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Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden

Titel: Das Buch der Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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Wachturm über den Köpfen der Dänen eine Luke, durch die aus einem Kessel siedendes Öl herabgeschüttet wurde. Die Männer stießen Schreie aus und krümmten sich vor Schmerzen.
    Schnell bargen die Dänen die Verletzten, bevor die Ranen weiteres Öl heranbringen konnten. Als die Schildwälle sich zurückziehen wollten, setzte der Pfeilbeschuss wieder ein. Doch die Pfeile richteten kaum Schäden an, und die Dänen wären ohne große Verluste hinter ihren Wall gelangt – wenn die Ranen nicht in diesem Moment den Feldkampf eröffnet hätten.
    Das Tor öffnete sich, und berittene Tempelsoldaten jagten in voller Rüstung aus der Burg. Einige Dänen flohen in Panik, als sie dies sahen. Innerhalb weniger Augenblicke hatten die Ranen mit ihren Lanzen Dutzende Dänen durchbohrt, und noch immer kamen weitere Reiter aus der Burg. Es entbrannte ein offener Kampf. Die Dänen wehrten sich aus Leibeskräften und beeilten sich, die Schildwälle wieder zu schließen.
    Egil Blóðsimlir schickte Nachschub auf das Feld, und die dänische Übermacht mit ihren Reitern und den restlichen Feldkämpfern stürzte in das Kampfgetümmel.
    Auf dem Hügel lief Eric ungeduldig hin und her. Sein Kurzschwert und das Schwert von Helgi schlackerten an seinem Gürtel. Er wollte dabei sein, wenn Arkona fiel. Stattdessen war er dazu verdammt, auf die Gefangenen aufzupassen. Von all dem Ruhm und all der Ehre würde er nichts abbekommen – rein gar nichts!
    Auch die anderen drei Bewacher hatten es satt, untätig zuzuschauen. Sie hatten Blut geleckt und wollten kämpfen. Nach langer Diskussion entschloss sich Eric, gegenEgils Befehl zu handeln. Er ließ die Männer Stillschweigen schwören und schickte sie in den Kampf. Johlend stürmten sie davon.
    Eric dagegen blieb. Er zog sein Kurzschwert aus dem Gürtel und wandte sich an Helgi und Damek. «Wenn ich euch töte, wird mir niemand vorwerfen können, ich hätte nicht auf euch aufgepasst.»
    Er betrachtete die beiden abschätzend. «Du bist der Erste», entschied er dann und richtete die Schwertspitze auf Helgi.
    Helgi brach der Schweiß aus. Dieses Mal würde Damek ihn nicht retten. Nein, dieses Mal würde ihm nur noch ein Wunder helfen. Eric richtete das Schwert auf Helgi, der den Druck des Stahls auf seiner Brust spürte. Wie aus weiter Ferne hörte er Erics Stimme, der ihn wüst beschimpfte. Zugleich hörte er Damek, der seinerseits Eric anbrüllte.
    Und der Druck der Schwertspitze wurde immer stärker.
    Dann wurde es mit einem Mal völlig still. War das das Ende? Die absolute Stille? Das Nichts?
    Helgi öffnete die Augen – und stellte überrascht fest, dass er weder in Asgard noch in Hel sein konnte, denn Eric stand noch immer vor ihm, und neben ihm saß der gefesselte Damek. Dann sah Helgi das Kurzschwert. Es lag auf dem Boden. Eric hatte es verloren. Der Krieger machte ungelenk einen Schritt rückwärts, wankte, taumelte und fiel dann mit einem dumpfen Aufprall hin. Aus der ungeschützten Stelle seines Nackens zwischen Helm und Kettenhemd ragte der Hirschhorngriff eines Messers.
    Hinter Eric stand ein schmaler, verunsichert dreinblickender junger Mann mit rotem Haar und unzähligenSommersprossen im Gesicht. Er trug eine Mönchskutte, über der ein hölzernes Kreuz hing.
    «Ein Munki», rief Damek aus. «Bei allen Geistern! Wir sind von einem Munki gerettet worden!»
    Der junge Mann hatte seinen Blick starr auf Helgi gerichtet. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Helgi seine Sprache wiederfand. «Ingvar», rief er. «Ingvar – wie ist das möglich?»
    «Du kennst den Munki?», fragte Damek überrascht.
    Aber Helgi antwortete nicht. Er hatte nur noch Augen für seinen Freund, der Erics Schwert aufhob, um damit die Fesseln zu durchtrennen. Kurz darauf waren sie frei, und Helgi umarmte Ingvar so fest, dass dem Kammmacher die Luft wegblieb.
    Und dann begann Ingvar zu erzählen. Ohne eine Pause berichtete er von dem Feuer in Haithabu, von der Hungersnot und dass er sich deswegen den Christen angeschlossen hatte. Er wollte gerade von Odo berichten, als Damek ihn unterbrach und aufgeregt zum Schlachtfeld hinüberdeutete.
    Dort hatte sich das Blatt gewendet. Den Dänen war es gelungen, die Ranen wieder in die Burg zurückzudrängen. Erst im letzten Moment hatten sie das Tor vor den nachrückenden Angreifern schließen können, woraufhin die Tempelsoldaten die Dänen von den Palisaden aus wieder mit Pfeilen beschossen. Die Dänen mussten den Rückzug

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