf. «Ts, ts, mein lieber Freund! Diese herrliche Farbe wird aus kleinen Schnecken gewonnen, die im Mittelländischen Meer leben. Und ich will nicht länger Ibrahim Ibn Rustah heißen, führte ich diese Farbe nicht in meinem Angebot.»
    Damek nickte. «Dann verkauft mir drei purpurfarbene Priestergewänder.»
    «Oh!», rief der Händler aus. «Jetzt verstehe ich. Ihr seid Priester des heiligen Tempels, der sich in dieser Burg befindet. Ich habe viel davon gehört.»
    Damek legte rasch einen Finger an die Lippen.
    Rustah verstand. Flüsternd erwiderte er: «Ein Geschäft ist ein Geschäft. Und dieses ist unser Geschäft. Niemand wird etwas davon erfahren.»
    Er

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